Umfrage in Baden-Württemberg: Kretschmann-Effekt verpufft? AfD nur zwei Prozent hinter Grünen
Wären am kommenden Sonntag Landtagswahlen in Baden-Württemberg, würde der allgemeine Bundestrend auch vor dem Ländle nicht haltmachen. Eine schlechte Nachricht ist das vor allem für die Grünen, die mit Winfried Kretschmann bereits seit 2011 den Ministerpräsidenten stellen.
Am Mittwoch, 27. September, veröffentlichte Infratest dimap eine Umfrage im Auftrag des SWR und der „Stuttgarter Zeitung“. Dieser zufolge käme die Partei des Ministerpräsidenten nur noch auf 22 Prozent – und läge damit bereits sieben Punkte hinter der CDU. Außerdem würde die AfD mit 20 Prozent ihr bisheriges Rekordergebnis in einem westdeutschen Bundesland erreichen. Im April sah das Institut die Partei noch bei neun Prozent.
CDU hat Talsohle in Baden-Württemberg überwunden
Ebenfalls im Landtag vertreten wären die SPD (zwölf Prozent) und die FDP/DVP (zehn Prozent). Damit könnte das schwarz-grüne Bündnis in Stuttgart zwar weiterregieren, allerdings nicht mehr mit den Grünen als Seniorpartner.
Seit ihrem Wahlerfolg von 2011 hatten die Grünen im Ländle stets vom Kretschmann-Effekt profitiert. Mit knapper Mehrheit war es diesem im Zeichen von „Stuttgart 21“-Protesten und Fukushima gelungen, zusammen mit der SPD ein grün-rotes Bündnis zu bilden.
Die CDU, die in Zeiten von Hans Filbinger und Lothar Späth in Baden-Württemberg noch mit absoluter Mehrheit regiert hatte, fiel unter die 40-Prozent-Marke. Wähler attestierten ihr in der Ära Mappus Selbstherrlichkeit, vor allem im Zusammenhang mit dem umstrittenen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 und dem Erwerb der EnBW durch das Land.
Dazu verlor die CDU in den Großstädten gegenüber den Grünen an Terrain. Als die AfD die Union auch in den ländlichen Gebieten von rechts zusetzte, stürzte diese in den 20-Prozent-Bereich ab.
Kretschmann als realpolitisches Gewissen der Grünen wahrgenommen
Ob es der Union gelingen wird, perspektivisch wieder an frühere Erfolge anzuknüpfen, ist fraglich. Der Landesverband steht unmittelbar vor einem Führungswechsel. Landesinnenminister Thomas Strobl wird sich im November auf dem Landesparteitag nicht mehr erneut zur Wahl für den Posten des Vorsitzenden stellen. Stattdessen soll Manuel Hagel, Fraktionschef im Landtag, den Verband übernehmen.
Die Grünen können hingegen nicht mehr vom Kretschmann-Bonus profitieren. Lange Zeit galt der Ministerpräsident nicht nur als realpolitisches Aushängeschild einer weithin als ideologisch wahrgenommenen Partei. Er scheute sich zudem nicht, öffentlich Kritik zu üben, wenn diese sich anschickte, diese Wahrnehmung zu bestätigen.
Zuletzt bemängelte Kretschmann den „Kulturkampf gegen das Auto“, den die Grünen auf Bundesebene führten. Außerdem gab im Zusammenhang mit dem sogenannten Heizungsgesetz seine Kritik den Ausschlag dafür, dass vor dem Inkrafttreten zahlreicher Vorgaben eine kommunale Wärmeplanung erfolgen sollte. Als Hardliner galt der Ministerpräsident demgegenüber in der Corona-Politik. Im Jahr 2026 will der heute 75-jährige Kretschmann nicht mehr zur Wahl antreten. Der Realitätsschock infolge der Auswirkungen grüner Politik im Bund könnte die Partei ohne ihn vor allem in bürgerlichen Milieus noch stärker unter Druck setzen.
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