Von Gewinnern, Verlierern, gesparten Millionen und Kuriositäten rund um die Bundestagswahl
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Welcher prominente Politiker konnte in seinem Wahlkreis nicht ausreichend punkten? Wer gewann in seinem Wahlkreis und darf trotzdem nicht in den Bundestag einziehen? Wo erhielt die AfD die meisten Stimmen? Wo war die SPD besonders stark? Diese und einige Fragen mehr beantwortet Epoch Times nachfolgend.
Trotz Wahlkreis-Sieg kein Sitz im Bundestag
23 Kandidatinnen und Kandidaten dürfen nicht in den Bundestag einziehen, obwohl sie in ihrem Wahlkreis die relative Mehrheit der Erststimmen bekommen haben. Das teilte Bundeswahlleiterin Ruth Brand am frühen Montagmorgen mit. Betroffen sind CDU (15), AfD (4), CSU (3) sowie SPD (1). Der Grund dafür ist das neue Wahlrecht.
So entscheiden nur die Zweitstimmen darüber, wie viele Sitze eine Partei im Bundestag bekommt. Gewinnt eine Partei mehr Wahlkreise, als durch den Anteil an Zweitstimmen gedeckt ist, geht ein Teil der siegreichen Kandidaten leer aus. Überhang- und Ausgleichsmandate sind ebenfalls abgeschafft. Die Regelung hatten die Ampelparteien eingeführt. Sie führt dazu, dass sich der Bundestag von 733 auf 630 Abgeordnete reduziert und infolgedessen Kosten eingespart werden.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet mit einem dreistelligen Millionenbetrag, berichten Agenturen. Einsparpotenzial gibt es hauptsächlich bei den Mitarbeitergehältern der Abgeordneten. Ins Gewicht fallen auch die Diäten der Abgeordneten, Geldleistungen an die Fraktionen und Kosten für Reisen, Wahlkreisbüros und Zweitwohnungen in Berlin.
Im „bunten“ Aschaffenburg verdoppeln die Blauen ihr Ergebnis
In Aschaffenburg, wo am 22. Januar 2025 ein 28-jähriger ausreisepflichtiger Afghane ein zweijähriges Kind und einen 41 Jahre alten Mann mit dem Messer tötete und drei weitere Menschen teilweise schwer verletzte, hat die AfD ihren Stimmteil fast verdoppelt. So holte die Partei bei den Zweitstimmen 20,7 Prozent gegenüber 10,4 Prozent vor vier Jahren.
In der unterfränkischen Metropole, die stets dafür wirbt, „bunt“ zu sein, büßten die Grünen hingegen 4,3 Zähler ein und kamen auf 13,2 Prozent. Gedrittelt haben die Wähler die SPD, die um 7,4 auf 14 Prozent einbrach. Kräftig zugelegt hat die CSU mit einem Plus von 6,1 Prozent. Das bescherte der Partei von Ministerpräsident Markus Söder ein Zweitstimmenergebnis von 32,7 Prozent. Die Linken legten 1,9 Zähler zu und kamen auf 8,1 Prozent.
AfD legt in allen Wahlkreisen zu
Die AfD hat als einzige Partei in allen Wahlkreisen zugelegt und vor allem in Ostdeutschland kräftig abgeräumt. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie bei den Zweitstimmen im Wahlbezirk Görlitz (46,7 Prozent). Es war auch gleichzeitig das beste Ergebnis einer Partei überhaupt. Den meisten Zuwachs hatte sie mit einem Plus von 19,9 Prozent im Landkreis Görde/Salzgitter und kam auf 41,5 Prozent. In Köln II wählten die AfD hingegen nur 6,3 Prozent.
Die Hochburg der CDU lag im Hochsauerlandkreis (43,6), die der SPD in Aurich-Emden (28,6). Die meisten Wähler hatten die Grünen in Freiburg (26,6), die Linken in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost (31,7). Am schlechtesten schnitt die CDU in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost ab (9,3 Prozent). Für die SPD gab es im Wahlbezirk Sächsische Schweiz-Osterzgebirge keinen Blumentopf zu gewinnen (6,0). Dasselbe galt für die Grünen in Erzgebirgskreis I (2,2) und für die Linken in Deggendorf (3,1).
Das wahrscheinlich engste Ergebnis gab es im Wahlkreis Stuttgart I. Dort setzte sich die grüne Kandidatin Simone Fischer mit 16 Erststimmen Vorsprung gegen die Elisabeth Schick-Ebert (CDU) durch. Beide erreichten 28,3 Prozent. 2021 hatte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) den Wahlkreis klar gewonnen.
Frauenanteil liegt bei knapp einem Drittel
Der neu gewählte Bundestag ist Agenturen zufolge weniger weiblich als der bisherige. Die Linke stellt besonders viele junge Abgeordnete, die AfD besonders viele ältere. Ein Überblick über die demografischen Besonderheiten des 21. Deutschen Bundestags. Der Frauenanteil im neuen Bundestag liegt bei knapp einem Drittel. Von den 630 Bundestagsabgeordneten sind 204 weiblich, das entspricht 31,2 Prozent. In der zu Ende gegangenen Wahlperiode lag der Frauenanteil zuletzt bei gut 35 Prozent. Der Rückgang ist maßgeblich auf das Erstarken von Union und AfD zurückzuführen, die besonders niedrige Frauenanteile haben.
Den höchsten Frauenanteil in ihren Reihen hat die Grünen-Fraktion mit 61,2 Prozent, gefolgt von der Linken mit 56,2 Prozent. In der SPD-Fraktion sind es 41,7 Prozent. Bei der Unionsfraktion liegt der Frauenanteil bei nur 23,1 Prozent. Am niedrigsten ist er bei der AfD mit lediglich 11,8 Prozent.
Der Linken-Politiker Gregor Gysi wird als Alterspräsident die konstituierende Sitzung des neuen Bundestags eröffnen – er kommt auf knapp 31 Dienstjahre als Bundestagsabgeordneter. Die Fraktion des 77-Jährigen stellt auch den jüngsten Abgeordneten: Der Linke Luke Hoß ist erst 23 Jahre alt. Allein sechs der zehn jüngsten Abgeordneten im neuen Bundestag kommen von der Linken. Zwei kommen von der AfD, einer von den Grünen und eine von der CDU.
Unter den zehn ältesten Abgeordneten sind gleich sieben AfD-Politiker, unter ihnen der mit 84 Jahren älteste Abgeordnete Alexander Gauland. Auf der Liste der Ältesten steht auf Platz zehn auch der mutmaßlich nächste Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mit seinen 69 Jahren. In die Top Ten schafft es auch die Grünen-Politikerin Claudia Roth, die ebenfalls erneut in den Bundestag einzog und im Mai – einige Monate vor Merz, ihren 70. Geburtstag feiert.
Prominenz schützt vor Niederlage nicht
Große Namen sind nicht immer der Garant für einen Sieg. So haben acht prominente Politiker ihre Wahlkreise nicht gewinnen können, berichtet der „Münchner Merkur“.
Dazu gehört Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck, der sich dort Petra Nicolaisen klar geschlagen geben muss. So holt die CDU-Politikerin bei den Erststimmen 26,5 Prozent, knapp vier Punkte mehr als Habeck (22,6). Auch sein Parteifreund, der frühere Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour, konnte seinen Wahlkreis Frankfurt am Main II nicht verteidigen. Er lag ein Prozent oder 1.700 Stimmen hinter Leopold Born (CDU, 27,4).
Die Mehrheit verpasste auch der Grünen-Bundeschef Felix Banaszak in seinem Wahlkreis im Duisburger Nord. Er holte 7,0 Prozent der Stimmen, 3,9 Prozent weniger als vor vier Jahren. Über die Landesliste ist er allerdings im Bundestag weiter vertreten.
Auch Kanzlerkandidatin Alice Weidel gelingt kein Erfolg in ihrem Wahlkreis am Bodensee. Zwar holt sie mit 20,4 Prozent mehr als doppelt so viele Stimmen wie 2021 (9,2). Doch bleibt sie damit klar hinter dem Direktkandidaten der CDU, Volker Mayer-Lay, der 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinte.
Gleich doppelt gebeutelt ist der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner. Zum einen verlor er seinen Wahlkreis 99 (Rheinisch-Bergischer Kreis) an Caroline Bosbach. Sie ist die Tochter des ehemaligen langjährigen CDU-Bundespolitikers Wolfgang Bosbach und kandidierte ebenfalls für die Union.
Raus ist auch der noch amtierende Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt. Er hat in seinem Wahlkreis Elmsbüttel den Kürzeren gegen den Grünen-Kandidaten Till Steffen gezogen und scheidet aus dem Bundestag aus.
Kurioses zur Bundestagswahl
Die kleinen, rund 800 Seelen zählenden Gemeinde Renquishausen im baden-württembergischen Landkreis Tuttlingen dürfte den Rekord bei der Gültigkeit der abgegebenen Stimmen geholt haben. Bei den Erststimmen gab es keine Fehler auf den Stimmzetteln, das bedeutet 100 Prozent korrekt.
Die SPD hat bekanntlich kräftig Federn lassen müssen und das schlechteste Ergebnis ihrer Parteigeschichte eingefahren. Auch in Schleswig-Holstein war es für die Sozialdemokraten ein bitterer Tag, berichten die „Kieler Nachrichten“ (Bezahlschranke). Doch auf ihre Anhänger auf der kleinen Nordsee-Hallig Langeneß mit ihren 126 Einwohnern kann die SPD bauen. Dort holte die einstige Volkspartei mit 30,2 Prozent der Zweitstimmen ein überdurchschnittlich gutes Resultat.
Der Partei der dänischen Minderheit, dem südschleswigschen Wählerverband (SSW), gelang gar ein Sieg in der nordfriesischen Gemeinde Holm (knapp 100 Einwohner). Dort holte sie mit 26,1 Prozent ebenso viele Zweitstimmen wie die CDU und teilt sich mit der Union den Platz an der Sonne. Über eine Sonderregelung ist der SSW auch mit einem Sitz im Bundestag vertreten.
Von kuriosen Wahllokalen berichtet der „Westdeutsche Rundfunk“. So baut eine Familie in Leverkusen seit 2009 ihr Wohnzimmer für Wahlen um. In einer Gaststätte in Leverkusen-Pattscheid kann man direkt nach der Stimmabgabe mit der Wahlparty beginnen. In Dortmund standen Wahlurnen in einem Kleingartenverein, in einem Bettenverkaufsladen, im Schloss Evin sowie im Naturschwimmbad Froschloch.
Weil sie barrierefrei ist, eignet sich eine Zirkushalle in Köln. In der Eissport- und Schwimmhalle Lentpark in Köln war der Saunabereich für die Wahlen umgebaut worden.
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