Tausende Geldautomaten weniger – Bundesbank sorgt sich um Versorgung mit Bargeld
Die Zahl der Geldautomaten schrumpft in Deutschland weiter. Zwar ist der Anteil der Kartennutzung hierzulande deutlich angestiegen, jedoch zahlen die Menschen noch die meisten Einkäufe in bar.
Gleichzeitig haben allein Volks- und Raiffeisenbanken 2021 und 2022 rund 1.800 Geldautomaten im Bundesgebiet abgebaut. Das „Handelsblatt“ berichtet darüber unter Berufung auf Angaben des Branchenverbands BVR. Die Zahl sank demnach zum Ende des vergangenen Jahres auf 15.520. Das ist ein Minus von mehr als zehn Prozent.
Auch die Sparkassen, Marktführer im Geschäft mit privaten Kunden, haben erstmals nennenswert Geräte zur Bargeldversorgung abgebaut. Im Jahr 2021 ging die Zahl um etwa 1.034 auf 21.582 zurück, wie Bundesbankzahlen zeigen, neuere Daten liegen noch nicht vor. Dem Sparkassen-Lobbyverband DSGV zufolge lag die Zahl der Sparkassen-Automaten zuvor mehrere Jahre stabil bei rund 23.000.
Wegen der deutlichen Einschnitte ins Automatennetz sorgt sich die Bundesbank bereits um die Versorgung mit Bargeld in Deutschland. Ende 2021 zählte die Bundesbank gut 55.000 Geldautomaten, 4.000 weniger als 2018. Das Analysehaus Barkow Consulting kam auf gut 48.000, da es nach eigenen Angaben Doppelzählungen herausgefiltert hat.
Zugang zum Bargeld wahren
Die Nutzung des Onlinebankings steigt, es kommt bei immer mehr Transaktionen zum Einsatz. Die EU plant seit Längerem, mit dem „digitalen Euro“ dem Bürger eine Alternative zum Bargeld zu bieten. Dabei teilte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits mit, dass dabei die „volle Anonymität, wie sie Bargeld bietet“, nicht mehr vorhanden wäre.
Geldautomaten sind teuer für Banken, die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen Sprengungen und Automatenknacker steigen. Andererseits wollen die Kunden weiterhin eine unkomplizierte Versorgung mit Bargeld. Das gilt besonders für die öffentlich-rechtlichen Sparkassen, deren Träger und somit quasi Eigentümer die Kommunen sind.
Die Bundesbank beobachtet den fortschreitenden Rückbau der Geldautomaten und der Bankschalter genau. Dieser birgt „ein Risiko, dass das bestehende Netz der Abhebungsorte Risse bekommt“, heißt es in ihrem Januar-Monatsbericht. Für die Bürger werde es komplizierter, per Geldautomat an Bargeld zu gelangen, so die Notenbank.
Kürzlich gab es dazu landesweit Analysen zur räumlichen Verteilung und Verfügbarkeit von Abhebeorten in Kommunen. Diese zeigen, dass für 79,8 Millionen Bürger oder 96 Prozent der Bevölkerung in Deutschland eine Bankfiliale oder ein Geldautomat in der eigenen Gemeinde verfügbar ist. Dennoch gibt es viele Bürger, die ihre Gemeindegrenzen verlassen müssen, um an den nächstgelegenen Abhebeort zu gelangen.
Für den Bargeldbezug am nächstgelegenen Geldautomaten oder Bankschalter müssen die Bürger im Schnitt 1,7 Kilometer überbrücken. 76,3 Millionen Verbraucher, etwa 92 Prozent der Bevölkerung, haben innerhalb ihrer Kommunen die Möglichkeit, Bargeld an einer Laden- oder Supermarktkasse zu beziehen. Die durchschnittliche Entfernung zur nächstgelegenen Laden- oder Supermarktkasse beträgt 2,9 Kilometer.
Starke Zunahme von Sprengungen
Die zunehmende Zahl von Geldautomatensprengungen spielt eine Rolle beim Abbau von Geräten. Beim DSGV heißt es, dass an Risikostandorten geprüft werde, ob ein Geldautomat durch weitere Schutzmaßnahmen bestehen bleiben könne. „Ist dies nicht der Fall, kommt ein Abbau infrage.“
Die Zahl der gesprengten Geldautomaten war im vergangenen Jahr nach oben geschnellt. Es gab in Deutschland fast 500 Angriffe. Das waren so viele wie noch nie. Auch 2023 geht die Angriffswelle weiter, in den ersten sieben Wochen des Jahres wurden rund 70 Sprengungen gemeldet, wie laut „Handelsblatt“ eine Umfrage unter den Landeskriminalämtern ergab.
Mit am häufigsten ereigneten sich die Geldautomatensprengungen bisher in Rheinland-Pfalz. Laut der Statistik des Landeskriminalamts gab es hier bis dato etwa doppelt so viele Sprengungen wie im gleichen Zeitraum 2021, wie der „SWR“ berichtet.
Ein großer Teil der in Deutschland aktiven Täter kommt aus den Niederlanden, nach einem Anschlag flüchten sie über die Grenze.
Das Landeskriminalamt von Nordrhein-Westfalen geht davon aus, dass der Großteil der Taten von einer mehreren Hundert Mann starken kriminellen Szene aus den Niederlanden verübt wird. NRW hat eine gemeinsame Grenze mit den Niederlanden.
Das Bundeskriminalamt kann die Gruppe in seinem Lagebild sogar weiter eingrenzen: „Bei den reisenden Tatverdächtigen aus den Niederlanden handelt es sich überwiegend um Personen aus der Region Utrecht/Amsterdam, die häufig einen marokkanischen Migrationshintergrund aufweisen.“ Sie würden ein kriminelles Netzwerk bilden, allerdings nicht mit einer festen Struktur. Ihre Taten begehen sie demnach in wechselnder Zusammensetzung.
Mehr Schutz, Abbau kein Tabu
Bei einem runden Tisch im Bundesinnenministerium (BMI) hatten sich Regierung, Bankenverbände und Polizeibehörden Mitte November darauf verständigt, dass die Schutzmaßnahmen verstärkt werden müssten und auch der Abbau kein Tabu sein dürfe. Da es bisher keine Anzeichen für weniger Sprengungen gibt, droht das Innenministerium der Finanzbranche nun mit einer gesetzlichen Regelung zum besseren Schutz der Geldautomaten.
Für den Fall, dass die gemeinsame Erklärung durch die Teilnehmer des runden Tisches nicht ausreichend umgesetzt werde und sich die Kriminalitätslage nicht nachweislich und im erforderlichen Umfang verbessere, halte das BMI gesetzliche Verpflichtungen für erforderlich. „Dabei wird es insbesondere um die gesetzliche Verpflichtung der Betreiber von Geldautomaten gehen“, teilte das Ministerium mit.
Die Niederlande waren bei der Bekämpfung gegen die Kriminellen in den letzten Jahren erfolgreich. Hier sank möglicherweise die Anzahl der Sprengungen, weil die niederländischen Banken unter anderem die Verklebetechnik einsetzen. Das bedeutet, dass ein eingebauter Mechanismus bei Explosionen den Geldscheinen automatisch ein Klebstoff zufügt – das Geld wird unbrauchbar. Zudem ist die Zahl der Geldautomaten in dem Nachbarland vergleichsweise gering. Laut niederländischer Notenbank waren es Ende 2019 gut 4.900 Stück. Barzahlungen werden in den Niederlanden allerdings nur noch relativ selten genutzt.
(Mit Material von dts)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion