Unwetter weicht Emscher-Deiche auf: Güterverkehr betroffen, Wohngebiet in der Nähe
Nach den massiven Regenfällen der vergangenen Tage ist eine Eisenbahnbrücke über die Emscher am Niederrhein abgesackt. „Es ist zu befürchten, dass die Brücke komplett in die Emscher rutscht“, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Umwelt- und Verkehrsministeriums.
Das Technische Hilfswerk organisierte leistungsstarke Pumpen. Sollte die Brücke bei Dinslaken einstürzen, könne so verhindert werden, dass die Trümmer das Wasser der Emscher aufstauen und es zu Überflutungen komme, sagte ein Sprecher der Emschergenossenschaft. Fachleute beobachteten die Lage auch am Sonntag aufmerksam.
Nach den Unwettern der vergangenen Tage hatte es am Unterlauf der Emscher bereits am Freitag große Probleme mit dem Hochwasserschutz gegeben. Der Deich sei auf Hunderten Metern erodiert, teilte das Umweltministerium mit.
In der Nähe befindet sich ein Wohngebiet mit etwa 100 Häusern – zwischenzeitlich stand die Frage im Raum, ob das Wohngebiet evakuiert werden muss. Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Polizei und zahlreiche Spezialisten waren im Großeinsatz.
Keine Auswirkungen auf Personenverkehr
Die Bahnbrücke, die nun abgesackt ist, überquert genau in dem vom Hochwasser betroffenen Bereich die Emscher. Die einspurige Nebenstrecke werde nur für den Güterverkehr genutzt, sagte ein Bahnsprecher. Auswirkungen auf den Personenverkehr gebe es nicht.
Die Deutsche Bahn als Eigentümer der Brücke erarbeitet nun ein Konzept, wie die Brücke abgerissen werden kann. Genauere Informationen zum weiteren Ablauf werde es aber erst in den nächsten Tagen geben, sagte der Bahnsprecher.
Bis die Gefahr gebannt ist, behalten Einsatzkräfte die Brücke im Auge. „Einsturzgefahr besteht zu jeder Zeit. Darauf haben wir uns eingestellt“, sagte Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel (parteilos).
NRW-Verkehrsminister: „das hätte nicht passieren dürfen“
Weshalb das Hochwasser an der Emscher so massive Schäden verursacht hat, wirft auch für Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) Fragen auf. „Das, was hier an dem Deich passiert, das hätte nicht passieren dürfen. Dieser Deich hätte diesem Hochwasser standhalten müssen“, sagte der Minister laut „WAZ“ am Freitag bei einem Besuch in Dinslaken.
Das Einzugsgebiet der Emscher war von den starken Niederschlägen am Donnerstag und Freitag massiv betroffen. Dadurch hatte der kleine Fluss laut Emschergenossenschaft zeitweise 60.000 Liter Wasser pro Sekunde geführt. Am Freitagnachmittag hatten Experten eigentlich schon einmal vorsichtig Entwarnung gegeben. Der Pegelstand sei gesunken und der Druck auf die Deiche habe spürbar abgenommen, hatte der Verband berichtet. Trotzdem sackte einige Stunden später am Freitagabend die Eisenbahnbrücke an einer Seite ab.
Die Emscher im nördlichen Ruhrgebiet war einst der schmutzigste Industriefluss Deutschlands und diente zur Entsorgung von Abwasser aus dem Ruhrgebiet. In den vergangenen Jahren wurde der Fluss mit großem Aufwand renaturiert. Wenige Hundert Meter hinter der Stelle bei Dinslaken, wo nun die Deiche beschädigt wurden, fließt die Emscher in den Rhein. (dpa/red)
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