Insider: „THW nicht gut auf Blackout vorbereitet“
„Vom THW aus haben wir so gut wie keine Vorbereitung auf einen Blackout“, sagt ein Insider, der anonym bleiben möchte. THW steht für die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk und ist dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat unterstellt.
Man habe zwar Vorbereitungen getroffen, aber das Thema Blackout wäre in den letzten Monaten weder gezielt beworben worden, noch wären umfassende Rundverfügungen herausgegeben worden. Das erklärt er im Rahmen eines Interviews mit dem YouTuber und Edelmetallhändler Dominik Kettner.
Primär ist der Landkreis und der Bürgermeister zuständig
Das grundsätzliche Problem für den Katastrophenschutz in Deutschland sieht er in der Struktur. Für den Katastrophenschutz und die örtliche Gefahrenabwehr ist zuallererst der Landkreis bzw. der jeweilige Bürgermeister verantwortlich. Der Bund stellt mit dem THW lediglich eine Organisation zur Verfügung, die bei Bedarf abrufbar sei.
Der zuständige Landrat bzw. Bürgermeister muss also einen Katastrophenfall ausrufen und das THW anfordern. Dass das letzte Dorf im Ahrtal erst fünf Tage nach der Flutkatastrophe das erste Blaulicht-Auto gesehen habe, sage viel zur Effektivität des Hilfseinsatzes zu Beginn aus. „Auf der Führungsebene muss es ein großes Chaos gegeben haben, welche Einsatzeinheit wie wohin ausrücken kann.“
Theoretisch könnte es funktionieren
Theoretisch sei der THW technisch gut ausgerüstet, berichtet der Insider. „Wir haben sehr gute Materialien und Mittel zur Verfügung. Allerdings haben wir einen starken Personalmangel und häufig nicht die Helfer, um die Einsätze gut abarbeiten zu können.“
Es gebe viel moderne Technik in den Händen der rund 80.000 Ehrenamtlichen, die 90 Prozent des Personals ausmachen würden. Das Ehrenamt würde jedoch nicht ausreichen, um mit dieser modernen Technik optimal arbeiten zu können.
Laut Vorgabe vom Bund müssen sich alle Institutionen mit kritischer Infrastruktur (Leitstellen, Krankenhäuser, Wasserwerke etc.) bis zu 72 Stunden durchgehend autark mit Strom versorgen können. Wenn es über die 72 Stunden hinaus geht, unterstützt das THW diese Infrastruktur bei der Stromversorgung.
Die Zahl der Notstromaggregate, die das THW und die Energieversorger bereithalten, sei begrenzt, eine flächendeckende Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur nicht möglich. Um den einzelnen Bürger könnte man sich in diesem Fall nicht kümmern.
„Bundesvorrat reicht nur für 10 Prozent der Bevölkerung“
Könnte das THW in einer Krise die Wasserversorgung oder die Versorgung mit Lebensmitteln und lebensnotwendigen Medikamente sicherstellen? Das verneint der THW-Mitarbeiter deutlich. „Wir haben eine sogenannte Bundesreserve. Allerdings reicht dieser Vorrat an Getreide, Milchpulver und sonstigen Produkten nur für maximal 10 Prozent der Bevölkerung.“
Für die Wasserversorgung gibt es „in den Ballungsgebieten Notbrunnen. Wie einsatzbereit diese sind, unterliegt dem örtlichen Bürgermeister bzw. Landrat“, so der THW-Angehörige. Häufig sei solche Infrastruktur zurückgebaut worden.
Der ihm bekannte letzte Stand wäre, dass man eine Grundversorgung von 25 Prozent der städtischen Bevölkerung anstrebe.
Was sagen die Ministerien dazu?
Gegenüber Epoch Times erklärt eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, dass mit der Vorsorge und der staatlichen Lagerhaltung die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft beauftragt ist. „Die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ist in Deutschland gewährleistet. Das liegt am hohen Selbstversorgungsgrad Deutschlands bei bestimmten Gütern (Weizen).“
In der Bundesreserve seien Getreide wie Weichweizen, Roggen und Hafer in Höhe von gut 700.000 Tonnen gelagert. Die Zivile Notfallreserve (Reis, Erbsen, Linsen und Kondensmilch) umfasse einen Bestand von gut 125.000 Tonnen. „Je nachdem, wie viele zu verpflegende Personen und welche Tagesration pro Person unterstellt werden, reichen die Vorräte, je nach eingelagertem Produkt, zwischen wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen.“
Innen- und Wirtschaftsministerium
Für die Frage der Energieversorgung und damit auch „für Stromausfälle (Blackouts)“ ist das Wirtschaftsministerium zuständig, verdeutlicht eine andere Sprecherin des Innenministeriums. Auch ihr Ministerium sei in gewissem Maß beteiligt. „Unter dem Blickwinkel des Bevölkerungsschutzes befassen sich das BMI und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit der Frage, welche Vorkehrungen für den Fall eines Stromausfalls zu treffen sind.“
Gleiches gelte für Betreiber Kritischer Infrastrukturen. „Zu den eigenen (betrieblichen) Vorsorgemaßnahmen zählen unterschiedliche Aktivitäten wie die Erstellung und Umsetzung von Notfallplänen, die Anschaffung von Notstromaggregaten oder die Teilnahme an Arbeitskreisen und Übungen zu Stromausfallszenarien.“
Allgemein gehalten heißt es: „Bei der Notfallplanung für Stromausfallszenarien geht es vor allem darum, Rückfallebenen und Redundanzen zu schaffen.“ Das bedeutet, dass es Ersatzstrukturen gibt, die beim Ausfall einer Stromversorgungszufuhr genutzt werden können.
Eine Frage des Insiders
Lassen wir zum Abschluss noch einmal den THW-Insider zu Wort kommen. Für ihn ist es am wichtigsten, dass man sich mit seiner Verwandtschaft und vor allem mit seinen Nachbarn im Haus, in seiner Siedlung gut verstehe und sich zusammensetzt und beratschlagt. Was können wir im Katastrophenfall tun?
Jeder solle sich auch für sich selbst Gedanken dazu machen. Seine Frage lautet: Was passiert, wenn ich jetzt die nächste Woche nichts einkaufen kann?
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 57, vom 13. August 2022.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion