Wald zwar nicht „praktisch verschwunden“ – Zustand jedoch besorgniserregend

Die jährliche Zustandserhebung des Bundesagrarministeriums weist einen schlechten Zustand für den deutschen Wald aus. Vor allem Kiefern haben Kronenschäden.
Der Zustand der Wälder in Deutschland blieb 2022 nach neuen bundesweiten Daten angespannt.
Der Zustand der Wälder in Deutschland blieb 2022 nach neuen bundesweiten Daten angespannt.Foto: Patrick Pleul/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa
Von 22. März 2023

„Praktisch verschwunden“, wie es Minister Habeck in Brasilien formuliert hatte, ist der Wald in Deutschland noch lange nicht. Die Waldzustandserhebung 2022 des Bundesagrarministeriums zeigt jedoch, dass die aktuelle Situation auch weit von einem Idealzustand entfernt ist. Ressortchef Cem Özdemir erklärt, der deutsche Wald sei „ein Patient, der unsere Hilfe braucht“.

Die Baumschäden bleiben dem Bericht zufolge „weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“. Der Bericht, aus dem die „Deutsche Presse-Agentur“ zitiert, spricht von „keinen deutlichen Verbesserungen des Waldzustands“ im Vorjahr. Immerhin sei gegenüber 2021 aber auch „keine deutliche Verschlechterung“ festzustellen.

Leichter Hoffnungsschimmer bei Buchen – Sorge um Kiefern

Wie die „Welt“ berichtet, leiden vier von fünf Bäumen unter sichtbaren Schäden in ihren Kronen. Die mittlere Kronenverlichtung im Schnitt aller Baumarten ist immerhin von 26,7 auf 25,9 Prozent gesunken. Ein Anlass zur Entwarnung sei dies jedoch noch nicht.

Die Kronenschäden waren dem Bericht zufolge bei 35 Prozent der betroffenen Bäume weiterhin „deutlich“. Das bedeutet, dass schon mehr als ein Viertel der Krone licht war. Eine Kronenverlichtung zwischen 11 und 25 Prozent, was als „Warnstufe“ gilt, wiesen 44 Prozent der Bäume auf. Nur 21 Prozent der Bäume hatten volle Kronen, die als wesentlicher Faktor für die Baumgesundheit gelten.

Besonders der Zustand von Kiefern hatte sich im Vorjahr deutlich verschlechtert. Nur noch „historisch niedrige“ 13 Prozent dieser Bäume verfügen über eine volle Krone. Hingegen stieg der Anteil der Kiefern mit deutlichen Schäden von 25 auf 28 Prozent.

Entwicklungen im Wald seit 1984 erhoben

Verbessert hat sich der Zustand der Kronen hingegen bei Fichten, Buchen und Eichen. Hier ist der Anteil der deutlich geschädigten Bäume rückläufig – allerdings liegt er mit zwischen 40 und 46 Prozent weiterhin hoch. Allerdings haben mittlerweile wieder 21 Prozent der Buchen volle Kronen gegenüber 16 im Vorjahr.

In welchem Zustand sich der Wald in Deutschland befindet, erhebt das Ministerium seit 1984. Es handelt sich um eine Stichprobenauswertung. Die Erfassung betrifft Nadel- oder Blattverluste sowie Verfärbungen der Belaubung oder Benadelung ausgewählter Bäume auf festgelegten Dauerbeobachtungsflächen. Der Zustand der Kronen erfährt eine Kategorisierung anhand von vier „Schadstufen“.

Das bundeseigene Thünen-Institut rechnet die Länderdaten zu einem deutschlandweiten Ergebnis hoch. Wald bedeckt rund ein Drittel der Fläche Deutschlands.

Agrarministerium will 900 Millionen Euro in Anpassung investieren

Minister Özdemir sieht den Klimawandel als den wesentlichen Faktor für den Zustand des Waldes. Dieser verstärke Trockenheit, Waldbrände begünstigende Hitze, Stürme und den Schädlingsbefall. Außerdem belasteten Stickstoffeintrag aus der Landwirtschaft und dem Verkehr den Wald. Sie störten das Bodenleben und beeinflussten die Konkurrenz zwischen Pflanzenarten.

Özdemir will nun auf mehr Mischwälder statt Monokulturen setzen und insgesamt 900 Millionen Euro in einen entsprechenden Umbau von Wäldern investieren. Erforderliche Anpassungen betreffen unter anderem die Förderung von klimaresistenten Baumarten. Dazu kommen Maßnahmen zur Reduzierung des Stickstoffeintrags und der Erhöhung der natürlichen Dynamik im Wald.

Energiewende-Projekte haben nicht nur positive Folgen für den Wald

Die Errichtung großer Windparks und flächenintensiver Solarparks hat unterdessen sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Waldzustand in Deutschland. Auf der einen Seite sind Wind- und Solarenergie erneuerbare und klimafreundliche Energiequellen, die helfen können, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dies kann wiederum die Anfälligkeit der Wälder für Dürre, Stürme, Schädlinge und Waldbrände verringern.

Auf der anderen Seite erfordern Wind- und Solarenergie große Flächen für die Installation von Anlagen und Leitungen. Dies kann zu Waldrodung oder -fragmentierung führen – und damit zu Beeinträchtigungen von Biodiversität, Wasserhaushalt, Bodenschutz und der Erholungsfunktion der Wälder.

Die genauen Auswirkungen hängen jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Zu diesen gehören Standort, Größe, Design und Management der Wind- und Solarparks sowie die lokalen ökologischen Bedingungen. In Kanada finden seit einiger Zeit Tests von vertikalen Solartürmen statt. Sie gelten als mögliche Alternativen zu flächenintensiven Parks.

(Mit Material der dpa)



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