„Ungeheuerlicher Vorgang“: Lehrer in NRW wehren sich gegen „Kasernierung“ von Flüchtlingskindern

In NRW laufen Planungen für den Bau seperater Flüchtlingsschulen. Während das Schulministerium diesen Vorgang als "pädagogisch sinnvoll" erachtet, spricht der Verband "Lehrer NRW" von einem "ungeheuerlichen Vorgang".
Epoch Times31. August 2017

In NRW will man Flüchtlingskinder künftig in eigenen Schulen unterrichten. In Hagen gibt es bereits Pläne für den Bau einer Flüchtlingsschule. In Mühlheim wird bereits ein ähnliches Modell praktiziert und auch in Duisburg gibt es getrennte Flüchtlingsklassen.

Die Lehrer von NRW haben sich nun besorgt in einer Pressemitteilung des Verbandes „Lehrer NRW“ zu Wort gemeldet. Sie sehen den Ratsbeschluss der Stadt Hagen problematisch und sprechen von einer „Kasernierung“ von Flüchtlingskindern.

Hier heißt es: „Für lehrer nrw ist das ein ungeheuerlicher Vorgang. Diese Art der Kasernierung von Flüchtlingskindern spricht jedem Integrationsgedanken Hohn. Wie soll Integration funktionieren, wenn Zuwandererkinder per Ratsbeschluss nur unter sich bleiben dürfen?“, so die Vorsitzende Brigitte Balbach.

Kein Kontakt zu anderen Schülern

Rund 100 Zuwanderer ab zehn, mehrheitlich Roma aus Südosteuropa, werden an einer früheren Förderschule unterrichtet – ohne räumliche Nähe zu anderen Realschülern, berichtet „WAZ“.

Das Modell in Mühlheim war ursprünglich nur als Übergangslösung gedacht, geht jetzt aber schon ins zweite Jahr. „Offenbar entdecken die Schulträger gerade eine pädagogische Minimallösung zur zentralen und kostengünstigen Beschulung von Flüchtlingskindern“, kritisiert der Lehrer-Verband.

Das Schulministerium sieht die getrennte Beschulung als pädagogisch sinnvoll an und verweist auf die große Zahl von schulpflichtigen Flüchtlingskindern und den nur knapp vorhandenen Schulraum. Ohne diese „auf ein Jahr begrenzte Ausnahmeregelung“ hätte diese Schülergruppe gar nicht unterrichtet werden können. Dieser Unterricht diene der Vorbereitung der Kinder auf eine normale Schullaufbahn, sagen diese.

Maike Finnern, Vize-Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW, fordert Schulministerin Yvonne Gebauer auf, das Projekt sofort zu beenden. „Das widerspricht komplett dem Gedanken der Integration. Die Kinder werden ghettoisiert, nicht mal in den Pausen gibt es Kontakt zu anderen.“

Spaltung der Gesellschaft

Balbach vom Lehrerverband betont, dass Integration nicht zum Spartarif zu haben ist. „Darum sollten Flüchtlingskinder nach Möglichkeit eine Regelschule besuchen, wo sie am normalen Schulleben teilhaben können. Es spricht nichts dagegen, an der jeweiligen Schule Vorbereitungskurse einzurichten, wo die Kinder primär Deutsch lernen und dann sukzessive in die Regelklassen integriert werden können“, sagt sie.

Weiter hegt die Vorsitzende von Lehrer NRW die Befürchtung, dass reine Ausländerschulen zur Spaltung der Gesellschaft beitragen könnten. Flüchtlingskinder seien Menschen und keine Verwaltungsvorgänge, sagt sie.

(mcd)



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