Türkei verbietet erneut Abgeordneten Incirlik-Besuch – Bundesregierung droht mit Truppenabzug
Eskalation statt Entspannung: Die Türkei hat Bundestagsabgeordneten erneut einen Besuch bei den deutschen Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik untersagt.
Die Bundesregierung droht nun erstmals offen mit einem Abzug der deutschen „Tornado“-Aufklärungsjets, die sich von der Türkei aus am Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat beteiligen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel will aber zunächst weiter in Gesprächen nach einer Lösung des Streits suchen. Die türkische Entscheidung nannte sie „misslich“.
Stützpunkt, Drehkreuz – und auch Faustpfand? Wenn Berlin mit Ankara streitet, geht es früher oder später auch um die Bundeswehr auf der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik. Auch nun, in der Debatte um Wahlkampfauftritte und Nazi-Vergleiche, werden Forderungen nach einem Abzug der deutschen Soldaten erhoben.
In Incirlik sind 6 Tornados stationiert, die seit 2016 über 800 Flüge absolvierten
Von Incirlik aus startet auch ein deutsches Airbus-Tankflugzeug, das die deutschen und die Flugzeuge verbündeter Nationen in der Luft mit Treibstoff versorgen kann. Es hat in seinen über 360 Einsätzen andere Flugzeuge der Koalition mit tausenden Tonnen Treibstoff betankt.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums gäbe es zwar „alternative Standorte“, auf die die Bundeswehr für den Einsatz ausweichen könnte. „Aber das wäre mit sehr starken Einschränkungen verbunden“, heißt es weiter.
Der Militärflughafen Incirlik wurde in den vergangenen Jahrzehnten bereits wiederholt für Militäreinsätze in der Region genutzt. US-Ingenieure hatten die Basis in den frühen 50er Jahren errichtet; laut einer 1954 geschlossenen Vereinbarung zwischen der Türkei und den USA wird der Stützpunkt von den Luftwaffen beider Länder genutzt, wobei die Türken die Gastgeberrechte besitzen. Die Basis spielt auch bei der Sicherung der Nato-Südflanke eine wichtige Rolle. (dpa/afp)
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