Wegen Sprachdefiziten: SPD fordert Kita-Pflicht ab vier Jahren
Die Berliner Landes-SPD will eine Kita-Pflicht ab vier Jahren einführen. Denn laut einer neuen statistischen Erhebung habe jedes sechste Kita-Kind in Berlin Sprachdefizite.
Die SPD will mit der Maßnahme Sprachdefiziten Abhilfe verschaffen, doch so einfach scheint das nicht. Denn CDU, FDP und Grünen sehen den Vorstoß kritisch und werfen der Partei „Schein-Politik“ vor.
Die Argumente der SPD-Abgeordneten Melanie Kühnemann-Grunow (47), die den Antrag nach Angaben der „Berliner Zeitung“ für den Parteitag durchgesetzt hat, klingen vorerst logisch: „Bei Kindern, die keine Kita besuchten, hätten mehr als die Hälfte Sprachdefizite.“ Und dem müsse ein Ende gesetzt werden. Im Oktober soll dann der Landesparteitag dazu beraten.
Derzeit besuchen in Berlin bereits 95 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen die Gratis-Kita. Die ca. 3000 Nicht-Kita-Kinder seien per Gesetz verpflichtet, sich im Alter von vier Jahren einem Sprachtest zu unterziehen, um möglichen Förderbedarf frühzeitig und vor Schulbeginn festzustellen.
Doch die Bezirke setzen Bußgeldforderungen bei Nichteinhalten der Voruntersuchung selten um, so dass das Sprachdefizit von ein paar hundert Kindern bis zur Schulpflicht vorerst nicht diagnostiziert wird.
Den Druck auf die Bezirke erhöhen, lehnt Kühnemann-Grunow ab, stattdessen fordert sie die Kita-Pflicht für alle Kinder ab vier Jahre. Die Pflicht für alle habe „etwas Egalitäres“. Sie traue zudem den Bezirken auch nicht, sagt sie gegenüber dem „Tagesspiegel“.
Auch würde die geänderte Gesetzeslage ihrer Ansicht nach dazu führen, dass Kinder, die zwar in der Kita angemeldet sind, aber nur sporadisch hingingen, auch zum regelmäßigen Besuch verpflichtet würden. Somit könnten auch bei diesen Kindern zu große sprachliche Defizite vermieden werden.
An Scheinheiligkeit kaum zu übertreffen
Die FDP, CDU und Grüne teilen diese Ansicht nicht. Das Problem sei gar nicht, dass zu wenig Kinder die Kita besuchten. Stattdessen gebe es derzeit nicht ausreichend Kita-Plätze gemessen an der Nachfrage und auch sei die Sprachförderung in den Kindergärten nicht ausreichend gegeben.
„Nur mehr Kinder in die Kita zu bekommen, wird das Problem nicht lösen, auch das pädagogische Konzept muss darauf abgestimmt werden“, kritisiert der FDP-Bildungspolitiker Paul Fresdorf und warf der SPD Scheinheiligkeit vor. Ein Kita-Besuch sei keine Garantie, dass das Kind auch sprachlich gefördert würde.
CDU-Bildungspolitiker Dirk Stettner kritisiert ebenfalls den SPD-Vorstoß:
Bevor wir neue Verpflichtungen beschließen, sollte die Erfüllung der bestehenden Verpflichtungen erst einmal umgesetzt werden.“
Selbst die Grünen, die die grundsätzliche Position der SPD für eine frühe Kita-Pflicht teilen, kritisierten das SDP-Vorhaben: Es sei überhaupt eine große Herausforderung für Land und Bezirke, den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu garantieren.
Statt eine Kita-Pflicht von vier Jahren zu diskutieren, müsse es darum gehen, zumindest Kindern, die Sprachförderung bräuchten, einen Platz zu bieten, so die jugend- und bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Marianne Burkert-Eulitz. Alles andere seien „eher Scheindebatten“. (nh)
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