Vortrag von „Friedensforscher“ Dr. Daniele Ganser wird nach politischem Druck abgesagt

Meinungsfreiheit nur für die richtige Meinung: Cancel Culture nach Einflussnahme von Medien und Politik. Eine Analyse.
Titelbild
Dr. Daniele GanserFoto: Christoph Hardt
Von 8. Februar 2023

Nach massivem medialen Druck und politischer Einflussnahme ist die Dortmunder Westfalenhalle eingeknickt und hat einen Vortrag von Daniele Ganser abgesagt. Auch aus Nürnberg kam die Nachricht, dass der am 10. Mai in der Meistersingerhalle stattfinden sollende Vortrag gecancelt sei. „Ich habe entschieden, dass der Vertrag gekündigt wird. Wir machen uns nicht gemein mit Verschwörungstheorien“, teilte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CDU) den Nürnberger Nachrichten mit.

Auch vor der Kündigung des Vertrags mit der Dortmunder Westfalenhalle hatte es in der Öffentlichkeit Diskussionen um den Schweizer Historiker gegeben. Sie führten letztendlich dazu, dass dem öffentlichen Druck nachgegeben und die Veranstaltung in der über dreitausend Personen fassenden Halle abgesagt wurde.

Mit der Antifa gegen Ganser

Der Kündigung ging voraus, dass die Grünen das Thema bei der Ratssitzung am 9. Februar auf die Tagesordnung setzen wollten. Vertreter von Linken, der CDU sowie SPD-Oberbürgermeister Thomas Westphal hatten ihre Unterstützung für eine Absage des Vortrags zugesagt, denn es gibt bislang weder juristische noch finanzielle Klarheit. Zudem hatten sie angekündigt, sogar mit der linksextremen Antifa gegen die Veranstaltung zu demonstrieren.

Das alles, um zu verhindern, dass der sich selbst als Friedensforscher bezeichnende und laut „t-online“ von der „taz“ als „Verschwörungsguru“ betitelte promovierte Historiker vor Publikum spricht. Daniele Ganser gab via Twitter bekannt:

Am 27. März möchte ich einen Vortrag in Dortmund halten. Grüne und SPD haben Druck auf die Westfalenhalle GmbH ausgeübt. Diese hat am 3. Februar den gültigen Mietvertrag gekündigt. Mein Team wird dagegen juristisch vorgehen. Zensur findet nicht statt?“

Meinungsfreiheit zweitrangig

Die Fraktionssprecher der Grünen in Dortmund, Ingrid Reuter und Christoph Neumann, befinden, die Meinungsfreiheit sei zwar ein hohes Gut, dennoch gelte es auch, „die demokratischen Räume zu schützen und zu verteidigen“. „Verschwörungsideolog*innen“ wie Ganser hätten das Ziel, „die Gesellschaft zu spalten, um schlussendlich die Demokratie zu zerstören.“

Zwar wird die Meinungsfreiheit seitens der Grünen hier betont, doch offenbar wird sie zweitrangig, wenn es sich nicht um „die richtige Meinung“ handelt. Somit wird lieber ein ordentlicher demokratischer Diskurs vermieden, in welchem widersprüchliche Thesen entkräftet werden könnten. Während die involvierten Politiker also eine Spaltung der Gesellschaft vermeiden und die Demokratie bewahren wollen, müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, genau solche Methoden anzuwenden, die diesem Ziel abträglich sind.

So positioniert sich Dr. Ganser

Auf Nachfrage von Epoch Times äußerte sich Ganser:

„Gerade in Kriegszeiten ist es wichtig, dass auch jene Menschen sich zu Wort melden, welche Panzerlieferungen in die Ukraine ablehnen und keine Eskalation sondern Friedensgespräche wollen. Ich zähle zu diesen Menschen, und wir sind nicht wenige. Wir sind Millionen. In meinen öffentlichen Vorträgen spreche ich mich klar gegen Waffenlieferungen in die Ukraine aus. Ich verurteile die illegale Invasion von Putin von 2022. Aber auch den illegalen Putsch von Obama von 2014, der die Ukraine ins Chaos gestürzt und einen Bürgerkrieg ausgelöst hat. Es gibt ein grosses Interesse an meinen Vorträgen. Ich spreche am 7. März in Rostock. Dort sind 1.800 Tickets verkauft. Am 9. März spreche ich in Hannover. Dort sind 2.000 Tickets verkauft. Das Interesse der Bevölkerung ist echt und es ist gross. In Dortmund will ich am 27. März sprechen. Auch dort sind 2.000 Tickets verkauft. Es geht nicht, dass Lokalpolitiker versuchen diese Vorträge zu verbieten. Zensur findet nicht statt. So heisst es im Grundgesetz.“

Offenbar gibt es ein großes Interesse an seinen Vorträgen, die laut Ganser friedliche Lösungen auch für den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine behandelt. Inwieweit jede seiner Theorien zutreffend und nachvollziehbar sind, wird durch Absagen seiner Vorträge dem offenen Diskurs entzogen. Zurück bleiben also mindestens etliche verärgerte Zuschauer mit dem Bedürfnis, sich genau zu diesem Thema auszutauschen. Auch wenn die verantwortlichen Politiker diese Bedürfnisse anhand der Zuschauerzahl sehen, hinterlassen und erschaffen sie ersatzlos eine Lücke in der öffentlichen Meinungsbildung.

Diese Lücke werden die Betroffenen vermutlich auf anderem Wege schließen, der jedoch nicht in der Öffentlichkeit stattfindet und unter Umständen andere Blickwinkel vollständig ausschließt. Insoweit böten kontroverse Veranstaltungen auch eine Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Seitens Politik könnte anstelle einer Absage auch die Forderung nach einer anschließenden Debatte stattfinden, in denen jeder seine Positionen untermauern und das Gegenüber entkräften könnte. Doch das ist anscheinend nicht erwünscht.

Medien, Krieg, Terror und Frieden

Ganser wurde mit seiner 2005 veröffentlichten Dissertation NATO-Geheimarmeen in Europa bekannt. Seitdem publiziert Ganser überwiegend zu Militäraktionen von NATO-Staaten, die er als völkerrechtswidrig beschreibt. Kernthema Gansers ist der 11. September 2001; hier attestiert er der US-Regierung mindestens Mitwisserschaft, wenn nicht gar ein Mitwirken an den Anschlägen. Über sich selbst schreibt der 50-Jährige auf seiner Website: „Ich untersuche die Themen Frieden, Energie, Medien, Krieg und Terror.“ Die Vortagsreihe des Buchautors, die ihn auch nach Dortmund führen sollte, betrifft den Ukraine-Krieg und heißt: „Warum ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen?“

In seinem aktuellen Vortrag geht er der Frage nach „Wie sind wir in diese Situation gekommen, dass Russland einmarschiert ist?“ (Epoch Times war vor Ort und hatte berichtet, lesen Sie hier). Ganser setzt Kriegstreiberei, Geopolitik und historische Ereignisse zu einem Gesamtbild zusammen, das mit Sicherheit nicht jedem gefällt. Die Liste ist lang, die Belege, Fotos, Quellen zahlreich, das historische Gesamtgefüge komplex, aber am Ende von zwei Stunden Vortrag ist ein stringenter Pfad gezeichnet und klar geworden, dass die von Ganser beschworene „Menschheitsfamilie“ aufgerufen ist, sich gemeinsam für Toleranz, Demokratie und Frieden einzusetzen. Auch das scheint nicht jedem zu gefallen.

Denn was man über den promovierten Historiker liest, sei es in Wikipedia oder in der Presse, lässt Fragezeichen aufkommen: „Daniele Ganser, der sich selbst als Historiker und ‚Friedensforscher‘ bezeichnet, wird von mehreren Experten Holocaustrelativierung sowie das Bedienen antisemitischer Klischees attestiert.“

Von den zahlreichen Besuchern seiner Vorträge wird Daniele Ganser genau das nicht attestiert, sondern viel mehr, einen umfassenden Blickwinkel zu eröffnen sowie das Verbreiten versöhnlicher Friedensbotschaften.

 



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