Vorkommando für Bundeswehrbrigade in Litauen verabschiedet
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat am Montag am Flughafen Berlin-Brandenburg ein Vorkommando von rund 20 Bundeswehrsoldaten nach Litauen verabschiedet. „Es ist Neuland, das Sie betreten“, gab Pistorius den Soldaten mit auf den Weg. Das Vorkommando soll die Stationierung einer Heeresbrigade in Litauen vorbereiten.
Es sei ein „wichtiger Tag für die Bundeswehr“, sagte Pistorius. „Es ist das erste Mal, dass wir dauerhaft eine solche Einheit außerhalb Deutschlands stationieren.“ Damit sei es auch ein „wichtiger Tag für die NATO und für die Verteidigungsfähigkeit des Bündnisses“.
5.000 Mann vor Ort
Das Vorkommando sei die Vorhut. Im nächsten Jahr werde der Aufwuchs der Brigade beginnen. Es sei aber noch einiges zu tun, auch vor Ort, so Pistorius weiter. „Die Infrastruktur muss passen, die Kasernen müssen da sein, die Unterkünfte, die Wohnungen.“ Man werde alles tun, um die Brigade von Anfang an so auszustatten, wie es nötig sei.
Zielgröße für die Brigade sind 4.800 Soldaten sowie rund 200 zivile Bundeswehrangehörige und weitere Beschäftigte. Die dauerhafte Stationierung einer Brigade in Litauen ist ein Präzedenzfall in der Geschichte der Bundeswehr. Nie zuvor hatte sie so viele Soldaten auf Dauer im Ausland stationiert.
Das Vorkommando solle zum vierten Quartal 2024 auf einen Aufstellungsstab von rund 150 Personen anwachsen. Die Brigade des Heeres werde in Litauen mit dem Namen Panzerbrigade 45 neu aufgestellt. Nach offizieller Indienststellung der Brigade 2025 sollen die weiteren Kräfte in dem Jahr mit der Verlegung beginnen, sofern die benötigte Infrastruktur in Litauen vorhanden ist.
Heeresinspekteur: Litauen-Brigade hat „sehr hohe Priorität“
Die Brigade soll angesichts der Bedrohung durch Russland die NATO-Ostflanke verstärken. Die Soldaten sollen um 10:00 Uhr starten und in Vilnius durch den litauischen Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas begrüßt werden. Mit nach Vilnius fliegt auch der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Dieser sprach am Montag im ARD-„Morgenmagazin“ von einem „ganz wichtigen Signal, dass Deutschland seiner Verantwortung gerecht wird“.
Der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, hat mit der Verlegung von einer „Anstrengung“ gesprochen. „Es wird Geld kosten, es wird Zeit brauchen, bis wir dieses Material beschafft haben“, erklärte Mais am Montag vor Abflug nach Litauen im ARD-„Morgenmagazin“.
Das notwendige Material und Personal müsse man aus den Strukturen der Bundeswehr „ausschwitzen“, um es nach Litauen zu schicken, sagte Mais. „Das heißt also, die Delle, durch die wir gehen, ist etwas tiefer geworden, zieht sich etwas länger“, erklärte Mais weiter. Er gehe von drei bis fünf Jahren aus, die es dauern würde, bis der Prozess geschafft sei.
„Die Brigade wird eine sehr hohe Priorität haben. Sie wird zu 100 Prozent ausgestattet sein müssen. Sie wird mit dem Besten ausgestattet, was wir haben. Und die Aufstellung dieser Brigade erhöht das materielle und personelle Soll des Heeres“, betonte Mais.
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), forderte mit Blick auf die Stationierung einer Kampfbrigade in Litauen, die Ausstattung der Bundeswehr in Deutschland nicht zu vernachlässigen. „Natürlich reißt das erst mal ganz gewaltige Löcher, denn die Ausrüstung unserer Soldatinnen und Soldaten, aber auch das große Gerät ist noch nicht vorhanden“, sagte Högl im ARD-„Morgenmagazin“.
Rückversicherung der NATO-Beistandsverpflichtung
Mit Interesse wird verfolgt, ob und wie die Litauer mit der Schaffung der zugesagten Infrastruktur vorankommen. Dabei geht es um Militärgelände und Kasernen wie auch Wohnungen und Häuser. Leben sollen die Soldaten und ihre Familien in Vilnius und Kaunas, wo jeweils eine Schule und ein Kindergarten aufgebaut werden soll.
Die litauische Regierung hatte auf die Stationierung gedrängt. Zu deren Vorbereitung war bereits eine spezielle Kommission eingesetzt worden, seit Ende März ist zudem ein Vizeminister im Verteidigungsministerium für die Aufnahme der Brigade zuständig.
Litauen grenzt an das mit Russland verbündete Belarus sowie an Russlands Ostsee-Enklave Kaliningrad. Zwischen beiden Ländern verläuft von Litauen ein schmaler Landkorridor westlich nach Polen – die sogenannte Suwalki-Lücke der NATO, um die es im Falle eines Angriffs zu Kämpfen kommen könnte.
Deutschlands Truppenstationierung ist für die Litauer eine gewünschte Rückversicherung der NATO-Beistandsverpflichtung. (afp/dts/dpa/red)
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