Jeder soll automatisch Organspender sein – es sei denn, er widerspricht?

Gesundheitsminister Jens Spahn trommelt für einen Systemwechsel bei der Organspende: Bisher war die Zustimmung nötig, künftig könnte jeder automatisch Organspender sein - es sei denn, er widerspricht. Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann billigt Spahns Vorstoß.
Titelbild
Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen.Foto: Soeren Stache/dpa
Epoch Times3. September 2018

Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) spricht sich für einen Systemwechsel bei der Organspende in Deutschland aus. „Die Einwilligungslösung war ein behutsamer Ansatz, der sich jedoch nicht bewährt hat“, sagte Oppermann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Spanien hat vorgemacht, wie es besser funktioniert: dort ist jeder, der nicht widerspricht, Organspender.“

Oppermann sieht Spanien als erfolgreiches Vorbild: „Es werden dort wesentlich mehr dringend benötigte Organe gespendet und transplantiert als in Deutschland.“

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) trommelt seit einigen Tagen ebenfalls vermehrt für einen Systemwechsel bei der Organspende.

Bisher gilt in Deutschland, dass die Entnahme von Organen nur mit ausdrücklicher Zustimmung möglich ist. Eine Widerspruchslösung hieße, dass jeder automatisch als Organspender gilt – es sei denn, man widerspricht zuvor.

Bevor er einen Gesetzesentwurf in den Bundestag einbringt, will er aber ausführlich darüber debattieren lassen. Diese Diskussion solle jetzt im Bundestag geführt werden, sagte Spahn der „Bild“-Zeitung (Montag).

Jeder soll automatisch Organspender sein – es sei denn, er widerspricht

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich in der „Bild“-Zeitung für eine Widerspruchslösung bei Organspenden ausgesprochen. Danach solle künftig jeder Deutsche automatisch ein Spender sein, so lange er oder die Angehörigen nicht ausdrücklich widersprechen würden, sagte Spahn. Denn nur so könne „die Organspende zum Normalfall werden“.

Jens Spahn erklärt, dass eine solche Regelung zwar einen Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen darstelle, doch alle bisherigen Versuche der Politik, mehr Organspender zu gewinnen, seien ohne Erfolg geblieben.

Deshalb brauchen wir eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung.“

Weiterhin sollen Transplantationsbeauftragte in Krankenhäusern mehr Zeit für die Steigerung der Organspenden bekommen, er kündigte auch an, dass die Vergütung der Einrichtungen für den ganzen Prozess einer Organspende verbessert werden soll.

Kanzlerin Merkel befürwortet eine Debatte

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet angesichts niedriger Organspendezahlen in Deutschland eine grundlegende Debatte über mögliche Neuregelungen des Entscheidungsverfahrens. Sie finde es richtig, dass eine solche Debatte im Bundestag geführt werde, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.

Daran werde sich Merkel mit Interesse beteiligen, fügte er hinzu, ohne Angaben zur Position der Kanzlerin zu machen. Er verwies darauf, dass Merkel mehrfach für Organspenden geworben und niedrige Zahlen beklagt habe.

Zahl der Organspenden steigt leicht an

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist in der ersten Hälfte 2018 um 18 Prozent gestiegen. Das waren 72 mehr als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres. Auch die Zahlen der gespendeten und der transplantierten Organe stiegen in dem Zeitraum, es wurden 1623 Transplantationen durchgeführt (zuvor 1410).

Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation gab es im vergangenen Jahr 797 Spender, Ende August, so sagte Jens Spahn, warteten 10.000 Menschen in Deutschland auf ein Spendeorgan.

(dts/mcd/dpa)



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