Deutschlands Grundschüler fallen im internationalen Vergleich deutlich zurück – Verbände dringen auf mehr Lehrer
Deutschlands Grundschüler fallen im internationalen Vergleich teils deutlich zurück – Bildungsverbände pochen nun auf mehr Lehrer.
„Regelmäßig wird besserer Unterricht gefordert“, sagte die neue Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Dies lasse sich aber nicht verordnen. „Dazu brauchen wir mehr Lehrer, die unter guten Bedingungen arbeiten können.“
Im Oktober hatten die Ergebnisse der Studie IQB-Bildungstrends für Ernüchterung bei Bildungspolitikern gesorgt. Deutschlands Viertklässler fielen demnach innerhalb der vergangenen fünf Jahre in Mathematik, beim Zuhören und in Rechtschreibung zurück. Anfang Dezember folgten die nächsten schlechten Nachrichten. Veröffentlicht wurde die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU). Nach dieser können immer mehr Kinder in Deutschland beim Verlassen der Grundschule nicht richtig lesen. Im internationalen Vergleich sank Deutschland in dem Bereich ab.
„Die Lehrer in Deutschland hatten seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so viele Unterrichtsstunden“, sagte Lin-Klitzing. „Allerdings sind noch viele weitere Aufgaben dazugekommen.“ Die Pädagogen müssten unter anderem Neuerungen und Fördermaßnahmen umsetzen. Die Leistungen der Schüler klafften immer weiter auseinander.
Lin-Klitzing führt seit Anfang Dezember den Philologenverband, sie folgte dem langjährigen Verbandschef Heinz-Peter Meidinger nach.
Meidinger, der weiter an der Spitze des Deutschen Lehrerverbands steht, sagte: „Die Arbeitsbelastung der Lehrer ist in den vergangenen Jahren gewachsen.“ Denn die Schülerschaft habe sich verändert. „Es gibt mehr Schüler, die individuell gefördert werden müssen.“
Von 2011 bis 2016 erhöhte sich laut IQB-Bildungstrend der Anteil der Viertklässler mit Migrationshintergrund um mehr als ein Drittel auf 34 Prozent. Zudem besuchen auch mehr Kinder mit Behinderung eine allgemeine Schule.
„Aus allen Schulstudien der letzten Zeit wissen wir, dass die Anforderungen an die Lehrer immer größer werden“, sagte Meidinger der dpa. „Um die Leistungen der Schüler im Schnitt zu verbessern, brauchen wir mehr individuelle Förderung schwieriger Schüler und kleinere Klassen.“
Für die Gymnasien will der Philologenverband nun konkret messen, wie viel die 175 000 dort beschäftigten Lehrer heute arbeiteten und wie groß ihre Belastung ist, wie Lin-Klitzing ankündigte. Zusammen mit einem Wissenschaftlerteam der Universität Rostock starte der Verband im Januar dazu eine umfassende Studie an den Gymnasien.
Meidinger sagte, der Richtwert bei der Arbeitszeit im öffentlichen Dienst liege bei 40 Stunden. „Auch wenn man die über den Urlaub hinausgehende Ferienzeit anrechnet, liegen die meisten Lehrer deutlich darüber.“
Die Kultusministerkonferenz hatte als Reaktion auf die Schulstudien im Dezember beschlossen, die Wirksamkeit einzelner Förderprogramme der Länder unter die Lupe zu nehmen. (dpa)
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