Suspendierter Bundeswehrsoldat: Erst kam das Gefühl, dann kam das Unwohlsein und irgendwann kam dann die Angst

Der Berufssoldat Eric Mühle verweigerte die Corona-Impfung und wurde dafür suspendiert. Im Interview schildert er, wie es dazu kam, dass er den Befehl verweigert hat, und wie die Folgen sein Leben verändert haben.
Titelbild
Hauptfeldwebel Eric Mühle im Epoch-Times-Interview am Rande des 2. Corona-Symposiums der AfD im Deutschen Bundestag am 12. November 2023.Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Von 15. November 2023

Eric Mühle ist Soldat, er hat den Rang eines Hauptfeldwebels. Früher waren Soldaten reine Befehlsempfänger, hatten auszuführen, was ihnen die Vorgesetzten befahlen. Doch die Zeiten, so wird Eric Mühle im Verlauf des Interviews mit Epoch Times berichten, gehören der Vergangenheit an.

Bedingungsloser Gehorsam ist heute nicht mehr Teil des Alltags eines Bundeswehrsoldaten. Daher hat er von seinem Recht Gebrauch gemacht, Fragen zu stellen und einen Befehl zu verweigern. Dafür wurde er suspendiert, erzählte er bei seinem Vortrag beim Corona-Symposium in Berlin, zu dem die AfD-Fraktion im Bundestag für den 11./12. November 2023 eingeladen hatte.

Gegen die Duldungspflicht gestellt

Eric Mühle hatte sich gegen den Befehl gestellt, sich einen COVID-19-Genimpfstoff verabreichen zu lassen. Damit hatte er gegen die Duldungspflicht verstoßen, die eine „militärische Besonderheit“ darstellt, wie auf der Internetseite der Bundeswehr erläutert wird. So hat die Duldungspflicht ihre Grundlage im §17a, Abs. 2 des Soldatengesetzes. Dort ist festgelegt, dass alle Soldaten und Soldatinnen dazu verpflichtet sind, „alle angewiesenen Impf- und Prophylaxemaßnahmen zu dulden“. Im Gesetz ist auch festgelegt, dass das im Grundgesetz geregelte Recht auf körperliche Unversehrtheit damit eingeschränkt wird.

Mühles konsequente Weigerung, sich den mRNA-Impfstoff injizieren zu lassen, sowie die damit einhergehende Suspendierung sorgte für einige mediale Aufmerksamkeit. Der Soldat war die vergangenen sechs Jahre Teil einer spezialisierten Einheit, erläutert er im Interview, „was das Ganze vielleicht noch etwas brisanter macht“. Vor Gericht solle sich nun zeigen, „dass dieser Befehl (zur Impfung, Anm. d. Red.) einfach nicht rechtmäßig ist. Und dann ist es natürlich auch mein Recht und meine Pflicht als Soldat, so einen Befehl nicht auszuführen.“

Spaltung auch innerhalb der Bundeswehr

Das Thema Impfen habe „natürlich auch die Truppe ziemlich gespalten“ – wie auch die Gesellschaft. Alles, was in der Gesellschaft passiere, geschehe auch bei Behörden „und natürlich auch bei der Bundeswehr“.

Nach seiner Suspendierung durfte er seinen Beruf nicht mehr ausüben, auch musste er die Uniform umgehend abgeben. „Ich habe Uniformtrageverbot“, erläutert er eine von zahlreichen Konsequenzen. Auch dürfe er militärische Einrichtungen nicht mehr betreten, „außer in medizinischen Notfällen“. Massiv war für ihn der Einkommensverlust. 40 Prozent – zeitweise war es sogar die Hälfte – bekommt er weniger. „Das subsumiert sich natürlich jeden Monat“, erläutert er. „Und das ist nicht unerheblich. Wir sind da schon im fünfstelligen Bereich.“

Der ablehnenden Haltung gegenüber der Impfung sei ein „Riesenprozess“ vorangegangen. „Es war ein Prozess der Veränderung.“ Mühle spricht vom „Aufwachen“, obwohl er nicht genau wisse, ob es das wirklich gibt, das Aufwachen. „Es war am Anfang ein Gefühl“, versucht er seine Entwicklung zu beschreiben.

„Ich komme aus dem Leistungssport. Ich habe viele Freunde, die Leistungssport betreiben, und die Einschläge kamen immer näher. Und da dachte ich mir, irgendwas passiert hier, irgendwas ist nicht richtig.“ Auch habe er „natürlich gelesen“, sich mit Studien beschäftigt. „Ich bin in der taktischen Medizin beheimatet, das ist mein Handwerk in der Bundeswehr.“

Und dann kam ein Unwohlsein, gefolgt von Angst, „weil man schon gesehen hat, was passiert. Und deswegen war dann meine Entscheidung einfach, dass ich diesen nicht rechtmäßigen Befehl einfach auch nicht ausführen darf“, betont er.

Mühle: Die Kameraden waren ständig krank

Er habe Erkrankungen wahrgenommen, „die halt in zeitlichem Zusammenhang (mit der Impfung, Anm. d. Red.) waren“. Im Kameradenkreis „waren die Leute ständig krank, obwohl das ja verhindert werden sollte“. Er sei der Einzige, der bislang kein Corona hatte. „Unsere Jungs, die waren zwei, dreimal richtig schwer krank“, berichtet Mühle. Einer, „ein fitter, junger Mann“, habe wochenlang nicht laufen können. Selbst das Gehen fiel ihm schwer, zu joggen und Sport zu treiben, war unmöglich.

Als Soldaten seien sie auch verpflichtet, auf ihre Gesundheit zu achten.  „Und wenn sich dann plötzlich etwas verändert, nach einem medizinischen Eingriff, dann muss da irgendwo was sein. Das hat man gesehen, das hat man gespürt und das hat man dann auch irgendwann gewusst“, schildert er die wahrgenommenen „Einschläge“.

Mühle hatte Fragen, aber „das ist natürlich dann so eine Sache, wenn man Fragen stellt“, berichtet er weiter und erwähnt eine Auseinandersetzung mit seinem Chef. Er wolle das nicht näher ausführen, „aber natürlich gab es da Fragen und da war man gar nicht so wirklich gesprächsbereit“. Und natürlich konnte auch niemand Fragen beantworten, „wenn man sich damit nicht beschäftigt und einfach nur Befehle befolgt“.

In vielerlei Hinsicht herrschte die Angst

Wie eingangs erwähnt, gehört das gehorsame Ausführen von Befehlen der Vergangenheit bei der Bundeswehr an. Soldaten dürften Befehle hinterfragen. „Das ist Recht und Pflicht“, sagt Mühle. Das habe er getan, suchte das Gespräch mit den Bundeswehrärzten. „Aber da gab es natürlich dann auch kein Übereinkommen.“ Es habe in vielerlei Hinsicht Angst geherrscht, auch davor, „mir entgegenzukommen. Das hat man in jedem Gespräch gemerkt.“

Schlüssige Antworten habe er nicht bekommen, „da waren wir ganz fernab“. Ob es nun die Tests waren oder die Möglichkeit zu zeigen, „dass man Antikörper schon besitzt“. Alles sei ignoriert worden.

Mühle sprach auch davon, dass – und vor allem wie – Druck aufgebaut wurde, um kritische Soldaten zur „vermeintlichen Impfung“ zu bekommen. Er schilderte den Fall eines jungen Kameraden, der dann „ein Gespräch beim Chef“ hatte.

„Unsere Ausbildung dauert sehr lange, ist kostspielig und natürlich auch für den Körper sehr anstrengend“, erläutert er. Und dann habe es das Gespräch gegeben, in dem dann auch darauf hingewiesen werde, dass man versetzt werden und den Job nicht mehr ausüben könne. „Ja, und damit überzeugt man dann schon auch die Leute; und der ist dann halt mit seinem kritischen Denken trotzdem in diese vermeintliche Impfung ‚reingegangen.“

Von der Kameradschaft blieb nicht mehr viel übrig

Ihn habe die Weigerung isoliert, berichtet Mühle. „Wenn man gegen den Strom schwimmt, dann ist man halt eben auch anders. Und dann haben die Leute vielleicht auch Angst, weil sie eben selber nicht wissen, wie die Situation einzuschätzen ist. Und ich stand dann eine ganze Zeit allein da, und das war sehr einsam.“  Daher sei es umso schöner, Gast bei diesem Symposium zu sein und alle diese Menschen zu sehen und sich zu vereinen. „Das ist Wahnsinn.“

Von der innerhalb der Bundeswehr oft gepriesenen Kameradschaft, vom Korpsgeist, war nach Mühles Weigerung, sich impfen zu lassen, aus seiner Sicht nicht mehr viel übriggeblieben. „Ich weiß nicht, was da psychologisch abläuft. Es ist vielleicht Angst. Es ist finanzielle Angst. Natürlich auch dann, wenn man Karrierevorstellungen hat innerhalb der Bundeswehr. Dann muss man natürlich auch aufpassen. Das sind dann wahrscheinlich die Mechanismen, die sehr gut gewirkt haben“, versucht er die Situation zu analysieren.

„Wenn in Aussicht gestellt wird, dass – wie bei mir – das Gehalt gekürzt wird, man vielleicht sogar unehrenhaft entlassen wird, (…) dann hat das schon einen erheblichen Strahlwert, auch auf andere Kameraden.“ Das habe gewirkt, bedauert Mühle.

Daher habe er sich gefreut, bei dem Symposium sprechen zu dürfen. Das zeige, „dass wir nicht allein sind, dass es Hilfe gibt“. Das sei sehr aufbauend, und auch zu sehen, dass „man die richtige Entscheidung getroffen hat“, Das sei „viel, viel mehr wert als das Geld, was mir vielleicht weggenommen wird. Die unehrenhafte Entlassung. Mein Gott, das kann ich alles ertragen. Aber hier zu stehen und zu wissen: Ich bin gesund und die Gesundheit hat mir keiner genommen, dafür war ich selber verantwortlich, das habe ich selber in die Hand genommen. Das ist einfach unbeschreiblich.“

Ein Leben vor Corona, ein Leben nach Corona

Während seiner Laufbahn als Soldat habe es auch mehrere Phasen der Veränderung gegeben, sagt Mühle auf Nachfrage von Epoch Times. „Die erste Veränderung hat stattgefunden nach meinen Einsätzen. Sowohl politisch als auch militärisch“, antwortet er. Die nächste große Veränderung, die stärker war als nach seinen Einsätzen, war „die Zeit mit Corona“.

Sein Weltbild habe sich verändert und auch er sich als Mensch. „Vor drei, vier Jahren hätten sie mir mit Spiritualität nicht kommen brauchen. Auch mit Gefühlen nicht. Also ich war da sehr kalt.“ Bei ihm habe sich ein „extremer Wandel“ vollzogen. Nach zwei Einsätzen in Afghanistan hat er sich die Frage gestellt: „Habe ich da wirklich was für Deutschland getan?“ Diese Frage wolle er „so offen im Raum stehen lassen“.

„Wir haben alle eine Aufgabe hier in Deutschland und die möchte ich auch gerne wahrnehmen“, fährt er fort. „Aber das werde ich, glaube ich, als Soldat nicht schaffen. Und ich möchte was verändern. Auch das werde ich als Soldat nicht schaffen und auch nicht Tausende Kilometer weit entfernt von Deutschland.“

Aufgaben hier anzunehmen, „das, glaube ich, wird in meiner alten Welt nicht mehr stattfinden“. Es werde nicht mehr möglich sein, in dieser alten Welt Veränderungen zu bewirken. „Deswegen gab es ein Leben vor Corona für mich und es gibt jetzt ein Leben nach Corona. Ich freue mich jetzt einfach darauf, was jetzt kommt.“

Das Interview führte Erik Rusch.



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