Thüringer SPD-Politiker lädt Thilo Sarrazin ein und bekommt Ärger
Der Thüringer SPD-Politiker Oskar Helmerich lud den islamkritischen Bestsellerautor und SPD-Mitglied Thilo Sarrazin ein, aus seinem Buch „Feindliche Übernahme“ zu lesen. Der von der AfD zu den Sozialdemokraten gewechselte Politiker will mit einer kritischen Veranstaltung am 22. Mai zum Thema Islamisierung in Deutschland ehemalige Wähler der SPD wieder zurückgewinnen. Nun sorgt sein Vorstoß für einiges an Aufregung in der SPD-Spitze.
„Thilo Sarrazin spricht vielen Menschen aus dem Herzen, die sich aufgrund einer Schweigespirale oft nicht mehr zu sagen trauen, was sie denken“, begründet Oskar Helmerich gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“ seine Entscheidung für die Einladung. Viele Bürger würden sich „oft gar nicht mehr trauen, zu sagen, was sie denken“.
Wegen seiner islamkritischen Äußerungen ist Sarrazin ein Dorn im Auge der SPD. Mittlerweile läuft bereits der dritte Versuch eines Ausschlussverfahrens aus der Partei. Die Rassismusvorwürfe konnten bislang nicht bestätigt werden.
Thüringer SPD-Chef: Das war ein Alleingang von Helmerich
Kaum wurde die Veranstaltung öffentlich, dementierte der Thüringer SPD-Chef Wolfgang Tiefensee auf twitter: Die Buchlesung mit Sarrazin sei ein „unabgesprochener Alleingang von Oskar Helmerich, keine Veranstaltung der SPD“. Er distanziere sich „ausdrücklich und scharf“ von den „islamfeindlichen Aussagen Sarrazins“.
Klarstellung: Die Buchlesung mit Sarrazin ist ein unabgesprochener Alleingang von Oskar #Helmerich, keine Veranstaltung der Thüringer SPD. Ich distanziere mich ausdrücklich und scharf von ihm und den islamfeindlichen Aussagen #Sarrazins. 1/2 #spdth #ltwh@MatthiasMeisner
— Wolfgang Tiefensee (@WTiefensee) 30. März 2019
Die Wähler für die SPD zurückholen
Mit dem geplanten Vorhaben stützte sich Helmerich auf eine Äußerung Tiefensees für die Landtagswahl 2019 im Oktober, die 2014 an die AfD verloren gegangenen Wähler anzusprechen und zurückzuholen. Auch dazu nahm Tiefensee Stellung.
Helmerich Äußerungen klingen so, als würde mit der Veranstaltung die Umsetzung einer Wahlstrategie vorangetrieben werden. Das sei nicht der Fall, so Tiefensee gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“. Er wolle Wähler nicht durch Anbiederung, sondern durch kritische Auseinandersetzung mit sozialen Themen zurückgewinnen.
Ich will bisherige AfD-Wähler durch kritische Auseinandersetzung zurückgewinnen, nicht durch Anbiederung. 2/2#spdth #ltwth
— Wolfgang Tiefensee (@WTiefensee) 30. März 2019
Unkritisch soll die Veranstaltung laut Helmerich allerdings nicht ablaufen. Vier Tage vor der Europawahl soll der 74-jährige Sarrazin im Parksaal des Steigerwaldstadions neben seiner Lesung aus seinem Buch anschließend ein Streitgespräch mit Suleman Malik von der Erfurter Ahmadiyya-Gemeinde führen.
Oskar Helmerich will SPD auf richtigen Weg zurückbringen
Oskar Helmerich war Mitbegründer der AfD in Thüringen. Doch wegen Streitigkeiten über den AfD-Fraktionschef Björn Höcke trat Helmerich schließlich aus der AfD aus und wandte sich den Sozialdemokraten zu.
Dort wurde er nach anfänglicher Skepsis zum justizpolitischen Sprecher der SPD berufen. Innerhalb der SPD spricht er sich für „weniger Nahles und mehr Tiefensee“-Politik aus und will alte AfD-Wähler durch eine Änderung der Ausrichtung der Politik zurückgewinnen. (nh)
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