Wagenknecht warnt vor einem Übergreifen des Krieges auf Europa und Deutschland

Das BSW stellte sein Wahlprogramm in Berlin vor. Wagenknecht wirbt für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Die Kanzlerkandidatin sieht Deutschland in den kommenden vier Jahren an einem Wendepunkt.
Sahra Wagenknecht ist das Gesicht ihrer jungen Partei BSW - vor allem im Wahlkampf (Archivbild).
Sahra Wagenknecht geht als Kanzlerkandidatin für die nach ihr benannte Partei BSW ins Rennen.Foto: Fabian Sommer/dpa
Von 18. Dezember 2024

Mehr Geld für Bildung, mehr Wohnungen, Frieden auf Erden, keine unkontrollierte Migration, bezahlbare Energie – kurz und knapp lassen sich die Themen umreißen, mit denen BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht ihre Partei erstmals in einen Bundestagswahlkampf führt. Am heutigen Mittwochvormittag stellte die Partei ihre Kampagne im Verlauf einer Pressekonferenz in Berlin vor, die live auf „YouTube“ zu sehen war.

Verschärfte Kriegsgefahr für Deutschland

Zunächst war es an der zweiten Parteivorsitzenden neben Wagenknecht, Amira Mohamed Ali, die Eckpunkte des Programms detaillierter vorzustellen, gelegentlich gewürzt mit moderater Schelte für die anderen Parteien. Damit begann die Co-Vorsitzende, indem sie der CDU und deren Kanzlerkandidat Friedrich Merz vorwarf, er werde an den aktuellen Zuständen hierzulande nichts ändern.

Die Union wie auch alle anderen Parteien seien bereit, mehr Geld für Rüstung auszugeben und so die Kriegsgefahr für Deutschland zu verschärfen. „Der Krieg kommt auch zu uns“, sagte sie mit Blick auf die Waffenlieferungen an die Ukraine und die Stationierung von amerikanischen Mittelstreckenraketen auf deutschem Boden.

Amira Mohamed Ali kritisierte auch das niedrige Rentenniveau. Es sei dafür verantwortlich, dass es immer mehr arme ältere Menschen gäbe. Es reiche auch nicht, wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sage, dass das Rentenniveau nicht weiter sinken dürfe. Die 44-jährige Juristin forderte daher ein Rentensystem nach österreichischem Vorbild, in das jeder – auch Beamte – einbezahlen würde. Beim deutschen Nachbarn läge das Rentenniveau daher um rund 800 Euro höher.

Wohnungen fehlen, doch die Baubranche liegt am Boden

Mehr Geld für Schulen und Kliniken ist eine weitere Forderung, mit der das BSW in den Wahlkampf geht. Mohamed Ali prophezeite, dass die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die angespannte Situation verschärfen werde. Kliniken müssten eine gute Versorgung bieten, sie dürften nicht auf Renditen schauen.

„Unhaltbar“ nannte sie die Situation an Deutschlands Schulen angesichts von rund 50.000 jungen Menschen, die ohne Abschluss bleiben. Abgesehen von dem großen Sanierungsbedarf der Gebäude, fehle es an Lehrern. Immer mehr Unterrichtsausfall, zu große Klassen und immer mehr Aufgaben, die auf Lehrer abgewälzt würden, zählte sie auf und fragte: „Wie soll denn da gute Schulbildung funktionieren?“

Es müssten endlich die richtigen Prioritäten gesetzt und ins Schulsystem investiert werden. „Wir müssen dafür sorgen, dass alle Kinder eine gute Schulbildung bekommen – für eine gute Zukunft, auch für einen guten Arbeitsplatz.“

Bei der Wohnungspolitik warf die Co-Vorsitzende den Altparteien Versagen vor. Die Mieten eskalierten hauptsächlich in den Ballungsgebieten. Es sei „doch Irrsinn, dass in Deutschland 800.000 Wohnungen fehlten, aber die Baubranche am Boden liegt“. Gescheitert sei nicht nur die Ampelregierung, „die hier viel versprochen und sehr, sehr wenig eingelöst hat“. Die „katastrophale Lage“ auf dem Wohnungsmarkt sei auch das Ergebnis von 16 Jahren CDU-geführter Bundesregierung, „die vor allem den sozialen Wohnungsbau komplett entkernt hat“. Es müsse darum gehen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, „und eben nicht nur Luxus-Lofts in begehrter Zentrumslage“.

Irreguläre Migration bekämpfen

Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt werde zudem „durch unkontrollierte Migration weiter verschärft“. Das gelte auch für die sozialen Sicherungssysteme, für das Gesundheitswesen und die Schulen. „Alles wird immer stärker belastet, weil zu viele Menschen zu uns kommen, die kein Aufenthaltsrecht haben“, betonte sie. Das Land wünsche sich weniger Migration. Daher „braucht es hier endlich klare Regeln, die auch eingehalten werden“.

Das sei auch im Interesse der Menschen, „die ursprünglich mal aus dem Ausland zu uns gekommen sind und heute selbstverständlich mit uns leben und arbeiten“. Die irreguläre Migration müsse man auch bekämpfen, damit die Menschen, „die einen tatsächlichen Anspruch auf Asyl haben“, gut integriert werden könnten. Die innere Sicherheit, Recht und Ordnung müssten „endlich durchgesetzt werden“. Man könne nicht länger einfach zusehen, wie Kriminalitätsstatistiken steigen. Es müsse gehandelt werden, denn es gehe auch um die soziale Sicherheit und hier allen voran um die Arbeitsplätze.

Wirtschaftsstandort in „größter Gefahr“

So sieht das BSW den Wirtschaftsstandort Deutschland „in größter Gefahr“. Jedes dritte Unternehmen habe angekündigt, im nächsten Jahr Arbeitsplätze abzubauen. „Es ist dringend Zeit, dass wir in unserem eigenen Interesse unsere eigenen Interessen in den Mittelpunkt stellen und eben nicht Wirtschaftskriege führen mit unseren wichtigsten Handelspartnern und Energielieferanten.“ Die Interessen Deutschlands seien nicht „deckungsgleich“ mit denen der USA. Dabei nannte sie „das unsinnige Verbrenner-Aus“ oder die hohen Energiekosten, die durch Sanktionen verursacht worden seien. Das habe die Autoindustrie in die „falsche Richtung getrieben“.

Wagenknecht: Westliche Dominanz am Ende

Sahra Wagenknecht sieht die Welt im Umbruch. Die westlich dominierte Globalisierung, „die Hegemonie des Westens“, habe ein Ende gefunden. Aus den Machtverschiebungen ergäben sich Instabilität und immer mehr militärische Konflikte wie in der Ukraine oder im Nahen Osten. Es bestehe die Gefahr, dass daraus ein „großer Krieg“ entstehen könne. Daher „brauchen wir eine deutsche Regierung, die alles dafür tut, diese Gefahr zu verringern und unser Land aus einem Krieg herauszuhalten“. Es müsse auch verhindert werden, dass es Krieg in Europa gebe. „Für das deutsche Wirtschaftsmodell sind diese extrem gestiegenen Energiepreise ruinös“, erläuterte Wagenknecht. Sie seien der Hauptgrund für Wirtschaftskrisen und Inflation.

Runderneuerung der Infrastruktur

Die Infrastrukturen wie Straßen, Brücken, Schienennetze seien „heruntergewirtschaftet“. Es gebe viele Bereiche mit Investitionsbedarf. Dazu gehörte auch der bereits von Amira Mohamed Ali erwähnte Wohnungsbau. Bürokratie und gestiegene Zinsen hätten das Bauen stark verteuert, es fehle der Anreiz, Wohnungen zu errichten. Deutschland brauche eine „Runderneuerung seiner Infrastruktur“. Dazu zählte sie den Bereich „Energie, digitale und logistische Netze, die alle Unternehmen benötigen, wenn sie ihre Wertschöpfungskette aufrechterhalten wollen“.

Für eine durchdachte Energiepolitik

Es müsse „wieder eine durchdachte Energiepolitik“ geben. „Wenn wir auf die Erneuerbaren als eine wichtige Säule setzen, brauchen wir eine zweite, die dann tatsächlich auch zur Verfügung steht, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint.“ Das könne nur Gas sein, und das müsse bezahlbar sein. Investitionen in das Schulsystem seien nötig, um Fachkräfte hierzulande ausbilden zu können. Veränderungen bei den Lehrplänen gehörten dazu. „Wir müssen raus aus diesem Digitalisierungswahn, der die Bildung der Kinder nicht verbessert.“ Eine Zurückdrängung von digitalen Medien wäre in diesem Bereich sinnvoll. Dies geschehe in Australien, auch europäische Länder diskutierten darüber.

 



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion