Twitter-Gewitter: ARD entfacht hitzige Diskussion durch Woke-Sprache
Seit einigen Tagen überschlagen sich die Meldungen über einen Artikel der „Tagesschau“ vom 31. März, in dem das ARD-Nachrichtenflaggschiff das naheliegende Wort „Mutter“ offenbar unbedingt vermeiden wollte und stattdessen von einer „entbindenden“ beziehungsweise „gebärenden Person“ schrieb. Außerdem war darin von „Arbeitgebenden“ die Rede statt von „Arbeitgebern“.
Als vor allem in den sozialen Medien postwendend Schimpf und Spott zu groß wurden, ruderte die „Tagesschau“ zurück und änderte den Text. Man habe niemanden „diskriminieren“ wollen, schob die Redaktion auf Anfrage der „Bild“ zur Erklärung für die ursprüngliche Textfassung nach.
Söder kritisiert Sprachwahl
Druck gemacht hatten nach Angaben des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (RND) aber nicht nur das Boulevardblatt, sondern auch CSU-Chef Markus Söder (Twitter). Christian Nitsche, der Chefredakteur des „Bayerischen Rundfunks“, signalisierte dafür ein gewisses Verständnis: „Die Redaktion in Hamburg hat den Artikel geändert. Dies ist auch richtig so.“ (Twitter).
In dem umstrittenen Artikel („Sonderurlaub nach Geburt des Kindes“) von Sarah Frühauf und Viktoria Kleber geht es um ein neues „Familienstartzeitgesetz“, das sich als Gesetzentwurf des Bundesfamilienministeriums gerade in der Ressortabstimmung befinden soll. Der Entwurf wurde noch nicht öffentlich gemacht. Demnach sollen künftig nicht nur der leiblichen Mutter eines Kindes nach der Geburt zehn Arbeitstage lang eine per Umlageverfahren bezahlte Pause zustehen, sondern auch ihrem Partner – oder ihrer Partnerin. In dem Gesetzentwurf kommen nach Angaben der „Tagesschau“ allerdings weder der Begriff „entbindende Person“ noch das Wort „Arbeitgebende“ vor.
Die „Tagesschau“ selbst verweist am Ende ihres Artikels darauf, den Text nach seiner Erstveröffentlichung noch einmal überarbeitet zu haben:
Anmerkung der Redaktion: In dem Text wurden die Formulierungen ‚entbindende Person‘ und ‚gebärende Personen‘ durch ‚Mutter‘ ersetzt, da sie zu Missverständnissen geführt haben. Zudem wurde die Formulierung ‚Arbeitgebende‘ durch ‚Arbeitgeber‘ ersetzt.“
Eine Kommentarfunktion gibt es in dem „Tagesschau“-Artikel nicht. Diskussionen laufen stattdessen auf Twitter. Längst geht es dabei kaum noch um die Inhalte des Gesetzentwurfs, sondern hauptsächlich um die Begriffswahl im „Tagesschau“-Text.
Und da bekommen wie üblich beinahe alle Seiten ihr Fett weg: nicht nur die „Tagesschau“, sondern auch die „Bild“, Markus Söder und BR-Chefredakteur Christian Nitsche.
BR-Chefredakteur: ARD-interne Entscheidung
Nitsche hatte auf Söders Vorwurf vom „Woke-Wahnsinn“ klargestellt, dass die „Tagesschau“-Redaktion in Hamburg den Artikel nach einer „ARD-internen Diskussion“ geändert habe und er dies auch als „richtig so“ empfinde. Es habe jedenfalls keinerlei politische Weisung zur Überarbeitung des Textes gegeben. Nitsche stellte sich auch dem Vorwurf entgegen, dass die ARD „den Begriff ‚Mutter‘ ersetzen“ wolle.
Das passt wiederum Usern wie „ichsachmaso“ nicht, die wohl lieber die Ursprungsfassung mit den „gebärenden Personen“ beibehalten hätten. Einige andere wie etwa der ARD-Journalist Tilo Jung oder „Union Watch“ meinen, Nitsche sei CSU-Mitglied und von daher befangen – was Nitsche allerdings abstreitet.
Polenz gegen Söder
CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder wiederum erntete viel Kritik, weil er in seinem ARD-kritischen Tweet von „Zwangsgebühren“ geschrieben hatte. Der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz etwa hob nicht als Einziger den Zeigefinger wegen der „sprachlichen“ Nähe zur AfD.
Der Twitterer Björn Stroiczek versteht nach eigenem Bekunden nicht, „warum Herr Söder lesbische Eltern ablehnt“. Georgine Kellermann, die Leiterin des WDR-Studios Essen, nannte Söder „immer unerträglicher“.
„Zu komplex für BLÖD-Leser*innen“
Der User „DaFurrylord“ greift nicht nur die „Bild“, sondern auch ihre Konsumenten an: Wenn von „gebärenden Personen“ statt von Müttern geschrieben werde, so sei das „eine akkuratere Beschreibung. Schließlich können auch Väter (trans* Männer), sowie weitere Elter-1 (non-binarys, agender) gebären. Aber das ist zu komplex für BLÖD-Leser*innen“.
„PrimeiroLopez“ meint in Richtung „Bild“: „In dem konkreten Kontext ging es – auch – um Familien mit zwei Müttern und die Unterscheidung, wer von beiden das Kind auf die Welt bringt. Was ist daran denn das Problem?“
Die überwiegende Mehrheit aber verteidigt die „Bild“ dafür, das Thema der gendergerechten Sprache aufgegriffen zu haben – und wehrt sich gegen die ursprünglichen Formulierungen im „Tagesschau“-Text:
„Wann ist die entbindende Person denn nicht die Mutter liebe @tagesschau? Wenn der erste Vater das hinbekommt, macht ihr dann einen Brennpunkt?“, twittert beispielsweise Petra Stettnisch.
Prominente Mütter zeigen wenig Verständnis
Inzwischen haben sich auch prominente Mütter wie die Schauspielerin Uschi Glas oder die Sängerinnen Michelle und Marianne Hartl zu Wort gemeldet. Selbst Ursula von der Leyen (CDU), Präsidentin der EU-Kommission, meint: „Wenn junge Paare für ein Neugeborenes Verantwortung übernehmen, sind beide unersetzlich. Aber Mütter bleiben immer Mütter, diesen Titel kann man nicht verbessern.“
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