TSMC prüft Expansion nach Dresden und in andere europäische Orte
Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) prüft den Bau einer Chipfabrik in Dresden mit Produktionsbeginn 2025 und untersucht weitere Standorte für Halbleiterfabriken in Europa, teilte der taiwanesische Konzern mit. Die letztendliche Entscheidung wurde noch nicht getroffen, sagte TSMC-Sprecherin Nina Kao.
Dabei geht es primär um die Herstellung für Automotive-Chips mit Strukturbreiten von 28 und 22 Nanometern. Dresden bietet sich als Standort mit seiner bereits vorhandenen Infrastruktur zur Chipfertigung und der Nähe zu deutschen Autokonzernen an. Außerdem spricht für Dresden die Möglichkeit auf staatliche Unterstützungsgelder.
Damit will man auf die starke europäische Nachfrage nach Halbleitern reagieren und potenzielle geopolitische Barrieren abmildern. Fast alle großen Unternehmen, die Chips entwerfen, aber nicht produzieren, sind abhängig vom Weltmarktführer TSMC.
„Saxony Valley“ – Infineon baut 5-Milliarden-Werk in Dresden
Große internationale Halbleiterunternehmen wie Infineon, Bosch, GlobalFoundries, X-Fab Silicon Foundries und NXP Semiconductors betreiben bereits eigene Produktionsstätten in Dresden. Des Weiteren haben sich in der sächsischen Landeshauptstadt auch Halbleiteranlagenlieferanten wie Applied Materials, ASML und Siltronic (Freiberg) mit Produktionsstandorten angesiedelt.
Infineon ist dabei, ein rund 5 Milliarden Euro teures Werk in Dresden neu zu errichten. Zudem bauen Bosch, Renesas und Texas Instruments (TI) weltweit ihre eigenen Produktionskapazitäten weiter aus. Dazu werden entweder eigene Halbleiterwerke neu errichtet oder bestehende Standorte erweitert.
Durch einen eingetretenen Nachfrageschwund bei Halbleitern aller Art sind jetzt wieder Kapazitäten bei Chipauftragsfertigern frei, sodass sich die Situation für die Autobauer in Deutschland entspannt hat. Womöglich war dies auch der Grund, warum es von TSMC noch keine Entscheidung zum Bau gibt.
TSMC baut aktuell eine Fabrik in Arizona, um Chips mit 4-Nanometer- und 3-Nanometer-Technologie herzustellen. Die Massenproduktion dieser Halbleiter soll 2024 starten.
Zudem wird in Japan ein Werk aufgebaut, das die 12-, 16- und 22-Nanometer-Technologie des Unternehmens sowie die 28-Nanometer-Spezialtechnologie verwenden. Hier soll die kommerzielle Produktion ebenfalls 2024 starten.
Die EU bemüht sich um Investitionen in der Chipindustrie, um die eigenen Lieferketten zu schützen. Allerdings ist man dabei auf die Unterstützung der großen Chiphersteller angewiesen.
Dissonanzen zwischen Taipeh und Brüssel
Ein gestern von Taiwans „Central News Agency“ (CNA) veröffentlichter Leitartikel besagt, dass die EU kein taiwanisches Halbleiterwerk erhalten sollte, sofern die Europäische Kommission keine Handelsgespräche mit Taipeh führt. Dies deutet auf eine Dissonanz in der Kommunikation zwischen der EU und Taiwan hin, die möglicherweise in dem Einfluss Pekings begründet ist.
Laut CNA erwartet man in Taipeh direkte Handelsgespräche zwischen der Europäischen Kommission und der taiwanischen Regierung.
„Die EU möchte, dass Taiwan Chipfabriken errichtet, aber für Taiwan besteht aus Unternehmenssicht keine Notwendigkeit dazu“, schrieb CNA. „Wenn die EU nur Chips aus Taiwan will, aber vor Diplomatie zurückschreckt, wird Taiwan mit seinen globalen strategischen Vorzügen dann so naiv sein?“, hieß es dort.
Die Spannungen zwischen Peking und Taipeh haben sich derweil weiter zugespitzt. Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an. Taiwan lehnt die Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas ab. Für Peking ist die Chiptechnologie nach der US-amerikanischen Sanktionspolitik in der Halbleiterindustrie noch ein besonderer Anreiz, Taiwan zu erobern. Die militärische Unterstützung der USA für Taiwan verhinderte dies bisher.
Taiwans dominierende Rolle auf dem globalen Chipmarkt stärkt seine strategische Position, während das Land intensiv versucht, den Handel und andere Beziehungen mit dem Westen zu vertiefen. Peking nutzt im Gegensatz dazu seine ganze politische, diplomatische und wirtschaftlich Macht, um Taiwan zu isolieren. Die Bundesrepublik akzeptierte dabei bisher Pekings Isolationspolitik.
Globalisierung im Chipsektor ist tot, der Handel in Gefahr
Die Gefahr eines militärischen Angriffs von Peking auf Taiwan wird durchaus gesehen. Das würde die Welt von hochwertigen Chips aus dem Hause TSMC abschneiden. Der Trend geht daher dahin, dass viele Nationen die eigenen Produktionskapazitäten für Halbleiter ausbauen. Halbleiter dienen der Produktion von Mikroprozessoren, diese wiederum bilden die Grundlage von Computerchips.
Auf einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung zur Halbleitertechnologie in Taipeh begrüßte der Gründer von TSMC die Bemühungen der USA, Pekings Fortschritte in der Halbleiterproduktion zu bremsen. Gleichzeitig befürchtet der erst 2018 als CEO von TSMC zurückgetretene Chang durch die „Verzweigung“ der globalen Lieferkette Kostensteigerungen und eine Verlangsamung der Verbreitung von Chips. Für ihn stünde außer Frage, dass die Globalisierung im Chipsektor tot sei.
„Der freie Handel ist nicht ganz so tot, aber er ist in Gefahr“ und „Friendshoring schließt Taiwan nicht ein“, sagte Chang auch mit Blick auf die USA. Amerika könne sich nicht auf Taiwan für Chips [durch die Gefahr eines militärischen Angriffs durch Peking] verlassen, sagte Chang. „Das ist natürlich Taiwans Dilemma.“
Bundesregierung erkennt Pekings Ein-China-Politik an
Die Bundesrepublik erkennt bisher Pekings Ein-China-Politik an. Allerdings sucht die Bundesregierung die Nähe zu Taipeh. So besucht erstmals seit 26 Jahren ein deutsches Kabinettsmitglied Taiwan. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) reiste am Montag, 20. März, in den demokratischen Inselstaat.
Ziel der zweitägigen Reise sei es, die Kooperation mit Taiwan in Wissenschaft, Forschung und Bildung zu stärken.
Der Ministeriumssprecher verwies darauf, dass Taiwan ein Hochtechnologiestandort und insbesondere in der Entwicklung und Produktion von Halbleitern weltweit führend sei. Schwerpunkte der Reise seien die Themen Halbleiterforschung und Fachkräfteentwicklung, die Forschung zur Nutzung von grünem Wasserstoff und der Ausbau der Kooperation in der Batterieforschung.
Was die Halbleitertechnologie angeht, so ist die USA vor Taiwan führend. Es folgen Südkorea, Japan, europäische Länder und schließlich China.
Im Januar hatten FDP-Bundestagsabgeordnete die Inselrepublik besucht und waren auch mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen zusammengetroffen. Der Besuch war vonseiten Chinas in scharfen Worten verurteilt worden.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin verwies am Freitag darauf, dass Deutschland „unterhalb der Schwelle der völkerrechtlichen Anerkennung“ enge und gute Beziehungen zu Taiwan unterhalte. Das betreffe viele Bereiche wie Wirtschaft, Kultur, Bildung, Wissenschaft und Forschung. Regelmäßiger Austausch und auch ein gegenseitiger Besuch von zuständigen Ministern sei „völlig normal“ und auch im Einklang mit der Ein-China-Politik. Teil dieses Prinzips ist es, Peking als alleinigen Repräsentanten Chinas anzuerkennen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion