Thüringen: Polizei löst Karnevalsumzug zu Lichtmess mit 90 Teilnehmern auf
In einem Ort im Südthüringer Landkreis Schmalkalden-Meiningen haben rund 90 Menschen einen illegalen Karnevals-Umzug gefeiert. Bei dem Umzug zu Lichtmess am Sonntagnachmittag in Jüchsen hielten viele Beteiligte Mindestabstände nicht ein und trugen keine Mund-Nasen-Bedeckungen, teilte das Landratsamt Schmalkalden am Montag mit.
Dem Mitteldeutschen Rundfunk zufolge waren die Menschen teilweise kostümiert, auch Fahrzeuge und Pferde seien dabei gewesen.
Der Kreis #SchmalkaldenMeiningen weist thüringenweit aktuell den höchsten #Corona–#Inzidenzwert auf. Dennoch haben dutzende Narren im Dorf #Jüchsen illegal einen #Lichtmess-Karnevalsumzug gefeiert. https://t.co/fMbs2nqHuh #Karneval
— MDR THÜRINGEN (@mdr_th) February 1, 2021
Landrätin Peggy Greiser nannte den Umzug angesichts der Coronalage „absolut verantwortungslos und nicht zu tolerieren“. Es habe bei dieser „illegalen Veranstaltung“ gleich mehrere Verstöße gegen die Verordnung des Landes Thüringen gegeben. Sie kündigte an, die Verstöße zu ahnden.
Auch der Landesverband Thüringer Karnevalvereine distanzierte sich „von jeglichen Aktivitäten im Bereich von Liveveranstaltungen und Umzügen“.
„In den aktuell so schwierigen Corona-Zeiten ist dies einfach verantwortungslos und rückt den organisierten Karneval in ein völlig falsches Licht“, kritisierte der Verband am Montag.
Nach Lautsprecherdurchsagen der Polizei wurde die Ansammlung den Angaben zufolge aufgelöst. Es wurden insgesamt sieben Strafanzeigen wegen Beleidigung, Verletzung der Vertraulichkeit des Worts und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte gefertigt.
Landrätin kündigte empfindliche Strafen für Nachahmer an
Auch für den Fall möglicher Nachahmer in anderen Orten kündigte Greiser empfindliche Strafen an. „In den Krankenhäusern kämpfen Ärzte und Pfleger um unzählige Menschenleben, daheim bangen viele um ihre wirtschaftliche Existenzen, und hier wird munter Karneval gefeiert“, kritisierte sie. „Da fehlt es offenbar komplett an Realitätssinn und Rücksichtnahme.“
Die Landespolizeiinspektion Suhl verwies auf die drohenden Folgen einer solchen „illegalen Veranstaltung“. Aus strafrechtlicher Sicht könne durch einen nicht genehmigten Karnevalsumzug im öffentlichen Verkehrsraum der Tatbestand der Nötigung und der Gefährdung des Straßenverkehrs erfüllt sein.
Zudem drohten Ordnungswidrigkeiten, die mit Geldbußen belegt werden könnten. „Die Polizei wird gemeinsam mit den zuständigen Behörden gegen solche Vorhaben vorgehen und die notwendigen Maßnahmen treffen“, erklärte die Polizeiinspektion.
Hohe Inzidenz im Landkreis Schmalkalden-Meinungen
Der Landkreis Schmalkalden-Meinungen hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit die höchste Inzidenz. Diese liegt dort aktuell bei knapp 326 positiven Testergebnissen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.
Jüchsen gehört zur Gemeinde Grabfeld. Die jährlich Anfang Februar veranstaltete Lichtmess in dem Ort gilt als bekannte, für einen Teil der Menschen sehr wichtige und beliebte Karnevals-Veranstaltung. Mit Mariä Lichtmess ging früher für Katholiken am 2. Februar die Weihnachtszeit zu Ende. (afp/er)
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