Wagenknecht: „Kühn zu behaupten, wir seien gut durch die Pandemie gekommen“
Die Bundestagsabgeordnete der Linken, Sahra Wagenknecht, sagt in einem „Welt“-Interview, dass Deutschland nicht sonderlich gut durch die Corona-Pandemie kam. Sie spricht dabei von „falschen Maßnahmen.“ Außerdem wird die Impfpflicht-Debatte und ihr Impfstatus angesprochen.
Deutschland schnitt schlecht ab
Die Aussage des amtierenden Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) auf einer Pressekonferenz zitiert, dass Deutschland das wohl erfolgreichste Land im Umgang mit der Pandemie sei, bezeichnete Wagenknecht als „wirklich kühn.“ Vor Kurzem erst habe sie sich über die Zahlen der Corona-Toten relativ zur Bevölkerung in den westeuropäischen Ländern informiert.
Da ist Deutschland eines der Länder, die mit am schlechtesten dastehen“, resümiert die Bundestagsabgeordnete.
Und das „obwohl wir mit die strengsten Maßnahmen hatten und obwohl wir im europäischen Vergleich keine so schlechte Impfquote haben“, fügt sie hinzu.
Aus Sicht von Wagenknecht liege der Fehler Deutschlands in den teils unlogischen Maßnahmen, die das Land zur Pandemie-Bekämpfung auswählte. Während Deutschland primär auf Zwangsmaßnahmen setzte, wie etwa Maskenpflicht, 3G und 2G, verfolgten andere Länder oftmals andere Strategien. Dort hätte es Maßnahmen gegeben, die die Menschen besser akzeptieren konnten und daraus resultierte eine freiwilligere Einhaltung vieler Vorkehrungen.
Impfpflicht im Oktober
Von der derzeit diskutierten Impfpflicht im Oktober sei die Linken-Politikerin nicht überzeugt. Sie meinte, dass man im Februar noch gar nicht wissen könne, welche Variante uns im kommenden Herbst erwartet. Man wisse gar nicht, „ob die jetzigen Impfstoffe wirken.“ Laut Wagenknecht solle man sich lieber auf die immer besser werdenden Behandlungsmethoden konzentrieren und sinnvoll einsetzen.
Die selbst ungeimpfte Wagenknecht rechtfertigte ihre Impf-Entscheidung mit der Begründung, dass „jeder Mensch das Recht haben muss, das für sich zu entscheiden“, ob man sich impfen lassen soll oder nicht. Dennoch empfiehlt sie den älteren Menschen sich impfen zu lassen, da für sie das Risiko eines schweren Verlaufs deutlich höher sei, als bei jüngeren Menschen.
Bei der Frage nach der Solidargemeinschaft sagte Wagenknecht deutlich, dass „niemand die Pflicht hat, andere zu beschützen.“ Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, würde nur das Risiko in Kauf nehmen, schwer an COVID-19 zu erkranken. Solange aber das Gesundheitssystem de facto nicht überlastet ist, betreffe die Impfentscheidung jeden einzelnen selbst, so Wagenknecht. (mf)
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