„Weitere Zusammenarbeit für uns unmöglich“: Heftige Reaktionen nach Aus für Uwe Steimle beim MDR

Der MDR hat am Mittwoch verkündet, seine Zusammenarbeit mit dem im Osten populären Kabarettisten und Schauspieler Uwe Steimle zu beenden. Grund sei dessen Vorwurf, der öffentlich-rechtliche Sender sei zu wenig staatsfern. Zuschauer sehen diesen nun bestätigt.
Von 4. Dezember 2019

Was der „Spiegel“ bereits Ende Oktober gemutmaßt hatte, ist seit Mittwochnachmittag (4.12.) offiziell: Der MDR hat seine Zusammenarbeit mit dem vor allem in Ostdeutschland populären Kabarettisten Uwe Steimle beendet. Auf Twitter teilt der Sender mit:

„Die @mdrde-Sendereihe „Steimles Welt“ wird 2020 nicht fortgesetzt. Der MDR sieht keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Zur Begründung heißt es weiter:

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Wiederholt hat Uwe Steimle in öffentlichen Äußerungen die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks infrage gestellt, so etwa 2018 in einem Interview mit der ‚Jungen Freiheit‘. In diesem Interview wirft Herr Steimle dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter anderem mangelnde Staatsferne vor. Der MDR hat schon damals öffentlich klargestellt, dass diese Aussage für ihn nicht akzeptabel ist.“

„Seit Wochen einen Grund gesucht, um mich loszuwerden“

Die „Bild“-Zeitung zitiert Programmchef Wolf-Dieter Jacobi mit den Worten: „Mit seinen neuerlichen öffentlichen Vorwürfen gegen den MDR wegen mangelnder Loyalität ihm gegenüber ist nun der Punkt erreicht, der eine weitere Zusammenarbeit für uns unmöglich macht.“ Jacobi und Unterhaltungschef Peter Dreckmann hätten Steimle am Mittwoch zu sich zitiert und ihm ihre Entscheidung verkündet.

Im Schweriner „Polizeiruf 110“ hatte Steimle 16 Jahre lang den Hauptkommissar Jens Hinrichs gespielt. Seit 2013 fährt er im Rahmen seiner eigenen Sendung „Steimles Welt“ in einem Wartburg 312 durch Sachsen und stellt dort Land und Leute vor. Steimles Sendungen garantieren bis dato überdurchschnittlich hohe Einschaltquoten.

Steimle äußerte sich gegenüber Bild „maßlos enttäuscht“. Dass, wie einige MDR-Zuschauer in sozialen Medien argwöhnen, sein Rauswurf drei Tage nach Vorstellung der „Kenia“-Koalition ein Willkommensgeschenk an die Grünen gewesen sein könnte, scheint er für wenig wahrscheinlich zu halten.

Er geht vielmehr davon aus, dass die Entscheidung von langer Hand geplant war:

„Meine Sendung war ein Farbtupfer, bildete unserer Lebenswirklichkeit ab. Ich habe meine Arbeit immer ordentlich gemacht. Die Entscheidung erinnert an fatale Zeiten. Man hat seit Wochen einen Grund gesucht, um mich loszuwerden.“

Twitter-Nutzer werfen MDR Dünnhäutigkeit vor

Man habe versucht, ihn „in die rechte Ecke zu drängen“. Dass man so eine Sendung „opfert wegen einer Nichtigkeit“, zeige, „wie wenig Vertrauen man in seine Zuschauer hat“.

Bereits im August hatte der „Spiegel“ Ankündigungen des MDR, den Bereich Kabarett und Satire „inhaltlich neu aufzustellen“, dahingehend gedeutet, dass der in Ostdeutschland bekannte und populäre Kabarettist und Schauspieler künftig nicht mehr dort auftreten soll. Steimle bezweifelte diese Einschätzung und verwies auf vier geplante Sendetermine für das kommende Jahr.

In sozialen Medien regte sich nach Bekanntwerden der Entscheidung harsche Kritik am MDR. Ein Twitter-Nutzer „Kai“ erklärt:

„Ich bin fassungslos über die Kündigung eines kritischen Satirikers und Schauspielers. Mich erinnert all dies an die Maßregelung durch Staatsrundfunksender von totalitären Systemen und Diktaturen und bestätigt in fataler Weise Uwe Steimles These über die Nicht-Staatsferne des MDR.“

Eine weitere Nutzerin fordert, den „ör Rundfunk aufzulösen und die Pensionen für einen Fonds zur Entschädigung der Opfer des ör Rundfunks zu verwenden“.

Der „PinguMania Blog“ schreibt:

„#MDR beweist Humor:

Der aktuelle ARD-Chef ist zwar Merkels ehemaliger Pressesprecher, aber Aussagen zur ‚mangelnden Staatsferne‘ sind ‚nicht akzeptabel‘. ?

Politisch eher links orientiert

Ruben Blenheim meint:

„Er war nicht auf Linie, passt nicht ins Propagandafernsehen. Deshalb muss er gehen. Es ist wirklich beschämend, was Menschen, die sich mit Zwangsabgaben anderer durchs Leben schmarotzen, für Entscheidungen treffen.“

Steimle war politisch schwer einzuordnen. Auf der einen Seite eröffnete er als „Kommissar Hinrichs“ im Schweriner „Polizeiruf 110“ dem Publikum Erkenntnisse wie jene, dass zunehmender Metalldiebstahl Ausdruck eines „Abstiegs der Mittelschicht“ sei und ließ sich 2009 für „Die Linke“ in die Bundesversammlung entsenden. Andererseits unterzeichnete er zusammen mit Persönlichkeiten wie Thilo Sarrazin oder Henryk M. Broder die „Gemeinsame Erklärung 2018“, die sich gegen die Migrationspolitik von Kanzlerin Angela Merkel wandte, und kritisierte die politische Ausrichtung öffentlich-rechtlicher Medien.

Antiamerikanische und israelfeindliche Äußerungen, verbunden mit Sympathiebekundungen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, brachten Steimle Vorwürfe ein wie jenen, zu einer „Querfront“ zu gehören oder „Verschwörungstheoretiker“ zu sein. Ein grüner Kommunalpolitiker aus Dresden erstritt sich vor Gericht das Recht, Steimle als „völkisch-antisemitischen Jammer-Ossi“ bezeichnen zu dürfen.

In Ostdeutschland schätzte man vor allem seine Authentizität. Das Publikum hatte bei Steimle stets den Eindruck, es mit jemandem zu tun zu haben, der die Befindlichkeiten der Ostdeutschen, insbesondere der Sachsen, kenne und diese zum Ausdruck bringe.

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