Wenn Eis zum Luxusartikel wird – bis zu 2,50 Euro pro Kugel

Fast alles wird derzeit teurer, das spüren auch die Betreiber von Eisdielen. Logische Konsequenz: Sie geben die inflationäre Entwicklung an ihre Kunden weiter. Das lässt eine Kugel Eis mancherorts auf weit über zwei Euro klettern.
Eis
Ein Eis ist eine willkommene Erfrischung an warmen Tagen. Jedoch müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen.Foto: iStock
Von 12. April 2023

Seit März haben die meisten Eisdielen in Deutschland die Türen wieder geöffnet. Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch hier teilweise drastische Verteuerungen. Mancherorts kostet eine Kugel der süßen Erfrischung bereits 2 Euro und mehr.

Besonders in den großen Städten ist es teuer. In Hamburg oder München kostet eine Kugel Eis oft zwischen 1,70 und 2,50 Euro. In der vergangenen Eissaison waren es 20 oder 40 Cent weniger.

Betroffen sind auch ländliche Regionen. Zwar kostet die Kugel hier nicht so viel, jedoch klettern die Preise auch hier um bis zu 20 Cent in die Höhe. Der „Spiegel“ nennt dazu folgendes Beispiel: In dem 13.000-Einwohner-Ort Wadersloh mitten im Münsterland erhöhte die örtliche Eisdiele den Preis für eine Kugel Eis von 1,10 auf 1,30 Euro – ein Anstieg um 18,2 Prozent.

Ist der Preisanstieg gerechtfertigt?

Im Supermarkt zeigt sich, wie stark sich die meisten Grundnahrungsmittel und Produkte in den vergangenen Monaten verteuert haben. Von diesen Preissprüngen sind auch die Eisdielen betroffen. Davina Utz, eine Eisdielenbetreiberin in München, rechnete dem „Spiegel“ vor:

Für Zucker zahle ich 60 Prozent mehr als im letzten Jahr, für Eiswaffeln 40 Prozent mehr, bei Dextrose sind es über 100 Prozent mehr. Und das Bindemittel Johannisbrotkernmehl kostet mich 250 Prozent mehr.“

Deshalb sei es für Utz unvermeidbar, die Preise erneut zu erhöhen. 2019 habe eine Kugel Eis in ihrer Eisdiele noch 1,80 Euro gekostet. 2022 bezahlten ihre Kunden zwei Euro. In dieser Saison erleben ihre Kunden durch die hohen Einkaufspreise eine regelrechte Preisexplosion: Voraussichtlich 2,50 Euro wird eine Kugel kosten. Dabei soll dieser heftige Preisanstieg laut Utz noch knapp bemessen sein.

Neben den höheren Lebensmittelpreisen müssen die Eisdielen Preissteigerungen in anderen Bereichen beachten. Markus Deibler, der mehrere Eisläden in Hamburg betreibt, muss ebenfalls seine Preise anpassen. 40 Cent mehr kostet bei ihm die Kugel nun. Laut Deibler schlagen auch die höheren Strom-, Lohn- und Mietkosten ordentlich zu Buche. „Wir produzieren unser Eis für 35 Prozent mehr Kosten“, sagte Deibler.

Seit 1985 verteuerte sich die Kugel um über 1.000 Prozent

Jahr für Jahr wurde die Kugel Eis teurer. Deutschlandweit gab es 2022 die teuerste Kugel Eis in München zu kaufen: für 2,10 Euro.

Zum Vergleich: Wie „Spoontainable“ berichtet, kostete eine Kugel im Jahr 1985 im Schnitt noch 30 Pfennig (15 Cent). 2022 lag der durchschnittliche Eispreis in Deutschland bei 1,47. Wird von einer Steigerung von weiteren 20 Cent in dieser Saison ausgegangen, so beträgt die Preissteigerung (seit 1985) 1.013 Prozent.

Wie setzt sich der Preis zusammen?

Betreiber einer Eisdiele müssen verschiedene Kosten abdecken und benötigen wie jeder Unternehmer auch einen Gewinn. Dabei setzt sich der Preis für eine Kugel zum Preis von 1,50 Euro wie folgt zusammen.

  • 0,32 Euro kosten die Zutaten für eine Kugel Eis. Die Kosten variieren stark aufgrund Sorte und Herstellungsart.
  • 0,38 Euro des Preises gehen an das Personal. Die höheren Kosten lassen sich unter anderem auf den steigenden Mindestlohn zurückführen.
  • 0,24 Euro muss der Endverbraucher als Mehrwertsteuer bezahlen. Dabei ist es ein Unterschied, ob das Eis vor Ort oder to-go gegessen wird.
  • 0,25 Euro decken die Mietkosten ab.
  • 0,19 Euro fließen in Marketingmaterialien, Reparaturen und das Inventar der Eisdiele.
  • 0,12 Euro bleiben in der Regel als Gewinn übrig.


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