WerteUnion lockt Mitglieder von Union und FDP mit Angebot

Mit einem beitragsfreien Probejahr will die WerteUnion von Ex-Verfassungsschutzpräsident Maaßen gezielt Mitglieder von den Unionsparteien und der FDP abwerben. Zuletzt hatten offen ausgetragene Personalkonflikte den Start der neuen Formation überschattet.
Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutz-Chef.
Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutzchef.Foto: Martin Schutt/dpa
Von 12. März 2024

Die WerteUnion möchte Mitgliedern der Unionsparteien und der FDP ein spezielles Angebot machen, um diese für die Mitarbeit in der neu gegründeten Partei zu gewinnen. So soll Personen, die bis zu einem Monat vor oder nach Eintritt Mitglied einer der genannten Parteien gewesen seien, der Mitgliedsbeitrag für ein Jahr erlassen werden.

Voraussetzung dafür ist, dass das jeweilige Mitglied einen entsprechenden Antrag stellt. In der Beitragsordnung bestimmt die WerteUnion, dass Mitglieder mindestens 240 Euro an jährlichem Beitrag bezahlen müssen.

Pantel und Weiler bauen Verbände in NRW und Thüringen auf – Mitsch zurück an Bord

Wie „table.media“ berichtet, hat Parteigründer Hans-Georg Maaßen auch erste Personalien für den geplanten weiteren Ausbau in den Ländern genannt. So soll im bevölkerungsstärksten Bundesland NRW die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel eine führende Rolle einnehmen.

In Thüringen, wo sich die WerteUnion im September einen Einzug in den Landtag erhofft, soll Albert Weiler den Verband aufbauen und als Spitzenkandidat zur Verfügung stehen. Der ursprünglich aus Mayen stammende Weiler war bis zu seinem Austritt im Jahr 2002 20 Jahre lang Mitglied der SPD.

Den Ausschlag für seinen Austritt gab deren Entscheidung, 2002 in Brandenburg mit der damaligen PDS zu koalieren. Aus der CDU trat der Verwaltungsfachmann im Januar 2024 aus. In der Corona-Zeit nahm er an maßnahmenkritischen Demonstrationen teil.

In Baden-Württemberg soll Alexander Mitsch den Landesverband aufbauen. Dieser hatte von März 2017 bis Mai 2021 den Verein WerteUnion geleitet und diesen aus Protest gegen seinen Nachfolger Max Otte verlassen. Dieser wollte die WerteUnion der AfD annähern und kandidierte für diese 2022 sogar als Bundespräsidentschaftskandidat.

WerteUnion will Repräsentationslücke zwischen heutigen Bürgerlichen und AfD schließen

Die WerteUnion war mit dem Anspruch angetreten, die „Union 1.0“ zu sein und als solche in authentischer Weise in der Tradition von Konrad Adenauer, Ludwig Erhard oder Helmut Kohl zu stehen.

Nicht nur Parteigründer Maaßen selbst, auch politische Beobachter sehen in der WerteUnion einen möglichen Faktor, der eine Repräsentationslücke schließen könne. Nach dem Ende der Ära Merkel in der Union hatten zahlreiche Gegner des Kurses der Altkanzlerin in Friedrich Merz eine Chance zu einer Kurskorrektur gesehen. Diese ist nach Einschätzung des konservativen Flügels nicht eingetreten.

Ebenso gibt es weitverbreiteten Unmut unter den Mitgliedern und der Wählerschaft der FDP über das Gebaren ihrer Partei innerhalb der Ampelregierung. Erst jüngst ist ein Mitgliederentscheid über ein vorzeitiges Ende der Koalition im Bund deutlich knapper als erwartet gescheitert.

Die WerteUnion will nun ein Angebot an bürgerliche Wähler richten, die sich von Union und FDP entfremdet fühlen, gleichzeitig aber eine Stimmabgabe an die AfD scheuen. Bisherige Versuche, ein „liberal-konservatives“ Projekt in diesem Spektrum zu verankern, verliefen wenig erfolgreich.

„Premiumpartner“ als Stein des Anstoßes

Eine erste Umfrage von INSA hatte der WerteUnion im Januar immerhin ein Potenzial von 15 Prozent bescheinigt. Fünf Prozent hätten sogar erklärt, die WerteUnion „sicher“ wählen zu wollen. Das Potenzial stellt jedoch nur den Bereich aller möglichen Wähler dar. Bislang weist noch kein Umfrageinstitut die WerteUnion gesondert von den „Sonstigen“ aus.

Der erhoffte Anfangselan nach der medial stark beachteten Gründung erfuhr im Februar einen jähen Dämpfer, als mit Max Otte und Markus Krall bekannte Exponenten der WerteUnion nach wenigen Tagen ihren Austritt bekannt gaben. Anlass war eine Äußerung Maaßens, wonach er im Fall einer Regierungsbeteiligung die Union als „Premiumpartner“ betrachte.

Auf X trug ihm dies aus dem Sympathisantenumfeld den Vorwurf ein, zu stark auf Distanz zur AfD zu gehen. Dazu gab es einen Shitstorm, der sich gegen Maaßen richtete. Am Ende machte dieser deutlich, dass er die WerteUnion als den „richtigen“ Teil der Union sehe, aber auch keine „Brandmauern“ kenne.



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