U18-Wahl: Linke voran – AfD mit starken Zugewinnen – FDP und Grüne brechen ein

Die Linkspartei ist die beliebteste politische Kraft unter Jugendlichen in Deutschland. Zumindest unter jenen, die politisch interessiert sind und Zugang zu einem Wahllokal haben. Dies ist das Ergebnis der U18-Bundestagswahl, die vom 7. bis zum 14. Februar deutschlandweit stattgefunden hatte.
Dem Endergebnis zufolge, das auf der Seite der Initiatoren mitgeteilt worden war, hatte die Linke mit 20,8 Prozent die meisten abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen können. Im Jahr 2021 hatte die Partei lediglich 11,6 Prozent erreicht. Mit 17,9 Prozent auf dem zweiten Platz landete die SPD. Gegenüber 2021 war das ein Minus von 11,1 Prozent. Einen noch deutlicheren Absturz erlebten die Grünen: Waren sie vor vier Jahren mit 31,8 Prozent stärkste Kraft, kamen sie dieses Mal nur noch auf 12,5 Prozent.
Tierschutzpartei bei U18-Wahl vor FDP und BSW
Die Union wurde mit 15,7 Prozent drittstärkste Partei bei der diesjährigen U18-Wahl – sie wurde bei der vorangegangenen Wahl gar nicht ausgewiesen. Nur knapp dahinter mit 15,45 Prozent landete die AfD, die 2021 noch 8,84 Prozent erzielt hatte. Alle anderen Parteien landeten unter 5 Prozent, darunter auch die FDP (3,4 Prozent), die vier Jahre zuvor noch auf 18,2 Prozent gekommen war.
Die Tierschutzpartei wurde bei den Jugendlichen unter 18 Jahren mit 3,77 Prozent sechststärkste Partei. Das BSW kam nur auf 3,38 Prozent der Stimmen – einzig in Thüringen und Brandenburg landete es über fünf Prozent. Die Linkspartei konnte in den meisten Bundesländern hohe Ergebnisse erzielen – am geringsten war ihr Stimmenanteil überraschenderweise in Hamburg, wo sie nur auf 15,3 Prozent kam und hinter SPD und Grünen landete.
Demgegenüber waren bei SPD, Grünen und AfD erhebliche Unterschiede zu verzeichnen. Die SPD wurde stärkste Kraft in den Bundesländern Hamburg, Rheinland-Pfalz, NRW und Niedersachsen. Demgegenüber eroberte die Linke den ersten Platz in Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein und Hessen.
Keine Stimmabgabe im Saarland – auch in vielen Kreisstädten gab es keine Abstimmung
Die AfD ging in allen ostdeutschen Flächenländern mit mehr als 30 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft aus der U18-Wahl hervor. Unterdurchschnittlich blieb sie hingegen in den Stadtstaaten und in Bundesländern wie Hessen und NRW. In Berlin blieb die Partei im einstelligen Bereich. Die CDU konnte Baden-Württemberg mit 18,2 Prozent knapp für sich entscheiden, die CSU lag mit 21,2 Prozent in Bayern auf Platz 1. Im Saarland fand keine U18-Wahl statt.
Ein repräsentatives Bild bezüglich der politischen Präferenzen bietet die U18-Wahl kaum. Es wurden 166.443 Stimmen in 1.812 Wahllokalen abgegeben. Die Zahl der Personen unter 18 Jahren liegt in Deutschland bei 14,3 Millionen. Dazu gab es nicht nur in einem Bundesland gar keine Stimmabgabe. Auch die Verteilung der Wahllokale ist sehr stark auf größere Städte konzentriert – es gibt ganze Landstriche, sogar mit Kreisstädten, in denen nicht eine einzige Möglichkeit zur Beteiligung an der U18-Wahl besteht.
Außerdem war sogar der Abstimmungsprozess selbst uneinheitlich. So wurden nur 37.280 Erststimmen, aber 166.443 Zweitstimmen abgegeben. Das bedeutet, dass nicht alle Stimmzettel beide Spalten aufwiesen. Im Jahr 2021 wurden 266.376 Zweitstimmen abgegeben.
U18-Wahl vor allem von Jugendringen und Kinderhilfswerk unterstützt
Ausrichter der Wahlen ist das „Netzwerk U18“, hinter dem sich Organisationen wie das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW), der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) oder die Landesjugendringe verbergen. Eine Altersuntergrenze gibt es nicht, der Fokus liegt jedoch den Initiatoren zufolge „auf selbstorganisierten Jugendlichen ab 14 Jahren“. Teilnahmeberechtigt sind auch nicht deutsche Staatsangehörige.
Oft unterstützen auch Jugendverbände selbst die U18-Wahl und richten Stimmlokale in Schulen, Vereinen oder Jugendzentren ein. Bereits das führt jedoch dazu, dass in Regionen mit starken und gut unterstützten Strukturen in der Jugendarbeit tendenziell mehr Wahllokale existieren.
Es ist deshalb davon auszugehen, dass es beispielsweise in ländlich strukturierten Gebieten und kleineren Dörfern weniger Möglichkeiten gibt für Jugendliche, sich an der U18-Wahl zu beteiligen. Auch ist ungewiss, inwieweit beispielsweise Gymnasiasten einen leichteren Zugang zu Wahlmöglichkeiten haben als berufstätige Jugendliche. Die U18-Wahl folgt zudem weniger strengen Regeln als beispielsweise die Juniorwahl, die der Verein Kumulus e. V. ausschließlich an Schulen für Schüler ab der 7. Klasse durchführt.
Nimmt Linke die frühere Rolle der Grünen ein?
Allerdings lassen sich einige grundlegende Trends aus der U18-Wahl erkennen. Von Ende der 2010er bis Beginn der 2020er-Jahre waren die Grünen vor allem in Westdeutschland und in den Stadtstaaten die führende Kraft unter Jugendlichen. Im Umfeld der Bundestagswahl 2021 hatte auch die FDP einen gewissen Zuspruch zu verbuchen.
Mittlerweile hat – was sich auch bei den Landtagswahlen vergangener Jahre gezeigt hatte – die AfD in dieser Altersgruppe massiv an Terrain gewonnen. Dies könnte zum einen an einer veränderten Problemwahrnehmung, zum anderen an der offensiven Vorfeldarbeit in sozialen Netzwerken wie TikTok liegen.
Die Linke scheint demgegenüber zunehmend die Rolle der Grünen einzunehmen. Bundesgeschäftsführer Janis Ehling erklärte, die lange Zeit von Überalterung gekennzeichnete Partei erlebe einen „nie gekannten Mitgliederansturm“. Dieser gehe vor allem von jungen Leuten aus. Während die Linkspartei sich – ebenso wie die Grünen – offensiv des Themas „Klimaschutz“ annimmt, widme sie sich auch Themen wie Armut und bezahlbares Leben. Dazu komme der Einsatz der Linken dagegen, dass „rassistische Hetzer Migranten zu Sündenböcken machen“.
Bei der bevorstehenden Bundestagswahl ist die Gruppe der Erstwähler kleiner als je zuvor. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind nur rund 2,4 Prozent der Wahlberechtigten 18 bis 20 Jahre alt. Nur knapp 13 Prozent sind unter 30. Demgegenüber ist etwa die Hälfte der Wähler älter als 50 Jahre.
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