„Täuschungsabsicht zeichnet sich ab“: Plagiat-Jäger nimmt Baerbock-Buch auseinander
Das Buch der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat es in sich – zumindest was den Verdacht von Plagiaten betrifft. Mittlerweile sollen von Plagiatsprüfern 43 auffällige Fragmente in dem Buch der Grünen-Vorsitzenden gefunden und teils sollen sogar fast ganze Seiten abgeschrieben worden sein.
Die Baerbock-Analyse
Bei der Analyse von Annalena Baerbocks Buch „Jetzt – Wie wir unser Land erneuern“ fand der österreichische Medienwissenschaftler und Plagiatsforscher Dr. Stefan Weber mit Stand vom 5. Juli die bereits angesprochenen 43 Auffälligkeiten. Das zeigt einen enormen Sprung seit dem letzten Update vom 3. Juli (29 Stellen) in der Auswertung des Baerbock-Buches.
Für die Statistik: Von bisher 22 plagiierten Autoren/Autorinnen ist die Rede. Der derzeitige Bericht (pdf) von Dr. Weber ist 25 Seiten lang, wovon 22 Seiten voll mit Beispieltexten sind.
Vorwurf der Täuschungsabsicht
„Konturen eines womöglich vollständig ‚gesampelten‘ Textes werden sichtbar“, so Weber, der als Beispiel die Seite 203 des Baerbock-Buches näher beleuchtet. Hier sind mehrere Textpassagen zu finden, die Weber der „Frankfurter Rundschau“ und der „Neuen Züricher Zeitung“ zuschreibt, wie beispielsweise:
- „Ohne Deutschland aber wird es kein Europa geben, das als Macht seine Interessen im 21. Jahrhundert vertreten kann.“ (NZZ) – „Ohne das stärkste europäische Industrieland wird es kein Europa geben, das als Macht im 21. Jahrhundert seine Werte und Interessen vertreten kann.“ (Baerbock, „Jetzt“, S. 203)
- „Um im Wettbewerb mit China und den USA mithalten zu können, muss es mehr Souveränität wagen. Das ist weniger eine militärische Frage als eine ökonomische und technologische.“ (Frankfurter Rundschau) – „Um in dieser vernetzten Welt auf Augenhöhe agieren und im Wettbewerb mit China und den USA mithalten zu können, muss die Europäische Union handlungsfähiger werden. Das ist weniger eine militärische Frage als eine ökonomische und technologische Aufgabe.“ (Baerbock, „Jetzt“, S. 203)
Webers Fazit: „Hier wird schon das Collage-Prinzip des Buchs erkennbar, das ich für alle Teile vermute, die nicht vom Mitverfasser stammen“, erklärte der Plagiatsexperte.
Er vermute stark, dass auf Quellennennungen verzichtet worden sei, weil sich die Leser und Rezensenten ansonsten wohl gefragt hätten, „wo in diesem Buch überhaupt originäre Ideen und Formulierungen von Frau Baerbock zu finden sind“. Es zeichne sich somit eine Täuschungsabsicht des Lesers und Rezensenten ab.
Das Muster des „Nicht-Selber-Denkens“
Gegenüber dem „Focus“ erklärte der Plagiat-Jäger, dass er bis vor Kurzem noch nicht sicher war, ob es sich bei den Plagiaten der Annalena Baerbock um Fahrlässigkeit oder Täuschung handelt. Aufgrund von neu entdeckten Textstellen im Buch ist sich Weber aber sicher, dass Baerbock ganz bewusst getäuscht habe. Baerbock habe unter Vorlage anderer Texte eigene Kopfarbeit simuliert. Es werde langsam ein Muster des „Nicht-Selber-Denkens und -Schreibens“ sichtbar.
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