Wer jetzt umzieht, muss mit erheblichen Mehrkosten rechnen
Deutschland ist Mieterland. Über die Hälfte der Bevölkerung (53,5 Prozent) lebte im Jahr 2022 hierzulande laut Statistischem Bundesamt zur Miete. Das war der höchste Wert in der EU. Den niedrigsten Anteil in der EU verzeichnete übrigens Rumänien. Dort lebten nur 5,2 Prozent der Bevölkerung zur Miete.
Berlin neuer Spitzenreiter bei Preissteigerung
Das Wohnen zur Miete wird immer teurer. Vor allem in Berlin und dem Umland der Hauptstadt. So könnte man die Antwort der Ampel auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag zusammenfassen, bei der die Bundesregierung angeben sollte, wie sich die landesweite Angebotsmiete innerhalb der letzten zehn Jahre entwickelt hat. Gefragt wurde auch nach der Entwicklung der Mieten in den größten zehn Städten des Bundeslandes Brandenburg. Basierend auf Zahlen des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung gab sie die folgende Auskunft, basierend auf Mietangeboten für Wohnungssuchende im Internet:
Die höchste Steigerung ist im Umland von Berlin zu verzeichnen. Vor den Toren der Hauptstadt sind die Mieten allein im letzten Jahr um 30 Prozent gestiegen, in Potsdam sogar um 31,2 Prozent. Das ist der größte Anstieg aller Landkreise und kreisfreien Städte bei Erst- und Wiedervermietungen. Gleich danach kommt Berlin mit einer Steigerung um 26,7 Prozent.
Damit ist die Hauptstadt auch zur zweitteuersten Mietstadt Deutschlands geworden. Wer sich in eine durchschnittliche Wohnung einmietet, muss hier inzwischen mit 16 Euro pro Quadratmeter rechnen. Höher als in Berlin liegen die Mieten nur noch in München mit 20,50 Euro pro Quadratmeter.
Gestiegen sind die Mieten aber nicht nur in Berlin und dem angrenzendem Potsdam, sondern auch in weiter abgelegenen, ländlichen Gegenden. Sogar zum Teil um 20 Prozent und mehr, allerdings ausgehend von einem niedrigeren Niveau: In der Prignitz im Nordwesten Brandenburgs, dem am dünnsten besiedelten Landkreis Deutschlands mit durchschnittlich nur 25 Menschen pro Quadratkilometer, stiegen die Mieten von 2022 bis 2023 um 18 Prozent. Wer hierher ziehen will, muss jetzt 7,08 Euro pro Quadratmeter zahlen. Das ist immer noch unterdurchschnittlich im Deutschlandvergleich. Die Prignitz liegt sogar unter dem Bundesdurchschnitt von 7,30 Euro pro Quadratmeter.
Teurer und begehrter wird auch Wohnen im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern: Rund um Stralsund, im Ostsee-Landkreis Vorpommern-Rügen, ist Wohnen jetzt fast 20 Prozent teurer als noch 2022. Rund um die Universitätsstadt Greifswald im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Richtung Grenze zu Polen ist es für neue Mieter 15 Prozent teurer geworden.
70 Prozent teurer als vor 13 Jahren
Die Nettokaltmieten sind in den deutschen Metropolen um 70 Prozent teurer als vor 13 Jahren, so eine Untersuchung des Wirtschafts- und Immobiliendatenanbieters empirica regio GmbH. Damit ist klar, der Bedarf nach neuem und bezahlbarem Wohnraum in Deutschland wächst weiter. Wer kann, bleibt besser in der eigenen Wohnung, so die Analyse. Wer umzieht, muss mit erheblichen Mehrbelastungen rechnen.
Inzwischen liegt die Mietbelastung einkommensschwacher Haushalte deutschlandweit bei 31 Prozent. Bei armutsgefährdeten Haushalten betrug der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen sogar 45,8 Prozent. Haushalte mit einem mittleren Einkommen müssen bei Abschluss eines neuen Mietvertrages im Durchschnitt rund 24 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Miete einplanen, in den Metropolen sind es mit einem Drittel sogar noch mehr.
Die allgemein empfohlene Faustregel besagt, dass man nicht mehr als 30 bis 35 Prozent seines Nettoeinkommens für die Miete ausgeben sollte. Diese Grenze wird in teuren Städten wie München und Frankfurt jedoch oft überschritten. Viele Haushalte in diesen Städten geben über 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus.
Deutschland von Wohnungsnot bedroht
Laut einer Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) klafft bei den jährlichen Bauinvestitionen eine eklatante Lücke von 512 Milliarden Euro. Bei einem jährlichen Wohnungsbaubedarf von 355.000 Wohnungen müssten die Investitionen „um gut 20 Milliarden Euro real jedes Jahr, gemessen am Niveau von 2022, steigen“. Das sagte am Tag der Bauindustrie HDB-Verbands-Präsident Peter Hübner dem „Handelsblatt“. Demnach drohe Deutschland „verstärkte Wohnungsnot“.
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