„Volksfeindlicher Inhalt der Klima-Bewegung“: Linkskandidat Tom Radtke verlässt Fridays for Future

Mit einem überraschenden Statement lässt der Hamburger Bürgerschaftskandidat für die Linkspartei, Tom Radtke, aufhorchen: Er erklärt seinen Bruch mit der Bewegung Fridays for Future und wirft Klima-Wissenschaftlern Manipulation und Betrug vor. 
Titelbild
Der Hamburger Linken-Politiker Tom Radtke verlässt die Bewegung um Greta Thunberg.Foto: Lukas Coch/AAP/dpa
Von 21. Februar 2020

Während Klima-Aktivistin Greta Thunberg am heutigen Freitag (21.2.) in Hamburg zwei Tage vor der Bürgerschaftswahl noch einmal persönlich bei einer Kundgebung der von ihr gegründeten Bewegung Fridays for Future auftreten wird, hat der Kandidat der Linkspartei, Tom Radtke, seinen Bruch mit dieser erklärt.

„Greta ist persönlich ein netter Mensch“, schreibt Radtke in einem Beitrag auf Facebook. Was ihren Klima-Aktivismus anbelangt, glaube sie wirklich daran. Radtke aber hat „den Eindruck, dass sie von ihrer Familie und Umfeld ausgenutzt wird“. Diesen habe er von „engen Bekannten“ bestätigt bekommen und es fänden sich Anhaltspunkte dafür auch „in der Kommunikation, die ich als Sysadmin auf internationalen Servern mitbekommen habe“.

Statt Klima- will Radtke künftig „linkspatriotische“ Politik machen

Er selbst erklärte, er „verlasse ab sofort die grüne Frontorganisation Fridays for Future“ und konzentriere sich auf „linkspatriotische Politik“. Zu deren Symbolfigur erklärt er den 1944 von den Nationalsozialisten ermordeten, aus Hamburg stammenden KPD-Führer Ernst Thälmann. „Umweltschutz, starker Sozialstaat und Frieden“ seien deren Säulen und dies sei eine „Politik für alle Menschen statt für Grünen-Wähler und ‚grüne‘ Konzerne.“

Durch „sehr negative praktische Erfahrungen mit Fridays for Future“ habe er festgestellt, dass es „vielen nie um Umweltschutz ging“, schreibt Radtke weiter. Von allen Aktiven bei FFF Hamburg seien „nur wenige wirklich an dem Erhalt unserer Umwelt, an sauberer Luft und gesunden Lebensmitteln interessiert“ gewesen. Unter anderem dem deutschen Aushängeschild Luisa Neubauer („Langstreckenluisa“) gehe es „offensichtlich nur um Karriere, deshalb auch ihr Luxusleben, während sie andere zum Sparen aufruft“. Neubauer wolle für 2021 eine Bundestagskandidatur vorbereiten.

Radtke schreibt auch, er habe angefangen, die „Klimaforschung“ insgesamt zu hinterfragen. Auch dank vieler Nachrichten seiner Follower und mithilfe einiger Genossen in der Linkspartei habe er „den unsinnigen und volksfeindlichen Inhalt der Klimabewegung“ erkannt. Deren „Klimawissenschaft“ sei „zum großen Teil Manipulation und Betrug“.

Fridays for Future basiere „auf reinen Emotionen und blindem Glauben“

Zum Großteil basiere der Fanatismus von Klimaaktivisten „auf reinen Emotionen und blindem Glauben“, aber auch auf „Angstmache, da den Jugendlichen erzählt wurde, dass sie, ihre Familie und alle die sie lieben, sterben werden, wenn wir nicht sofort handeln“.

Dieses „sofortige Handeln“ bestehe dann in der Wahl der Grünen, zu der direkt oder indirekt aufgerufen werde, oder Spendenforderungen, die „mit viel psychologischem Druck durchgesetzt wurden“.

Radtke distanziert sich zudem von Forderungen nach einer CO2-Steuer. Diese diene allein dazu, „den einfachen Menschen noch mehr auszupressen“, während Konzerne „ungestört weiter riesige Mengen an giftigem Müll“ produzierten.

Mit seinem Ausstieg bei Fridays for Future fühle Radtke sich, so schließt er, „ein wenig wie ein Sektenaussteiger“. Es sei „ein befreiendes Gefühl“. Nun wolle er durch seine Erfahrung „versuchen, anderen Schülern beim Ausstieg aus FFF und der Klimareligion zu helfen“.

Grüne als „Pädo-Partei“ bezeichnet

Zur heutigen Veranstaltung der Bewegung in Hamburg schreibt der auf dem aussichtslosen Platz 20 der Linkspartei kandidierende Radtke auf Twitter, diese sei „die größte Grünen-Wahlveranstaltung in Hamburg“. Es sei „kein Zufall, dass zwei Tage vor der Wahl ‚wählt Klima‘ grün geschrien wird“. Er hingegen rufe dazu auf, der, wie er sie nennt, „Pädo-Partei“ keine Stimme zu geben. Allerdings hatte er bereits zuvor erklärt, auch in seiner eigenen Partei wäre „der Großteil“ auf der Liste „Arbeitsscheue und Grüne“.

Radtke war vor etwa einem Monat anlässlich des internationalen Gedenktags zur Befreiung des nationalsozialistischen deutschen Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Jahr 1945 (am 27.1.) aufgefallen, als er erklärte, die Nazis hätten zu den „größten Klimasünder*innen“ gehört, weil „ihr Vernichtungskrieg und ihre Panzer riesige Mengen an CO2 produziert“ habe. Den Politikern, die heute ein „Nie wieder“ beschwören, warf er hingegen vor, nichts zu tun gegen den „Klima-Holocaust, der in diesem Moment Millionen Menschen und Tiere tötet“.

Die Wortspende wurde von zahlreichen Nutzern sozialer Medien als Trivialisierung des Massenmordes an europäischen Juden gewertet. Nach massiven Protesten hat Radtke seine diesbezüglichen Social-Media-Posts und später auch die Einträge auf seiner persönlichen Homepage wieder gelöscht. Die Linkspartei ging auf Distanz zu ihm und kündigte seinen Parteiausschluss an. Auch Fridays for Future, mit deren Logo Radtke weiterhin warb, erklärte, nichts mehr mit dem Kandidaten zu tun zu haben.

Einzug in die Bürgerschaft unwahrscheinlich

Seither trollt Radtke in sozialen Medien Fridays for Future und zahlreiche zum Teil prominente Politiker aus SPD, Grünen und Linkspartei – unter anderem auch mit pikanten Andeutungen und Ankündigungen, Skandale über diese aufzudecken. Mehrfach hatte Radtke es jedoch – nach eigenen Angaben auf Anraten seines Anwalts – bei den Ankündigungen belassen.

Damit Radtke in die Bürgerschaft einziehen könnte, müsste die Linkspartei allerdings auf etwa 30 Prozent der Stimmen kommen, derzeitige Umfragen sehen sie unter zehn Prozent.



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