Wessis und Ossis bewerten Russland-Ukraine-Konflikt unterschiedlich
Bei der Bewertung des Ukraine-Konflikts gehen die Meinungen in Ost- und Westdeutschland weit auseinander. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Donnerstagausgaben) hervor, für die Ende Januar bundesweit über 1.000 wahlberechtigte Bürger befragt wurden. Demnach sehen 43 Prozent der Ostdeutschen, die Hauptverantwortung für die Verschärfung des Ost-West-Konfliktes bei den USA – im Westen sind es nur 17 Prozent.
Nur 32 Prozent der Menschen in Ostdeutschland sehen die Hauptverantwortung bei Russland, im Westen dafür 52 Prozent. Insgesamt ist damit eine relative Mehrheit von 49 Prozent der Bundesbürger der Auffassung, dass die gegenwärtige Verschärfung des Konflikts auf Moskaus Konto geht, 21 Prozent machen dafür die USA verantwortlich, sieben Prozent die EU.
Von der Debatte über eine Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energie-Exporten gibt sich die Mehrheit der Befragten unbeeindruckt, auch wenn es hier ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen Ost und West gibt. 50 Prozent halten Russland für einen verlässlichen Erdgas-Lieferanten, im Osten sind es 75 Prozent, im Westen 47 Prozent.
47 Prozent aller Deutschen halten es nach wie vor für richtig, dass die Ostsee-Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland gebaut wurde; 45 Prozent sind dagegen, acht Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Auch hier ist die Zahl der Befürworter im Osten größer: 68 Prozent sind für Nord Stream 2, im Westen sind 44 dafür.
Große Einigkeit zwischen West und Ost herrscht in der Frage, ob es wegen des Russland-Ukraine-Konflikts zu einem Krieg kommen kann: Hier sagt ohne Ost-West-Unterschied eine bundesweite Mehrheit von 53 Prozent, sie habe große Angst davor, dass es zu einem Krieg kommt. Eine direkte Angst vor Russland beziehungsweise den Russen hat aber nur einer Minderheit der Bundesbürger von 20 Prozent. Im Osten sind es sogar nur 12, im Westen 21 Prozent.
Einig sind sich West- und Ostdeutsche auch in der Beurteilung der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Hier sagt eine große Mehrheit, dass gute Beziehungen zu Russland wichtig sind. Vor zwei Jahren waren 94 Prozent der Bundesbürger dieser Auffassung, aktuell sind es 90 Prozent, ohne Unterschied zwischen Ost und West.
Mehr als zwei Drittel der Deutschen sind unzufrieden mit der Rolle, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Russland-Ukraine-Konflikt spielt. 69 Prozent der Befragten antworteten mit „nein“ auf die Frage, ob Scholz sich in ausreichendem Maße engagiere. Lediglich 16 Prozent beantworteten die Frage mit „ja“. Besonders kritisch sehen Wähler von CDU und CSU den amtierenden Bundeskanzler. Von ihnen sagen 88 Prozent, Scholz engagiere sich nicht ausreichend, gefolgt von den Wählern der FDP (76 Prozent) und AfD (73 Prozent). Selbst unter SPD-Anhängern sind 56 Prozent mit dem Einsatz des Bundeskanzlers unzufrieden.
Gleichzeitig plädieren die Deutschen für ein stärkeres Engagement der Europäischen Union. So spricht sich eine große Mehrheit der Bundesbürger dafür aus, dass die europäischen Staaten eine von den USA unabhängige, eigenständige Außenpolitik betreiben sollten, bei der auch russische Interessen berücksichtigt werden. Das sagen 85 Prozent bundesweit. In Westdeutschland sind es 84, in Ostdeutschland sogar 94 Prozent. Nur zehn Prozent (Ost: 2, West: 11 Prozent) sind für eine möglichst enge Anbindung an den Westen und die USA und eine klare Distanz zu Russland.
Ebenfalls eine Mehrheit von 51 Prozent der Deutschen meint, dass in erster Linie die Europäische Union im Russland-Ukraine-Konflikt vermitteln sollte. Nur eine Minderheit von vier Prozent sagen, die USA und Russland sollten allein verhandeln. Dafür, dass die NATO vermitteln sollte, sprechen sich 17 Prozent aus, für Verhandlungen zwischen Russland und einzelnen EU-Mitgliedsländern wie Deutschland oder Frankreich plädieren 20 Prozent.
Laut Umfrage bringen die Bundesbürger relativ viel Verständnis für Russlands Empfindlichkeiten auf und plädieren mehrheitlich (53 Prozent) dafür, dass der Westen alles tun sollte, damit sich das größte Flächenland der Erde als Teil Europas fühlt. Im Osten sagen das sogar 69 Prozent, im Westen 51 Prozent der Befragten. Im Auftrag des RND hat Forsa vom 28. Januar bis zum 1. Februar 2022 insgesamt 1.002 Wahlberechtigte befragt. (dts/red)
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