Weniger Silvesternotfälle in den Corona-Jahren

In den vergangenen beiden Silvesternächten lag die Zahl der Notfallbehandlungen in Deutschland deutlich unter dem Niveau der Jahreswechsel 2018/19 und 2019/20. Nach Einschätzung der Barmer Krankenkasse könnte das mit den Corona-Beschränkungen zusammenhängen.
Silvester gibt es vor allem Brände und Unfälle im Zusammenhang mit Silvesterraketen und Böllern.
Ein Silvesterfeuerwerk birgt auch Verletzungsgefahren.Foto: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa
Von 30. Dezember 2022

Die Zahl der behandlungsbedürftigen Notfälle war zu den Jahreswechseln 2020/21 und 2021/22 deutlich niedriger als in den Vorjahren. Das belegen statistische Berechnungen der Barmer Krankenkasse.

Die Barmer geht davon aus, dass der starke Rückgang mit den Böllerverboten und den Kontaktbeschränkungen durch die Ansammlungsverbote zusammenhängen könnte. „Die Vermutung liegt nahe“, schreibt das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND).

Diagnosen nicht berücksichtigt

Die Barmer hatte die Fälle der bei ihr eingereichten Versichertenabrechnungen zu Silvester und Neujahr vor und während der Corona-Pandemie nach jenen „Zuschlägen“ gefiltert, die der Krankenkasse speziell bei einer Notfallbehandlung in Rechnung gestellt werden. Die Daten der zurzeit rund 8,7 Millionen Barmer-Kunden wurden dann „auf die Gesamtheit der gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland“ hochgerechnet.

Fälle von Privatversicherten tauchen in der Statistik also nicht auf. Auch die exakten Diagnosen der zutage geförderten Notfälle fanden keine Berücksichtigung. Es wurden damit auch ambulante Notfallbehandlungen mitgezählt, die mit typischen Feuerwerksverletzungen nichts zu tun hatten.

Deutlicher Rückgang

Zum Jahreswechsel 2021/22 hatte es insgesamt rund 128.000 Fälle von Notfallbehandlungen gegeben, darunter knapp 62.000 an Silvester und 66.000 an Neujahr. Im Jahr davor, also zum Jahreswechsel 2020/21, wurden rund 111.000 Notfälle registriert – 55.000 an Silvester, 56.000 an Neujahr.

Zum Jahreswechsel 2019/20 war das Thema Corona zwar schon vereinzelt in der Presse aufgetaucht – irgendwelche Beschränkungen oder Verbote aber hatte es nicht gegeben. Die Zahl der zuschlagsberechtigten Notfälle lag mit rund 157.000 Fällen an den beiden relevanten Tagen deutlich höher als in den Folgejahren. Davon fielen gut 80.000 auf den Silvesterabend, 77.000 auf Neujahr.

2018/19 waren sogar fast 184.000 Notfälle gezählt worden: Rund 105.000 Menschen mussten sich noch vor Mitternacht in Notfallbehandlung begeben, knapp 79.000 in den Stunden nach dem Jahreswechsel.

Sicherster Jahreswechsel im ersten „Corona-Jahr“

Der mit einigem Abstand „sicherste“ Silvesterabend der Jahre 2018 bis 2021 fand somit am ersten „Corona-Silvester“, dem 31. Dezember 2020, statt. „Nur“ 55.000 Notfälle gab es damals laut Barmer-Statistik. Mit 105.000 Notfällen hatte die Vergleichszahl am 31. Dezember 2018 fast doppelt so hoch gelegen. An Silvester 2019, dem letzten Tag des Vor-Corona-Jahres 2019, wurden gut 80.000 Notfälle verbucht.

Auch das „sicherste Neujahr“ gab es zum ersten Corona-Jahreswechsel 2020/21: Mit „nur“ rund 56.000 Notfallbehandlungen hatten die Ärzte am 1. Januar 2021 rund 21.000 Patienten weniger zu versorgen als zu Neujahr 2020 (77.000 Notfälle). Neujahr 2019 lag mit knapp 79.000 versorgungsbedürftigen Fällen in etwa auf demselben Niveau.

Silvesternächte: Mehr Stress für Notärzte

Neujahr und Silvester gehören zusammen mit den Weihnachtsfeiertagen hierzulande zu den verletzungsträchtigsten Tagen eines jeden Jahres. Für das Jahr 2021 weist das Statistische Bundesamt nach Angaben des Nachrichtenportals „n-tv.de“ insgesamt rund 9,8 Millionen ambulante Notfallbehandlungen in Krankenhäusern aus – im Durchschnitt rund 26.850 Fälle pro Tag. Im Jahr 2020 hatte die Gesamtzahl der ambulanten Notfälle mit gut 9,4 Millionen noch etwas niedriger gelegen.

Bundesregierung gegen Böller

Zum Jahreswechsel 2021/22 hatte die Bundesregierung ein generelles Böllerverkaufsverbot verhängt. In manchen Bundesländern gab es auch Ansammlungs- und Tanzverbote. Für ungeimpfte Menschen wurden mancherorts gesonderte Kontaktbeschränkungen erlassen. Bereits im Vorjahr hatte es ein Verkaufsverbot für Silvesterböller und Kontaktbeschränkungen und Ver- und Ansammlungsverbote gegeben.

Zwei Wochen nach dem Jahreswechsel 2021/22 übergab ein Bündnis von Umwelt- und Tierschützern sowie Ärzten eine Petition mit mehr als einer halben Million Unterschriften für ein dauerhaftes und vollständiges Böllerverbot in Deutschland an das Bundesinnenministerium. Zum Jahreswechsel 2022/23 besteht aber offenbar wieder eine weit größere Nachfrage nach Feuerwerkskörpern aller Art.



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