Vision für eine bessere Maut: Zur Rush-Hour kostet die Straße mehr

Wie könnte man besser den Autoverkehr steuern? Eine Gebühr, die zur Rush-Hour höher wäre als zu anderen Zeiten könnte den Verkehr entlasten. Rein technisch wäre das schon umsetzbar - so wie ein derzeitiges Navigationsgerät, dass optimal die Route wählt.
Titelbild
Ein großes Autobahnkreuz.Foto: iStock
Epoch Times2. August 2018

„Wenn die Gebühr sich dem Verkehrsaufkommen und der Situation auf der Straße in Echtzeit anpasst, also etwa zur Rush-Hour teurer ist als gegen Mittag, kann jeder die für sich passende Route auswählen. So wie es jetzt auch bei Navigationssystemen funktioniert“, erläutert Prof. Dr. Peter Cramton von der Universität Köln. Er meint:

Im Endeffekt werden so Hauptverkehrsadern entlastet, der Verkehr fließt besser und es wird weniger CO2 ausgestoßen.“

Professor Dr. Peter Cramton, Professor Dr. Axel Ockenfels (beide Universität zu Köln) und Professor R. Richard Geddes (Cornell University, New York, USA) stellen in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals „Nature“ ein Konzept für die Zukunft der Verkehrssteuerung vor.

So soll eine dynamische Bepreisung von Straßen Staus vermeiden und die Umwelt schonen. Gebühren, die in Echtzeit und standortpräzise auf das Verkehrsaufkommen reagieren und Faktoren wie Fahrzeugtyp und Abgaswerte einbeziehen, können den Verkehrsfluss erheblich verbessern und zu einer Verringerung der Luftverschmutzung beitragen.

… technisch ist das bereits heute umsetzbar

Technisch wäre eine dynamische Straßengebühr in Echtzeit schon heute umsetzbar.

Navigations- und Telekommunikationssysteme, GPS-Daten und Apps können sowohl Fahrern Informationen zur Verfügung zu stellen als auch das Verkehrsaufkommen abbilden und vorhersagen.

„Dabei muss man natürlich ein System entwickeln, das eine akzeptablen Kompromiss zwischen der Bereitstellung persönlicher Daten und der Privatsphäre darstellt“, so Cramton.

Moderne Kryptologie könnte den Betreibern der Systems ermöglichen, die Gebühren zu erheben, ohne dass Menschen überhaupt Zugriff auf die Daten haben.

Die, die den Stau verursachen, sollten zahlen

Staus sind nicht nur ärgerlich und zeitraubend, sie kosten auch Geld. In Deutschland betrug der volkswirtschaftliche Schaden, der aufgrund verstopfter Straßen 2017 entstand, rund 80 Milliarden Euro.

„Derzeit bezahlen die Verkehrsteilnehmer, die Staus verursachen, der Umwelt schaden und dadurch sogar Kosten verursachen, genau so viel wie diejenigen, die daran nicht beteiligt sind“, sagt Axel Ockenfels. „Ohne Gebühr bedeutet das, dass die Allgemeinheit diese Verkehrsteilnehmer subventioniert. Das ist unfair.“

Eine Gebühr für die Straßennutzung würde diese Kosten offenlegen und Staus eliminieren.

Ist das eine Benachteiligung sozial schwacher Personen?

Bedenken, dass die Gebühr sozial schwache Personen benachteiligt, da sie eine Gebühr stärker träfe, treten die Wissenschaftler entgegen und entwickeln entsprechende Ideen.

„Die Bepreisung muss dynamisch sein und Optionen bieten. Man stelle sich vor, die linke Spur von regelmäßig verstopften, mehrspurigen Fahrbahnen wird bepreist. Auf der linken Spur ist der Verkehrsdurchfluss dadurch größer, weil Verstopfungen vermieden werden. Dies wiederum bedeutet, dass auch der Verkehrsfluss auf der rechten Spur verbessert wird“, sagt Ockenfels. „So hat jeder etwas davon.“ (ks/pm)



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