Windkraft: Netzagentur kürzt Ausschreibungen um fast 50 Prozent

Deutschland investiert weiterhin massiv in Windkraft. Doch für die hochgesteckten Ausbauziele des Bundes gibt es offenbar zu wenig Investoren. Die Bundesnetzagentur reagiert.
Windkraft: BNetzA kürzt Ausschreibungsvolumen um fast 50 Prozent
Eine Windkraftanlage im Bau.Foto: iStock
Von 26. Juli 2023

Der Ausbau der Windkraft läuft momentan nicht so gut wie vom Bund und der Branche selbst erhofft. Die für Energiefragen zuständige Behörde, die Bundesnetzagentur, sucht mehr Investoren, die Windkraftanlagen errichten. Diese Projekte für Windkraftanlagen werden öffentlich ausgeschrieben, und Investoren können ihre Angebote bis zu einem bestimmten Termin einreichen. Der nächste Stichtag ist der 1. August.

Die Behörde setzt für die Ausschreibungen regelmäßig eine bestimmte Menge fest. Zum 1. August wird diese Menge jedoch deutlich reduziert. Der Grund: Die Bundesnetzagentur fürchtet, dass die ausgeschriebene Menge zum wiederholten Mal größer als die eingereichte Gebotsmenge, also die Anzahl an Investoren, sein wird.

Die Kürzungen der Netzagentur seien jedoch zu drastisch, findet der Bundesverband WindEnergie (BWE), wie aus einer Pressemeldung hervorgeht.

Volumen für Windkraft fast halbiert

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek teilte hierzu mit: „Die Bundesnetzagentur reduziert das Volumen für die kommende Ausschreibungsrunde“. Mit diesem Schritt halbiert sich die Menge fast: von ursprünglich rund 3.200 Megawatt auf 1.666 Megawatt. Eine große Windkraftanlage an Land hat in der Regel eine Leistung von zwei bis fünf Megawatt. Die Reduzierung ist die Reaktion darauf, dass es in der Branche nicht so viele Investoren gibt wie erhofft.

Zufrieden ist Heidebroek damit nicht: „Aus unserer Sicht ist diese Kürzung zu umfangreich. Allein aus diesem Jahr liegen noch Genehmigungen im Umfang von 2.145,5 Megawatt vor, die noch nicht an Ausschreibungen teilgenommen haben. Aus den Genehmigungen der Jahre 2020, 2021 und 2022 stehen weitere 1.205,2 Megawatt bereit.“

Insgesamt beläuft sich die potenzielle Gebotsmenge (die Summe der abgegebenen wirksamen Gebote einer Ausschreibung) somit auf derzeit 3.350,7 Megawatt. Vor diesem Hintergrund hält der Verband die Kürzung für überzogen.

Zubau etwas schneller, aber dennoch zu langsam

Der Bundesverband gab am 18. Juli bekannt, wie viele neue Windkraftanlagen im ersten Halbjahr 2023 errichtet wurden. Demnach habe der Zubau in Deutschland weiter zugenommen. Zum Erreichen der Ausbauziele der Bundesregierung sei das Ausbautempo jedoch noch zu langsam.

Im ersten Halbjahr 2023 entstanden 331 neue Onshore-Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 1.565 Megawatt. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres wurden damit etwa zwei Drittel der Windräder gebaut, die im Vorjahr insgesamt aufgestellt wurden.

Der Verband gibt sich optimistisch. Die starken Prognosen der Branchenverbände von 2,7 bis 3,2 Gigawatt für dieses Jahr hält er für erreichbar. Doch selbst das würde nicht ausreichen, um das Ausbauziel von 115 Gigawatt an Windkraft bis zum Jahr 2030 zu schaffen.

Verband hofft auf mehr Investoren

In den beiden bisherigen Ausschreibungsrunden dieses Jahres erhielten Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2.999 Megawatt Zuschläge. Damit ist die Menge der Zuschläge des ersten Halbjahres 2023 fast so hoch wie die des gesamten Vorjahres.

„Um eine rege Teilnahme an künftigen Ausschreibungsrunden und damit den Zubau der kommenden Jahre zu sichern, plädiert der Bundesverband dafür, die Ausschreibungsvolumen nicht unnötigerweise zu beschneiden“, so Heidebroek.

Der Verband empfiehlt, den Höchstwert für die Gebote des Jahres 2024 frühzeitig festzulegen. Damit soll für potenzielle Investoren eine Perspektive gesichert werden. Der Höchstwert „sollte dabei mindestens auf dem Niveau des Jahres 2023 belassen werden, um die noch nicht abgeebbten Preis- und Zinsanstiege abzufedern“, forderte Heidebroek.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion