Tuberkulose-Alarm im Kindergarten Bünsdorf – Erkrankter Flüchtling hatte freien Zugang zur KITA – Über 50 Kinder in Behandlung
Der Mann aus dem Jemen erhielt in der Kirchengemeinde Bünsdorf von Ende Januar bis Ende Mai Kirchenasyl im Gemeindehaus. Nebenan befindet sich die evangelische Kindertagesstätte, in der der Mann häufig zu Besuch war. Als die meldepflichtige Erkrankung Anfang Juni festgestellt wurde, ordnete die Kreisverwaltung umgehend Untersuchungen der möglicherweise betroffenen Kinder und Mitarbeiter an.
Die Pressesprecherin des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde bestätigte:
Durch diese persönlichen Kontakte kam es mehrfach zu Besuchen in der Kindertagesstätte.“
(Susanne van den Berg, Pressesprecherin Kirchenkreis)
Seit Montag wisse man nun, dass die Krankheit „relevant ansteckend“ sei, erläuterte die Ärztin Christin Hettich vom Gesundheitsamt den 18 Zuhörern bei der Krisensitzung in der Kirche.
Freier Zutritt für „Bekannte“
Der freie Zutritt des Flüchtlings zum Kindergarten und zu den Jugendgruppen war für den Pastor nichts Ungewöhnliches. Er betonte, dass der Kontakt der Kinder zu Personen, die den Betreuern bekannt sind, erlaubt sei. Auch der stellvertretende Bürgermeister ist dieser Ansicht:
Wir haben einen offenen Kindergarten. Jeder, der bekannt ist, hat Zutritt.“
(Thorsten Schulz, stellv. Bürgermeister)
Doch inwieweit war der Mann aus dem Land im Süden der arabischen Halbinsel den Menschen in Bünsdorf wirklich bekannt?
Laut Ulf Döhring, Direktor des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten sei der Mann erst seit knapp einem Jahr in Schleswig-Holstein gewesen, zuletzt in der Landesunterkunft in Rendsburg. Und in Bünsdorf war er erst seit vier Monaten bekannt.
Kinder leichtfertig gefährdet?
Wie die „Eckenförder Zeitung“ berichtet, sie die Tuberkulose-Gefahr im Bünsdorfer Kindergarten doch größer als bisher angenommen. Ging man am Anfang von 18 betroffenen Kindern und ihren Erzieherinnen aus, wurde schnell klar, dass auch um die 25 „Kirchenmäuse“ und zehn Kinder der „Jungschar“ samt Betreuern betroffen sein könnten.
Die Eltern sind empört über die Leichtfertigkeit der Kirche im Umgang mit den Kindern im Zusammenhang mit dem Flüchtling. Die „Junge Freiheit“ zitierte aus den Lokalmedien:
Wir Eltern müssen für jede Einzelheit eine Unterschrift leisten und wir werden über jeden neuen Praktikanten informiert – aber ein Fremder darf einfach so im Kindergarten ein- und ausgehen.“
(Betroffener)
Für den örtlichen Pastor ist die Situation ernüchternd: Nach einer von vielen Menschen getragenen Zeit im Kirchenasyl sei es jetzt gefährlich geworden, so der Geistliche.
Die Tuberkulose ist eine Katastrophe für den Erkrankten und für die Gemeinde.“
(Pastor Thies Feldmann)
Weitere Vorgehensweise
Frau Dr. Hettich vom Gesundheitsamt erklärte auf der Krisensitzung die weitere Vorgehensweise, um eine mögliche Infizierung festzustellen:
Für Kinder unter fünf Jahren werde es Hauttests vorgenommen und die Lunge geröntgt, einmal sofort und einmal in acht bis zwölf Wochen. Zudem wird es eine vorsorgliche Behandlung mit Antibiotika geben, so die Ärztin.
Für Kinder zwischen fünf und 15 Jahren stehen sofortige Haut- und Bluttests an und weitere in acht bis zwölf Wochen.
Personen zwischen 15 und 50 Jahren sollen etwa sechs bis acht Wochen nach dem Kontakt mit dem Mann einen Bluttest machen lassen.
Für die über 50-Jährigen wird ein sofortiger Röntgentest und ein weiterer in neun Monaten empfohlen.
Die Relevanz einer Ansteckung
Laut der Ärztin sei bei den „Kirchenmäusen“ die Gefahr einer Infektion sehr unwahrscheinlich, da die Kindergruppe nur flüchtige Kontakte zu dem Mann hatte.
Bei der Beurteilung der Gefahr für die Jungscharkinder sei man auf die Mithilfe der Eltern angewiesen:
Wenn der Kontakt zu dem Flüchtling insgesamt mehr als acht Stunden in geschlossenen Räumen beträgt, sollten sie ihre Kinder bei uns melden.“
(Dr. Christin Hettich, Gesundheitsamt)
Die ebenfalls auf der Krisensitzung anwesende Leiterin des Gesundheitsamtes, Frau Dr. Astrid Bodendieck, versuchte die anwesenden Eltern damit zu beruhigen, dass eine Tuberkulose-Erkrankung langsam wachse. Zudem sei diese in Deutschland gut behandelbar.
TBC – Tuberkulose – Schwindsucht
Seit 2012 gab es im Kreis Rendsburg-Eckernförde lediglich 20 Fälle der gefährlichen Lungenkrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird.
Laut Ulf Döhring vom Landesamt für Ausländerangelegenheiten habe es bei dem Mann eine Untersuchung gegeben, es wurde nichts festgestellt. Ob die Untersuchung fehlerhaft gewesen sei oder der Mann sich danach angesteckt habe, sei nicht mehr nachvollziehbar, so der Behördenleiter.
Laut einem Artikel der „Augsburger Allgemeinen“ anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März über die „vergessene Seuche“ , gab es im lokalen Umfeld der Zeitung, im Landkreis Donau-Ries, 21 TBC-Fälle im Jahr 2016, von denen einer tödlich verlief.
Laut Amtsarzt Dr. Rainer Mainka, Leiter des dortigen Gesundheitsamtes, handelte es sich bei einem Großteil der Erkrankten um Flüchtlinge aus Afrika und Asien, die sich in ihrer Heimat oder auf dem Weg nach Europa angesteckt hatten.
2016 wurden laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin-Wedding in ganz Deutschland 5.915 Fälle von TBC gemeldete, mit Tendenz steigend, seit 2012 (4.212 Fälle). Viele Jahre zuvor gab es einen rückläufigen Trend.
Laut der „JF“ sagte die Infektions-Forscherin Lena Fiebig vom RKI:
Es gibt einen Zusammenhang mit der aktuellen Zuwanderung. Migration ist aber nicht die Ursache von Tuberkulose. Das Bakterium ist es.“
(Dr. Lena Fiebig, RKI Berlin)
Weltweit stellt TBC neben HIV und Malaria noch immer eine der größten und gefährlichsten Krankheiten dar. Laut WHO erkrankten 2015 rund 10,4 Millionen Menschen an TBC, 60 Prozent von ihnen leben in Indien, Indonesien, China, Nigeria Pakistan oder Südafrika.
Nur 20 Prozent dieser Menschen hatte eine Chance auf eine Antibiotika-Behandlung, so die „Augsburger“. 2015 starben etwa 1,4 Millionen Menschen an TBC.
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