Trauer, Wut aber auch Mahnen zur Besonnenheit – das sagen die Menschen nach dem Attentat von Solingen

Anfang der Woche die Hinrichtung am Hauptbahnhof in Frankfurt, Freitag der Anschlag in Solingen. In den sozialen Netzwerken wird gerade sehr intensiv darüber diskutiert. Dabei sind die Reaktionen ganz unterschiedlich: Sie reichen von Empörung und Angst bis hin zu Aufrufen zur Besonnenheit und dem Kampf gegen Hass und Intoleranz.
Titelbild
Solingen: Menschen halten inne und zeigen ihre Anteilnahme in einer stillen Gedenkminute für die Opfer des Attentats am 23. August 2024.Foto: Sascha Schuermann/Getty Images
Von 24. August 2024

Bei einem Angriff auf das Stadtfest in Solingen sind am Freitagabend drei Menschen getötet worden. Acht Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein. 

Am vergangenen Dienstag kam es auf dem Frankfurter Hauptbahnhof zu einer Hinrichtung eines 27-jährigen Mannes. Der mutmaßliche Täter, ein 54-jähriger Mann, wurde danach festgenommen. Das Opfer wie auch der Täter kommen aus der Türkei. Wie „Bild“  schreibt, soll die öffentliche Erschießung aus Rache erfolgt sein. Der nun erschossene Hakim E. habe sich demnach im Mai nach Deutschland abgesetzt, nachdem er nahe Antalya ein Familienmitglied seines späteren Mörders getötet hätte.

Laut „Bild“ wurde damals der 46-jährige Ahmet Ö. mit zwölf Schüssen getötet, als er gerade auf einem Erdbeerfeld arbeitete. Der Mörder des Bruders von Kemal Ö., dem Schützen aus Frankfurt am Main, war demnach Hakim E. – auch er soll damals aus Rache gehandelt haben.

Wut über Solinger Bluttat

Zwei Bluttaten in so kurzen Abständen sorgen für erhebliche Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Der Journalist Alexander Möhnle, der früher bei „Bild“ und heute Redaktionsleiters für Talkformate bei „Nuis “ ist, kritisiert auf X die Berichterstattung der„ Tagesschau“ und spricht von „Alibi-Berichterstattung“. 

Möhnle schreibt: 

„Keinerlei Angaben zum Täter, wenig bis nichts zur Tat selbst, während andere Medien Zeugen zitieren, die einen arabisch aussehenden Täter beschreiben. ⁦Tagesschau brilliert zum Anschlag in Solingen (mindestens drei Tote) mal wieder mit reiner Alibi-Berichterstattung.“

Auch der Influencer Tim Kellner kommentiert den Anschlag in Solingen auf X. Er schreibt: 

“Auf dem „Fest der Vielfalt“ messert ein „arabisch aussehender“ Täter zahllose Menschen nieder. Drei davon sind bereits tot. War das schon „vielfältig“ genug?”

Eine weitere Nutzerin von X mit dem Namen “Steffienchen” schreibt: 

„Es reicht. Ich will diese Politik nicht. Ich will diese Art Migranten nicht. Ich will wieder auf Stadtfeste gehen, ohne Angst zu haben, um meine Kinder, meinen Mann, Freunde, mich. Ich will leben ohne Angst. Es reicht!“

Mahnung zur Besonnenheit

Zur Besonnenheit mahnt hingegen der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz auf X. Polenz schreibt: 

„Das Fest der Vielfalt steht für alles, was Terroristen hassen: friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Weltanschauung und verschiedener Herkunft. Die Terroristen dürfen es nicht schaffen, unsere Gesellschaft gegeneinander aufzubringen.“

Ähnlich sieht es auch der Autor und Podcaster Jakob Springfeld. Springfeld schreibt auf X: 

„1. Gegen Islamismus und die extreme Rechte sein, schließt sich nicht aus. 2. Das was passiert ist, muss verurteilt werden, egal wer’s war. 3. Islamistische Morde rechtfertigen keinen Rassismus. 4. Solidarität mit den Angehörigen. 5. Abwarten, nicht auf Hetze reinfallen.“

Beten für die Menschen

Die Schauspielerin Veronica Ferres, selbst in Solingen geboren, äußert sich auf “Facebook” zur Bluttat in Solingen:

Solingen ist meine Heimatstadt. Ich bin dort geboren, zur Schule gegangen und aufgewachsen. Ein Teil meiner Familie lebt dort. So viele liebe Menschen, die mir nahe stehen, wohnen dort. Die Nachricht vom Anschlag auf das Stadtfest, bei dem ich als Ehrengast eingeladen war, hat mich sehr erschüttert.

Ihre Gedanken seien „gerade bei all jenen, die mit Freude und Unbeschwertheit feiern wollten und stattdessen Opfer einer unfassbaren Gewalttat wurden“. Ferres kündigte weiter an, sie werde für „all die Opfer sowie ihre Angehörigen und all die Verletzten“ beten, dass sie es schaffen werden.

„In Momenten wie diesen fühlt man sich alleine, oft machtlos und enttäuscht von einer Welt, die so viel Hass und Zerstörung in sich birgt. Doch dann erinnere ich mich daran, dass es in unserer Stärke liegt, zusammenzustehen. Dass wir lernen müssen, in Gemeinschaft zu leben, füreinander da zu sein, und unermüdlich gegen Hass und Intoleranz anzukämpfen”, so die Schauspielerin abschließend. 

“Man fühlt sich nicht mehr sicher“

Celine Derikartz, die für das „Solinger Tageblatt” von der Veranstaltung berichtete, beschrieb in der Lokalzeitung die Atmosphäre nach dem Attentat  als „gespenstisch”. Innerhalb kürzester Zeit habe sich die fröhliche Stimmung in Schock verwandelt, und sie sei auf viele weinende Gäste gestoßen. Der Neumarkt leerte sich schnell. An den Bushaltestellen versammelten sich Menschen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Festival der Vielfalt angereist waren.

Schon vor dem geplanten Auftritt der Band Topic wurde das Konzert der Band See You auf dem Mühlenplatz abgebrochen. „Die Menschen sind geschockt, aber friedlich vom Platz gegangen“, berichtete Philipp Müller, der die Veranstaltung organisiert hatte, gegenüber dem “Solinger Tageblatt”. Einige hätten den Ort hastig verlassen.

In der “Bild” berichtet der Augenzeuge Aykut Mutlu, der das Fest am Freitag besucht hat. Er habe einen Knall gehört, Menschen seien weggelaufen und er habe dann Menschen auf dem Boden liegen sehen, schildert Mutlu den Augenblick des Anschlags. Auf seine Gefühle angesprochen, sagt der junge Mann: “Trauer, Wut. Man fühlt sich nicht mehr sicher. Es könnte jeden treffen.” Jetzt sei die Bundesregierung gefragt. Wenn diese meine “nicht richtig handeln zu müssen”, dann passiere genau so etwas, sagt Mutlu mit Blick auf das Attentat. 

Die Festivalbesucherin Jasmin Herger ist ebenfalls besorgt. Sie sagte gegenüber “Bild” nach dem Anschlag: „Ich habe drei Kinder zu Hause und (bin) alleine und ich möchte, dass es denen weiterhin nicht an der Mama fehlt. Ich habe nicht direkt Angst. Aber natürlich hat man da Respekt vor, dass man so denkt: Okay, der Nächste könnte einem in die Schulter stechen oder in die Pulsschlagader.’ So wie das auch da vor ein paar Minuten passiert ist.“

Der gebürtige Solinger Peter Eisenbeiser sieht nun die Politik gefordert, zu handeln: „Wir haben uns früher auch mal auf den Kopf geschlagen – aber mit Messer oder mit Waffen, so was kenne ich nicht. Und das nimmt heutzutage immer mehr zu und ist schon fast Normalität. Man liest und hört Messerstecherei, sogar 13-jährige Kinder, Jugendliche, Massenvergewaltigung. Das ist doch nicht normal. Das kann man nicht dulden, da muss man etwas dagegen unternehmen.“

 

 



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