Verschanzt im Tunnel unter der Erde und in den Baumkronen – Polizei stößt auf Widerstand in Hambach
Die Bergung von zwei unter der Erde verschanzten Braunkohlegegnern hat die Räumung von Behausungen der Umweltaktivisten im Hambacher Forst erschwert. Nach einer Suche mit Hilfe einer Teleskopkamera spürte die Feuerwehr am Samstag die zwei Aktivisten in einem mindestens fünf Meter tiefen Tunnel auf.
In den Schacht sei zunächst Frischluft gepumpt worden, weil die Luftwerte sich verschlechterten, sagte eine Sprecher der Feuerwehr Kerpen der Deutschen Presse-Agentur. Wie lange die Bergung dauern würde, war zunächst unklar.
Seit Beginn der Räumung am Donnerstag wurden bis Samstagnachmittag nach Angaben der Polizei 13 von rund 50 Baumhäusern geräumt und beseitigt. Mehrere Hebebühnen waren im Einsatz. An einem Baumhaus betonierten Aktivisten laut Polizei ihre Hände in einem Betonquader ein.
Weitere Räumung bis Einbruch der Dunkelheit
Zu den unter der Erde verschanzten Aktivisten in der Siedlung „Oaktown“ sei eine Mikrofonleitung gelegt worden, sagte der Feuerwehrsprecher. Experten der Grubenwehr ehemaliger Zechen hätten die „Stollen“ geprüft und für einsturzgefährdet erklärt. Während der Bergungsvorbereitungen wurde eine über dem Tunnel liegende ebenerdige Behausung der Aktivisten geräumt.
Die Einsatzkräfte wollten bis zum Einbruch der Dunkelheit weiter räumen, sagte ein Polizeisprecher. Der Wald werde auch in der Nacht so weit wie möglich gesichert und beleuchtet. „Wir werden mit allen Mitteln verhindern, dass neue Bauten errichtet werden.“ Die Räumung werde auch am Sonntag „ohne Pause“ weitergehen.
Am Morgen wurde laut Polizei auch die Räumung einer weiteren Siedlung mit dem Namen „Gallien“ vorbereitet. Mitarbeiter des Bauordnungsamtes hätten die Aktivisten mit Lautsprechern aufgefordert, die Baumhäuser binnen 30 Minuten zu verlassen.
Blockade außerhalb ebenfalls geräumt
Die Polizei beendete zudem nach mehreren Stunden die Blockade von Baggern und zwei Förderbändern im Braunkohlekraftwerk Niederaußem in der Nähe des Hambacher Forstes. Der Betrieb des Kraftwerks wurde zeitweise behindert.
Die Räumung des Forstes belastet auch die Arbeit der sogenannten Kohlekommission in Berlin, obwohl sie offiziell kein Mandat für den Wald hat. Die Kommission, die den Ausstieg aus der Kohleverstromung beschließen soll, komme mit konkreten Ausstiegsvorschlägen gerade in Fahrt, teilte die Umweltorganisation Germanwatch mit. NRW und RWE dürften die Arbeit des Gremiums „nicht weiter gefährden, indem sie versuchen, im Hambacher Wald Fakten zu schaffen“.
Nach einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ könnten die letzten Kohlekraftwerke laut einem Kompromissvorschlag zwischen 2035 und 2038 geschlossen werden. RWE lehnte das umgehend als „nicht akzeptabel“ ab. Umweltorganisationen fordern einen Aufschub der Rodung im Hambacher Forst bis zu einer Entscheidung der Kommission. (dpa)
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