«Wer den G8-Gipfel einlädt, lädt auch den Protest ein»

Ein G8-Treffen ist ohne sie inzwischen nicht mehr denkbar: Attac. Der Name ist zu einer verlässlichen Kampfansage für jede Gipfelkonferenz der führenden Industrienationen geworden.
Titelbild
Immer wieder demonstrieren Attac-Anhänger bei internationalen Konferenzen. (dpa)
Von 14. Februar 2007

«Wer sich den G8-Gipfel einlädt, lädt sich auch den Protest ein», verkünden die Globalisierungsgegner vom Netzwerk Attac. Seit Monaten planen sie Protestaktionen gegen das Treffen der führenden Industrienationen und Russlands im Ostseebad Heiligendamm im Juni 2007. Sie wollen Straßen sperren, den Flughafen blockieren und auch sonst vor allem stören. Ihr Ziel: Die Staats- und Regierungschefs sollen «völlig von der Infrastruktur abgeschnitten» werden. Die Gruppe der Acht verkörpert für Attac eindeutig das Feindbild von ungerechten Machtstrukturen in einer globalisierten Welt: «Die G8 vertreten nur 13 Prozent der Bevölkerung, treffen aber Entscheidungen für die ganze Welt – ohne demokratische Legitimation», sagt Attac-Sprecher Peter Wahl. Er und seine Mitstreiter sehen Proteste gegen den Gipfel deshalb quasi als «Verpflichtung».

Auch in der öffentlichen Wahrnehmung ist Attac zu einer selbstverständlichen Begleiterscheinung hochkarätiger Gipfel-Treffen geworden. Spätestens mit dem G8-Gipfel in Genua 2001 wurde die Bewegung durch ein gewaltiges Medieninteresse ins öffentliche Bewusstsein katapultiert. 150.000 Menschen hatten sich in Italien zu einem Protestspektakel versammelt, das mit dem Tod eines Demonstranten durch die Kugel eines Polizisten besondere Tragik gewann. Der Grundstein der Organisation wurde bereits 1998 in Frankreich gelegt. Unter dem Dach der «Association pour une Taxation des Transactions financières pour l’Aide aux Citoyens», zu Deutsch «Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohl der Bürger», versammelten sich Umweltschützer, Friedensaktivisten und viele andere zu einem Bündnis mit der Parole: «Globalisierung ist kein Schicksal – eine andere Welt ist möglich».

Das gemeinsame Ziel ist der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit. Die Aktivisten wollen die unbegrenzte Öffnung aller Märkte quer über den Globus verhindern. In den Grundsätzen der Vereinigung heißt es: «Attac will ein breites gesellschaftliches Bündnis als Gegenmacht zu den entfesselten Kräften der Märkte bilden. (…) Die Behauptung, Globalisierung in ihrer jetzt herrschenden, neoliberalen Form sei ein alternativloser Sachzwang, ist reine Ideologie. Wir setzen dem unsere Vorstellung von Globalisierung entgegen: internationale Solidarität von unten.» Hauptgegner von Attac: die Weltbank, die Welthandelsorganisation WTO und der Internationale Währungsfonds IWF.

Seit den Gründerjahren hat sich die Bewegung, die nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 90 000 Mitglieder in über 50 Ländern zählt, thematisch breiter aufgestellt. Die deutsche Attac, die rund 16 000 Mitglieder hat, kämpft auch gegen die EU-Verfassung, die Reformpolitik der Agenda 2010 oder die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Höhepunkt des Protestlebens quer über europäische Grenzen hinweg bleiben aber Veranstaltungen wie der G8-Gipfel. Dabei bemühen sich die Aktivisten, nicht unweigerlich mit Gewalt in Verbindung gebracht zu werden. «Das Thema Gewalt dient manchem dazu, das komplette globalisierungskritische Spektrum zu diskreditieren», beklagt Wahl. Attac hat deshalb im Vorfeld des Gipfels eine Kampagne in den eigenen Reihen zum Gewaltverzicht gestartet.

(dpa)



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