Umfrage zur Zukunftsfähigkeit von Deutschland: 80 Prozent glauben, Staat lähmt sich selbst
Trübe Aussichten: Laut einer aktuellen Umfrage stellt der überwiegende Teil der Deutschen keine gute Prognose für ihr Land. Nur noch 39 Prozent glauben, dass Deutschland in zehn bis 15 Jahren noch zu den führenden Wirtschaftsnationen gehören wird. Fast 80 Prozent glauben zudem, dass sich der Staat durch ausufernde Bürokratie selbst lähmt.
Sprich, immer mehr Menschen hierzulande denken, dass Deutschland den Anschluss verpasst hat und zweifeln an der Zukunftsfähigkeit des Landes. Verantwortlich dafür ist der Staat in der Wahrnehmung der Befragten eines repräsentativen Durchschnitts.
Vertrauen in Stabilität verloren
Nach der Allensbach-Umfrage im Auftrag der FAZ sind nicht einmal mehr ein Drittel – nur noch 31 Prozent – der Bevölkerung davon überzeugt, dass sich Deutschland in den nächsten zehn Jahren gut entwickeln wird. Auch das Vertrauen in eine stabile wirtschaftliche Entwicklung scheint zerrüttet.
Noch vor fünf Jahren hatten 59 Prozent der Bevölkerung Zuversicht dahingehend geäußert, dass Deutschland in zehn bis 15 Jahren noch zu den führenden Wirtschaftsnationen gehören wird – dieser Wert ist um ein Drittel gesunken und liegt jetzt bei 39 Prozent.
Noch geringer scheint das Vertrauen darin zu sein, dass Deutschland aus den aktuellen Krisen gestärkt hervorgehen wird. Gerade einmal 14 Prozent der Befragten glauben das.
Was genau zu diesen pessimistischen Einschätzungen bei der Bevölkerung führt, ob der aktuelle Umgang mit den Krisen und deren Aufarbeitung oder eben „Nicht-Aufarbeitung“, wurde hier zwar nicht erfragt, aber die Antworten auf eine die aktuelle Situation betreffende andere Frage können vielleicht Aufschluss geben oder zumindest einen Hinweis: Die Hälfte der Bevölkerung hat aktuell das Gefühl, dass schon jetzt vieles im Land nicht mehr richtig funktioniert.
Staat zuständig: Vieles funktioniert nicht mehr
Die Fehlentwicklungen sehen die Befragten vor allem in der Verantwortung des Staates. 79 Prozent der Befragten glauben, dass dieser durch zu viele Vorschriften und eine überbordende Bürokratie sich selbst lähmt. Nur 40 Prozent schätzen den eigenen Staat als modern ein. Nach Ansicht von 62 Prozent bestehen Unzulänglichkeiten bei der Effizienz von Ämtern und Behörden.
Auch bei der Digitalisierung staatlicher Institutionen gibt es nach Ansicht der Befragten große Defizite: 68 Prozent halten diese in der öffentlichen Verwaltung für unzureichend, die technische Ausstattung der Schulen wird von 61 Prozent bemängelt. Will man es positiv ausdrücken, scheint hier Steigerungspotenzial gesehen zu werden. Dieses drückt sich in der Erwartung einer Verbesserung im Bereich von Digitalisierung von immerhin 33 Prozent aus.
Nur Minderheit glaubt an Verbesserung
Eine deutliche Abwärtsbewegung ist bei der Einschätzung des Gesundheitswesens zu sehen: Noch vor fünf Jahren, 2017, sahen 81 Prozent darin eine besondere Stärke Deutschlands, nun sind es nur noch 60 Prozent. Der Anteil derer, die im Gesundheitswesen eine Schwachstelle sehen, hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt – er ist von 18 auf 39 Prozent gestiegen. Auch hier wird keine gute Prognose gestellt: Nur eine Minderheit hat die Hoffnung auf eine Verbesserung des Zustandes des Gesundheitswesens in den kommenden Jahren.
Bei all den bescheinigten Unzulänglichkeiten gibts wenig Zutrauen in die Politik und damit verbunden geringe Erwartungen an diese, was den Umgang mit der Krise anbelangt: Nur 17 Prozent der Befragten trauen der Politik zu, die bestehenden Probleme in den Griff zu bekommen oder gar zu lösen.
Allerdings – und das ist auch interessant: Diese negativen Zukunftserwartungen stehen scheinbar im Widerspruch dazu, dass die Gegenwart von einer großen Mehrheit durchaus positiv gesehen wird. So halten 83 Prozent Lebensstandard und -qualität im Moment für eine Stärke Deutschlands.
Zwei Drittel unzufrieden mit Regierung
Laut einer anderen repräsentativen Umfrage – dem ARD-DeutschlandTrend von Anfang Januar auf der Online-Befragungsplattform statista.de – gab die Mehrheit von rund 64 Prozent an, weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung zu sein. Nur noch rund 34 Prozent, also ein Drittel, ist mit der politischen Leistung der Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (sehr) zufrieden.
So würden die Deutschen gerade wählen
Haben die Bürger ihrer Regierung das Vertrauen entzogen? Das könnte man fast meinen bei diesen Umfrageergebnissen. Haben unsere Regierenden etwa Glück, dass gerade keine Wahl ansteht?
Weit gefehlt, sagt eine andere Umfrage. Laut der Ende letzter Woche veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen hätte bei einer Bundestagswahl am gestrigen Sonntag die CDU/CSU 27 Prozent der Stimmen erzielt. Zum Vergleich hier als Erinnerung die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl am 26. September 2021, wo die CDU/CSU auf 24,1 Prozent kam.
Die SPD würde 21 Prozent der Stimmanteile erreichen und hätte somit gerade mal 5 Prozent verloren im Vergleich zum Ergebnis der letzten Bundestagswahl, wo die Sozialdemokraten 25,7 Prozent der Stimmen hatten.
Die Grünen hatten schon zur Bundestagswahl 2021 mit 14,8 Prozent Aufwind, der Zugewinn an Stimmen würde sich mit jetzigen 19 Prozent fortsetzen.
Die FDP ist 2021 mit 11,5 Prozent der Wählerstimmen in den Bundestag eingezogen und ist in den aktuellen Umfragewerten auf 6 Prozent gefallen.
Aufwind hingegen auch bei der AfD: Die lag bei der letzten Bundestagswahl bei 10,3 Prozent der Stimmen und würde jetzt laut Statista 15 Prozent bekommen.
Alles soll so bleiben, wie es ist?
Wenn man diese erfragte Zwischenbilanz beim Wort oder bei der Zahl nimmt, darf, wenn es nach den Deutschen geht, alles in etwa so bleiben, wie es jetzt ist. Die Deutschen würden die gleiche Regierung noch einmal wählen. Nur noch etwas mehr Grün statt Rot und vielleicht etwas mehr Blau statt Gelb – grob geschätzt.
Während also die aktuelle Allensbach-Umfrage im Grunde aussagt, dass das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit abnimmt, findet die deutsche Bevölkerung gleichzeitig – in übergroßer Mehrzahl (83 Prozent der Wahlumfrage) – die Gegenwart gut und würde aktuell die gleiche Regierung noch einmal wählen.
(dts/LyR)
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