Was bedeutet der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche für Mensch und Haustier?
Bei einem Wasserbüffel in einer Herde aus dem Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg, wurde Anfang Januar erstmals nach 36 Jahren in Deutschland eine Infektion mit der Maul- und Klauenseuche (MKS) festgestellt. Der genaue Ursprung des jetzigen Ausbruchs und woher das Virus stammt, ist unbekannt. Fest steht allerdings, dass das jetzt in Brandenburg gefundene Virus nah verwandt ist mit MKS-Viren im Nahen Osten und Asien.
Doch was genau bedeutet der jetzige Ausbruch für den Menschen und seine Haustiere? Was genau ist die MKS eigentlich und wie erkenne ich sie?
Was ist die Maul- und Klauenseuche (MKS)?
Die MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren (Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine). Aber auch viele Zoo- und Wildtiere (zum Beispiel Giraffen, Kamele, Flusspferde, Elefanten) können an MKS erkranken. Die MKS ist in Deutschland zuletzt in Niedersachsen im Jahr 1988 aufgetreten. In der EU trat sie zuletzt 2011 in Bulgarien auf.
Ist MKS für die Menschen gefährlich?
Die MKS ist an sich eine reine Tierseuche und ist in der Regel nicht auf den Menschen übertragbar. Daher besteht für Menschen keine Gefahr. In der Vergangenheit gab es nur vereinzelt Infektionen beim Menschen, die unmittelbaren und intensiven Kontakt zu erkrankten Klauentieren beziehungsweise zum ausgeschiedenen Virus hatten. Dabei kam es in seltenen Fällen zu gutartig verlaufenden Erkrankungen.
Produkte von erkrankten Tieren wie Milch und Fleisch stellen laut Friedrich-Loeffler-Institut keine Gefahr für Verbraucher dar.
Auch für Haustiere besteht keine Gefahr, jedoch können sie das Virus übertragen.
Wie stecken sich Tiere an?
Die MKS wird am häufigsten durch den Kontakt zwischen erkrankten und empfänglichen Tieren übertragen. An MKS erkrankte Tiere verbreiten das Virus in großen Mengen mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, aber auch mit Speichel, Milch, Dung und der Atemluft. Es besteht zudem ein hohes Risiko für eine indirekte Ansteckung über beispielsweise kontaminiertes Futter, Gegenstände oder Fahrzeuge.
Der Mensch kann die Seuche durch nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung, Schuhe oder Hände übertragen und weitertragen.
Welches Virus steckt hinter MKS?
Die Maul- und Klauenseuche wird hervorgerufen durch Viren des Genus Aphthovirus der Familie Picornaviridae. Es gibt sieben Serotypen (O, A, C, Asia 1, SAT1, SAT2, SAT3), die in zahlreiche Untertypen und Stämme unterteilt werden. Es hat eine sehr hohe Widerstandskraft gegenüber der Außenwelt. Im Erdboden, in Abwässern oder Jauche sowie gefroren – auch in Gefrierfleisch – bleibt es lange ansteckungsfähig. Eingetrocknet in Haaren, Kleidern, Schuhen, Heu et cetera kann es über Monate bis Jahre überleben.
Wo kommt MKS her?
Die MKS kommt in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas nach wie vor endemisch vor. Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.
Durch das Verfüttern von solchen Speiseabfällen an heimische Tiere kam es im Jahr 2001 zu einem verheerenden Ausbruch in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern. 2007 gab es in Großbritannien einen Ausbruch durch die Verschleppung aus einem Labor.
Wie hoch ist die Sterberate und was wird bei einem Ausbruch getan?
An der Seuche selbst sterben je nach Tierart nur etwa 2 bis 5 Prozent der erkrankten Tiere. Bei jungen Tieren liegt die Sterberate erheblich höher. Doch da es keine Behandlungsmöglichkeit gibt und eine Übertragung schwer auszuschließen ist, wird ab einem einzelnen infizierten Tier der ganze Bestand eines Hofes getötet und unschädlich beseitigt, damit die Tierseuche sich nicht weiter ausbreitet.
Denn MKS ist leicht zu übertragen und hat eine kurze Inkubationszeit, was zu einer schnellen Ausbreitung der Seuche führen kann.
Woran kann ich MKS erkennen?
Das Virus verursacht flüssigkeitsgefüllte Bläschen an den Schleimhäuten des Nasen-Rachenraumes, am Kronrand der Klauen und an den Zitzen. Die Tiere haben durch die Mundschleimhautveränderung oftmals verstärkten Speichelfluss. Nachdem die Bläschen geplatzt sind, werden die Schleimhautverletzungen durch bakterielle Keime besiedelt, was zu schmerzhaften Folgeinfektionen führen kann. Dadurch stellen die Tiere das Fressen ein und zeigen Lahmheiten, da das Laufen Schmerzen verursacht. Daher ist oftmals ein Trippeln und Heben der Klauen, um die Schmerzen zu vermindern, zu beobachten. Außerdem geht die Infektion mit Fieber einher.
MKS ist seit Jahrhunderten bekannt.
Gibt es eine Impfung gegen die MKS?
Grundsätzlich ist eine Impfung gegen MKS in der EU seit 1991 verboten. Eine Notimpfung ist nur im Seuchenfall bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen erlaubt. Für diesen Zweck wurden EU-weit MKS-Antigenbanken eingerichtet, in denen Impfstoffe gegen MKS-Viren gelagert werden. Die MKS-Antigenbank kann nach Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe innerhalb weniger Tage herstellen, schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut.
Was wurde im aktuellen Fall getan, um eine Ausbreitung zu verhindern?
Beim aktuellen Fall soll es sich um ein lokales Geschehen handeln. Eine Ausbreitung auf andere Tierbestände wurde bislang nicht festgestellt. Trotzdem wurde vorsorglich die Keulung von empfänglichen Tieren aus benachbarten Betrieben angeordnet und teilweise auch bereits durchgeführt. So wurden laut Thüringer Bauernverband bereits 170 Schweine, 55 Schafe und Ziegen sowie drei Rinder getötet. Auch wurden bereits Sperrzonen eingerichtet.
Für die betroffene Region wurde ein mehrtägiges Tiertransportverbot in der Region und aus der Region eingerichtet.
Können Bauern und Tierhalter entschädigt werden?
Verschiedene Bundesländer haben Tierseuchenfonds oder Tierseuchenkassen eingerichtet, die jedoch nur direkt betroffene Landwirte entschädigen. Tierhalter können entschädigt werden, falls ihre Tiere im Zuge einer Seuche auf Anordnung eines Amtstierarztes getötet wurden.
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