Wie zu DDR-Zeiten: Ethikrat-Professor fordert Reiseverbot für Ungeimpfte

Ein Professor des Deutschen Ethikrats, der Humangenetiker Wolfram Henn, fordert 2G bei Reisen in der EU und damit ein Ausreiseverbot für ungeimpfte BRD-Bürger.
Titelbild
Ehepaar am Flughafen (Symbolbild).Foto: iStock
Von 23. November 2021

Nicht nur in der Politik, auch in Medizinkreisen wird das Thema Erhöhung der Impfquoten heiß diskutiert. Nun fordert ein Mitglied des Deutschen Ethikrates gegenüber Ungeimpften in einem Punkt schlimmere Zustände als in der DDR.

Reiseverbot – eingesperrt im eigenen Land

In einem Interview mit der „Rheinischen Post“ sagte Ethikratsmitglied Dr. med. Wolfram Henn: „Wir müssen jetzt aus allen Rohren schießen, um das Schlimmste zu verhindern. Impfen, Testen, freiwillige Kontaktbeschränkungen.“

Für Reisen ins EU-Ausland forderte der Humangenetiker die Anwendung der 2G-Regeln. Diese sollten laut Henn generell beim Überschreiten der EU-Binnengrenzen gelten.

Für ungeimpfte Menschen in Deutschland würde dies jedoch einen Zustand bedeuten, der an den in der ehemaligen SED-Diktatur in der DDR erinnert, wogegen dort die Menschen noch ins befreundete sozialistische Ausland reisen durften.

Laut Henn könne man am Flughafen die Einhaltung der 2G-Regeln besonders gut überprüfen. Der Ethikmediziner nannte es „epidemiologisch sinnvoll und ethisch gerechtfertigt“.

Derzeit gelte nach RP-Angaben für die Einreise in die meisten EU-Staaten die 3G-Regel, Reisende müssen also einen Geimpft- oder Genesenen-Status nachweisen oder einen gültigen negativen Corona-Test vorlegen.

Privilegien mit „Haltbarkeitsdatum“

Henn, der auch Professor an der Universität des Saarlandes und langjähriger stellvertretender Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer ist, schlug vor, dem Impfschutz ein Verfallsdatum zu verpassen: „Acht Monate nach der Zweitimpfung sollte der Impfschutz rechtlich verfallen. Das wäre medizinisch begründet und ein großer Anreiz zur Drittimpfung.“

Die Ministerpräsidentenkonferenz sollte den Vorschlag aufgreifen,  meinte Henn und verwies auf das Vorgehen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Intensivstationen voller Ungeimpfter?

„Die Impfung bietet nur einen relativen Schutz. Aber die Infektionsgefahr durch infizierte Geimpfte ist wenigstens verringert, und unter den jüngeren Covid-Patienten auf unseren Intensivstationen sind fast ausschließlich Ungeimpfte“, so der Professor aus Homburg.

Laut DIVI-Tagesbericht sind am 22. November 3.675 Intensivbetten von 19.373 in Deutschland mit Covid-Patienten belegt. 2.704 Betten sind noch frei und es gibt eine 7-Tage-Notreserve von 9.213 Betten. Der aktuelle Lagebericht des RKI vom 18. November berichtet von einer steigenden Anzahl an Impfdurchbrüchen auf den Intensivstationen Deutschlands.

In den Kalenderwochen 42 bis 45 wurden demnach 13,1 Prozent geimpfte Patienten in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre aufgrund von Impfdurchbrüchen in die Intensivstationen aufgenommen und 37,8 Prozent der Altersgruppe +60 Jahre.

Bei den Verstorbenen sind die entsprechenden Prozentsätze 23,1 Prozent und 42 Prozent. Die Altersgruppe der unter 18-Jährigen wurde in dem Vierwochenzeitraum weder in der Intensivstation noch in den Todesfällen aufgeführt.



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