Weidmann weist IWF-Aufforderung zu extrem expansiver Geldpolitik zurück
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann weist die wiederholte Aufforderung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an die Notenbanken zurück, eine extrem lockere Geldpolitik zu betreiben. „Ich würde die Aussichten für die Weltwirtschaft nicht zu schwarz malen“, sagte Weidmann im Interview mit der „Welt“. Die Verlangsamung der wirtschaftlichen Dynamik in China sei auch Ausdruck einer Normalisierung.
„Mit Blick auf Europa sehe ich nicht, dass eine noch expansivere Geldpolitik die Wachstumskräfte dauerhaft stärken würde. Dafür sind vielmehr wachstumsfördernde Reformen notwendig“, erklärte Weidmann. Im Übrigen gingen die derzeit sehr niedrigen Inflationsraten vor allem auf den gesunkenen Ölpreis zurück. Nachdem sich die Anzeichen für eine Abkühlung in China verdichtet hatten, schob die US-Notenbank Fed ihre vielfach erwartete Zinssenkung ein weiteres Mal auf. Da dies den Euro an den Devisenmärkten tendenziell verteuert, spekulieren manche Marktteilnehmer nun auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf Weidmanns Fürsprache können sie dabei aber offensichtlich nicht zählen: „Noch mehr billiges Geld kann uns kein nachhaltiges Wachstum kaufen“, sagte er der „Welt“. Für die Geldpolitik des Euro-Raums spiele der Wechselkurs eine Rolle, soweit er sich auf Konjunktur und Preise auswirke. „Im Moment gehe ich aber davon aus, dass unsere konjunkturelle Grundeinschätzung im Kern intakt bleibt. Deshalb spekuliere ich auch nicht über mögliche Reaktionen der Geldpolitik auf ein Szenario, dass ich so nicht sehe.“ Auch die Forderung, dem IWF weitere Kompetenzen bei der Früherkennung von Finanzkrisen zu geben, wies Weidmann zurück. Schon jetzt evaluiere der Währungsfonds regelmäßig den Finanzsektor und die Aufsichtsbehörden in den einzelnen Ländern. „Mein Eindruck ist, dass die nationalen Behörden diesen Empfehlungen ein hohes Gewicht zumessen“, sagte Weidmann. „Daher sehe ich auch keinen Grund, dem Fonds weitere Kompetenzen zu übertragen.“
(dts Nachrichtenagentur)
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