Wasserstoffkernnetz genehmigt – nächstes Jahr soll es in Betrieb gehen

Mit 9.040 Kilometern Länge wird das Netz zwar 600 Kilometer kleiner als geplant, das werde den Hochlauf von Wasserstoff in ganz Deutschland aber nicht beeinträchtigen, so Minister Habeck.
Die Bundesnetzagentur hat grünes Licht für den Plan von Minister Habeck zum Bau wichtiger Wasserstoff-Leitungen in Deutschland gegeben (Archivbild).
Die Bundesnetzagentur hat grünes Licht für den Plan von Minister Habeck zum Bau wichtiger Wasserstoffleitungen in Deutschland gegeben (Archivbild).Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times23. Oktober 2024

Die Bundesnetzagentur hat grünes Licht für den Bau von Wasserstoffleitungen in ganz Deutschland gegeben. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Pressekonferenz in Berlin mit. „Heute ist das Wasserstoffkernnetz entschieden. Es ist noch nicht fertig – aber es wird jetzt gebaut werden“, sagte er.

Seit Beginn der Gespräche bis zur Genehmigung des Kernnetzes habe es nur zweieinhalb Jahre gedauert. Das sei „ziemlich rekordverdächtig“, so Habeck. „Bereits im kommenden Jahr werden erste Wasserstoffleitungen des Kernnetzes in Betrieb gehen.“

Der Bau solle sukzessive beginnen, Teilstrecken sollten bereits vor dem Zieljahr 2032 fertig werden.

Netz wird kleiner als geplant

Mit einer Gesamtstrecke von 9.040 Kilometern wird das Netz allerdings deutlich kleiner als zunächst angenommen. Mehr als 600 Kilometer strich die Bundesnetzagentur aus dem ursprünglichen Plan heraus. Bundesnetzagenturpräsident Klaus Müller begründete das mit dem Abbau von „Redundanzen“ und Anbindungsleitungen, die nicht im Kernnetz gebraucht würden. Habeck betonte, dass kein Bundesland ohne Anschluss bleibe und es sich um einen „atmenden Prozess“ handele.

60 Prozent des Gesamtnetzes sollen durch die Umwidmung bestehender Erdgasleitungen entstehen. Müller betonte, dass die Versorgung mit Erdgas trotzdem gewährleistet bleibe: „Wir bauen auch zusätzliche Erdgasleitungen, um genau den Aspekt der Versorgungssicherheit im Erdgas, den wir noch eine ganze Weile brauchen, zu ermöglichen.“ Allein das werde zwei Milliarden Euro kosten. Es werden Gesamtkosten in Höhe von 19,8 Milliarden Euro erwartet.

Das Netz soll von der Privatwirtschaft gebaut und betrieben sowie über die Entgelte der Nutzer finanziert werden. „Da es jedoch am Anfang relativ wenige Abnehmer geben wird, können die Investitionskosten nicht voll auf die Nutzer umgelegt werden – daher werden die Netzentgelte gedeckelt“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Ein sogenanntes Amortisationskonto soll dafür sorgen, dass geringe Einnahmen in der ersten Phase später durch höhere Einnahmen ausgeglichen werden.

Regierung: Wasserstoff als Energieträger der Zukunft

Die Bundesregierung setzt große Hoffnungen auf grünen Wasserstoff als klimafreundlichen Energieträger. Das Wasserstoffkernnetz soll die wichtigsten Leitungen der künftigen Wasserstofftransport- und -importinfrastruktur umfassen. Habeck verglich das Projekt mit den Autobahnen im Straßennetz. Nach Angaben der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber soll das Netz jährlich bis zu 278 Terawattstunden an Energie in Form von Wasserstoff transportieren können. Das entspreche einem Drittel des heutigen Erdgasverbrauchs, betonte der stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung, Ralph Bahke.

Verbände wie die Deutsche Energie-Agentur (dena) begrüßten die Genehmigung als „richtungsweisend“. Der Verband kommunaler Unternehmen gab zu bedenken, dass das Kernnetz allein nicht ausreichen werde, um viele Unternehmen aus Industrie und Mittelstand anzuschließen, die künftig auch auf gasförmige Energieträger angewiesen sein würden. Dafür brauche es dringend Verteilnetze, erklärte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Auch fehlten den Verteilnetzbetreibern bislang die rechtlichen Grundlagen zur Umrüstung bisheriger Netze auf grüne Gase.

„Nord-Süd-Schieflage“: Union kritisiert Verteilung der Netze

Die Union kritisierte, dass südliche Regionen wie große Teile Baden-Württembergs und Bayerns laut den Plänen vorerst nicht ans Kernnetz angeschlossen werden sollen. CDU-Energiepolitiker Andreas Jung beklagte eine „Nord-Süd-Schieflage“ und sprach von einem „Tiefschlag gegen den Süden“, der so nicht hingenommen werden könne. „Weite Teile Baden-Württembergs werden schlicht abgehängt.“

Habeck erklärte, dass hier wirtschaftliche Erwägungen und die Effizienz des Netzes eine Rolle gespielt hätten. Ihm persönlich sei es wichtig gewesen, dass zunächst einmal alle Bundesländer angeschlossen seien. Alles andere sei „nicht in Stein gemeißelt“, betonte er.

„Dass wir im Jahr 2045 klimaneutral werden wollen – als die Bundesrepublik Deutschland –, ist ein Beschluss der Großen Koalition“, sagte Habeck. Dass es für dieses Ziel auch notwendig sei, für einen Ersatz für Erdgas zu sorgen, hätte man auch schon früher bedenken können. „Was wir also tun, ist, nachzuholen, was man auch vor zehn oder vor 20 Jahren hätte schon anschieben können.“

(dpa/afp/red/tp)

 

 



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