Waffen und Geld – Tausende Beweisstücke der RAF gesichert
Kriegswaffen, Munition und Geld: Ermittler haben in der Wohnung der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin mehrere Tausend Asservate sichergestellt. Sie fanden unter anderem ein polnisches Sturmgewehr, eine tschechische Maschinenpistole und eine täuschend echt aussehende Panzerfaust, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen mitteilten. Die Ermittler gehen davon aus, dass Klette und ihre Komplizen diese Waffen und die Attrappe bei Überfallen einsetzten.
Das ehemalige RAF-Trio Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg soll bei den Überfällen rund 2,7 Millionen Euro erbeutet haben – auch mithilfe der Waffen, teilten die Ermittler mit. Sie sollen mit mindestens einer der beiden Waffen geschossen haben, um die Opfer ihrer Taten mit dem Tod zu bedrohen oder zu Handlungen zu zwingen.
Trio soll mit den Waffen seine Opfer eingeschüchtert haben
Die Ermittler vermuten, dass das Trio die Waffen beispielsweise bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Cremlingen östlich von Braunschweig im Juni 2016 einsetzte. Damals wurde ein Beifahrer eines Geldtransporters gewaltsam als Geisel genommen. Nach einem Schuss auf den Geldtransporter öffnete der Fahrer das Fahrzeug und die Täter konnten mit der Beute entkommen.
Die Attrappe ähnelt nach Angaben der Ermittler einer Panzerfaust, die in den 60er Jahren in der Sowjetunion entwickelt und in verschiedenen Kriegen unter anderem als improvisierte Flugabwehrwaffe eingesetzt wurde. Die Nachbildung sei zum Teil aus Originalteilen zusammengesetzt, sodass sie von einer scharfen Waffe kaum zu unterscheiden sei. Klette, Staub und Garweg sollen damit ihre Opfer bei mehreren Überfällen eingeschüchtert und bedroht haben.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Attrappe und mindestens eine der Kriegswaffen bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Stuhr südlich von Bremen im Juni 2015 zum Einsatz kam. Das Trio soll damals die Geldboten mit einer Panzerfaust und einem Sturmgewehr bedroht haben. Mit mehrfachen Schüssen auf den Geldtransporter sollen sie versucht haben, die Männer zum Öffnen des Fahrzeugs zu bewegen. Zwei Schüsse des Sturmgewehrs drangen dabei in die Fahrerkabine ein, die Geldboten blieben unverletzt. Die Täter flüchteten schließlich ohne Beute.
Ermittlungen wegen versuchten Mordes und mehrerer Raubüberfälle
Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes in mehreren Fällen. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen, nach Staub und Garweg wird weiter gefahndet. Sie gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst.
Nach der Festnahme von Klette beschlagnahmten die Ermittler nach eigenen Angaben außerdem mehr als 450 Schuss erlaubnispflichtiger Munition, einen Schreckschussrevolver sowie zwei Elektroschocker. Möglicherweise wurde einer der Elektroschocker bei einem Überfall auf einen Supermarkt in Osnabrück im Januar 2015 eingesetzt, um zwei Opfer, darunter eine Hochschwangere, zur Öffnung eines Tresors zu bewegen.
Die Behörden stellten auch mehr als 240.000 Euro Bargeld und mehr als ein Kilogramm Gold sicher. Ersten Erkenntnissen nach seien mindestens Teile dieser Summe bei den Raubtaten erlangt worden. Die Ermittler vermuten, dass Daniela Klette größere Summen an Bargeld aus den Raubtaten gewechselt hat.
Unter den Asservaten seien auch Klebebärte, Perücken, Klebekoteletten sowie Skimasken, Sturmhauben und Stoffmasken, um die Identität zu verschleiern. Das Trio soll auch eine mobile Blaulichtanlage, Handfesseln und einen Funkstörsender bei seinen Taten genutzt haben, um die Flucht zu vereinfachen oder um in einem Fall ein Opfer mithilfe der Handfesseln zu fixieren.
Ermittler bitten Bevölkerung um Hilfe
Die Ermittler veröffentlichten nun Fotos der Asservate und erhoffen sich dadurch Hinweise. Sie wenden sich mit mehreren Fragen an die Bevölkerung – etwa, wer Angaben zu den Funden machen kann, woher die Waffen stammen und wo sie eingesetzt wurden.
Nach der Veröffentlichung von Bildern von Ernst-Volker Staub Anfang Juli sei schon eine zweistellige Zahl an Hinweisen eingegangen, die die Ermittler jetzt prüfen. Hinweise nehmen das LKA Niedersachsen und jede Polizeidienstelle entgegen, Angaben können auch anonym über ein Online-Portal gemacht werden.
(dpa/red)
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