Tausende Linke demonstrieren trotz Corona-Krise in Berlin – 18 Polizisten verletzt
Tausende Anhänger der linken Szene haben sich am Abend des 1. Mai trotz der Corona-Krise in Berlin versammelt. Innensenator Andreas Geisel (SPD) bemängelte die „geballte Unvernunft“ angesichts der zahlreichen Menschengruppen im Stadtteil Kreuzberg, die den Mindestabstand nicht einhielten. Im RBB sprach er von insgesamt „mehreren tausend“ Teilnehmern. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik zog am Samstag gleichwohl eine insgesamt positive Bilanz des Demonstrationsgeschehens.
Die Veranstalter selbst gingen in ersten Schätzungen von 3000 Demonstranten in Berlin aus. Auch in anderen Städten kam es zu Menschenansammlungen anlässlich des Tags der Arbeit: Auf der Hamburger Reeperbahn löste die Polizei eine unangemeldete Versammlung auf. In Leipzig nahmen nach Polizeischätzungen mehr als 200 Menschen an Kundgebungen teil. In Chemnitz wurden aus einer unerlaubten Ansammlung von etwa hundert Menschen heraus Polizisten angegriffen, als diese laut Polizei auf den Mindestabstand hinwiesen.
In Berlin war eine dezentrale Protestaktion angekündigt worden, die an wechselnden Orten im Stadtteil Kreuzberg stattfand. Einige Beamte wurden laut Polizei durch Flaschen- und Steinwürfe verletzt. Obwohl die Veranstalter zur Wahrung des Mindestabstands aufgerufen hatten, beobachtete eine AFP-Reporterin mehrere Straßen, in denen sich teilweise hunderte Menschen dicht gedrängt gleichzeitig aufhielten.
„Es war trotz einzelner unschöner Bilder einer der friedlichsten, wenn nicht der friedlichste 1. Mai“, sagte Polizeipräsidentin Slowik gleichwohl am Samstag dem RBB-„Inforadio“. Lediglich in Kreuzberg hätten sich viele Demonstranten nicht an die Abstandsregeln gehalten, kritisierte auch Slowik. Dort habe es auch aggressives Vorgehen gegen die Polizei gegeben.
Insgesamt wurden am Tag der Arbeit in Berlin nach Polizeiangaben 18 Beamten verletzt. Mehr als 300 Menschen seien zur Identitätsfeststellung kurzzeitig festgehalten worden. Sechs Tatverdächtige, die nach dem Angriff auf ein ZDF-Kamerateam in Berlin-Mitte festgenommen worden waren, kamen am Samstag wieder auf freien Fuß.
Gegen mehrere Demonstranten wurden laut Polizei Strafverfahren wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz eingeleitet. Außerdem wurden Strafanzeigen unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Sachbeschädigung erstattet. Die Polizei war am Tag der Arbeit mit 5000 Einsatzkräften in der Hauptstadt unterwegs. (afp)
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