VW-Krise: IG Metall und Betriebsrat legen Masterplan vor – VW reagiert zurückhaltend
Volkswagen regiert zurückhaltend auf die jüngsten Vorschläge von IG Metall und Gewerkschaft zur Kostenentlastung. „Zunächst begrüßen wir es, dass die Mitbestimmung Offenheit für Maßnahmen bei Arbeitskosten und Kapazitätsanpassungen signalisiert“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut einer Mitteilung.
„Jeder Vorschlag hilft, der einen Beitrag zur Zielerreichung leistet.“ Die konkreten Vorschläge müsse man nun aber zunächst finanziell bewerten. Bei der Tarifrunde am Donnerstag wolle man dazu „in einen detaillierteren Austausch gehen“.
Zugleich bekräftigte Kilian: „Für die Volkswagen AG steht unverändert die nachhaltige Erreichung des finanziellen Ziels und damit die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt.“ Daher ließen sich Werkschließungen weiter nicht ausschließen.
VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo droht mit massiven Streiks, sollte der Vorstand darauf bestehen, Werke zu schließen. „Falls der Vorstand auf seinen Maximalpositionen beharrt, wird er erleben, dass die Beschäftigten auf die Straße gehen“, sagte Cavallo der „Süddeutschen Zeitung“. „Glauben Sie mir: Das gäbe einen Arbeitskampf, wie ihn die Republik lange nicht erlebt hat.“ An den Streiks 2018 hätten sich 60.000 Beschäftigte beteiligt.
Entlastung um rund 1,5 Milliarden Euro
IG Metall und Betriebsrat bei Volkswagen hatten zuvor verlauten lassen, auch zu Gehaltsverzicht bereit zu sein, um die Kosten zu senken und so Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern. Das sieht ein eigenes Zukunftskonzept vor, das die Arbeitnehmervertreter am Tag vor der nächsten Tarifrunde am Mittwoch vorgestellt haben.
Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Milliarden Euro, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. „1,5 Milliarden Euro, die wir auf den Verhandlungstisch legen.“
Im Gegenzug verlangen IG Metall und Betriebsrat Garantien für Standorte und Beschäftigung. Die von VW im September gekündigte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigen bisher ausschließt, müsse wieder in Kraft gesetzt werden – sowohl für die sechs westdeutschen Werke mit 125.000 Mitarbeiter in Niedersachsen und Hessen als auch für die drei Standorte in Sachsen.
Konkret angeboten wird, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Das ermögliche flexible Arbeitszeitkürzungen ohne Personalabbau. Maßstab solle dabei der jüngste Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.
„Gegenmodell zum Kahlschlag-Plan“
„Weil nachhaltige Lösungen hermüssen, gehen wir nun in die Offensive und legen ein Lösungskonzept vor“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo bei der Vorstellung des Konzepts in Wolfsburg. „Es ist ein Gegenmodell zum Kahlschlag-Plan des Vorstandes, der Zukunft verhindert statt schafft.“ Bei dem eigenen Plan handel es sich dagegen um einen Plan, „der ohne Werksschließung und ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommt“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger.
Cavallo sprach von einem „Masterplan, der die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens dauerhaft sicherstellt“. Einem Personalabbau verschließe man sich dabei nicht grundsätzlich. Er müsse aber sozialverträglich erfolgen. Und: Auch das Management solle auf Boni verzichten und in den geforderten Fonds zur Zukunftssicherung einbringen.
VW will Löhne kürzen
Das Gesamtkonzept will die IG Metall am Donnerstag in Tarifrunde „auf den Tisch legen“, kündigte Gröger an. Volkswagen fordert bisher eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent. Zudem stehen Werkschließungen und Personalabbau im Raum. „Jetzt hat es VW in der Hand, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und zügige Lösungen zu ermöglichen“, sagte Gröger. „Andernfalls würde der Tarifpartner mutwillig eine Eskalation provozieren.“
Das wolle man vermeiden, fügte Gröger hinzu. Ziel sei es, bis Weihnachten zu einer Einigung zu kommen. „Aber wir sagen ebenso klar: Die Belegschaft ist kampfbereit, die Vorbereitungen laufen.“ Die Friedenspflicht bei Volkswagen läuft noch bis Ende November. Ab 1. Dezember sind Warnstreiks möglich. (dpa/dts/red)
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