Studien eindeutig: Kinder sind keine Pandemie-Treiber – Rufe nach Schulöffnung

Sowohl in den USA als auch in Deutschland haben Forscherteams längerfristige Corona-Studien in der Zeit durchgeführt, als Schulen zwischen den Lockdowns geöffnet waren. Die Ergebnisse sind eindeutig: Gibt es Hygienekonzepte, geht von Kindern kaum eine Infektionsgefahr aus.
Titelbild
Schulkinder mit Mundschutz.Foto: iStock
Von 1. Februar 2021

Wenn es um die Frage geht, welche Lockerungen der Corona-Maßnahmen als erste auf der Tagesordnung stehen sollten, werden vor allem Kindergärten und Schulen genannt.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte in der Vorwoche sogar offen eine Öffnung ab dem heutigen Montag, 1. Februar, gefordert, ehe er angesichts der britischen Corona-Mutation in einer Freiburger Kita davon wieder abrückte.

In der Tendenz geben Studien Politikern wie Kretschmann Recht: Je kleiner Kinder sind, umso unwesentlicher ist ihre Bedeutung für die Pandemie-Infektionsketten.

Auch Zahlen aus der „zweiten Welle“ sind berücksichtigt

Jüngst wurde die noch nicht durch einen Peer-Review-Prozess gegangene Studie eines Forscherteams unter der Leitung von Ulrich von Both erstmals der Öffentlichkeit zugänglich, im Zuge derer die Infektionsentwicklung in Grundschulen und Kindergärten zwischen Juni und November 2020 ausgewertet wurden.

Von Both ist Kinderarzt am Dr. von Haunerschen Kinderspital an der Universitätsklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Ihr Projekt wurde als sogenannte „Virenwächter-Studie“ bekannt. Sie beobachtete die Ausbreitung von Corona bei Kindern bis elf Jahren.

Da ein Teil der dazugehörigen Erhebungen zwischen September und November 2020 stattfand, beinhaltet die Auswertung auch schon Daten aus der „zweiten Welle“.

Hygienestandards sind mitentscheidend

Insgesamt 2.149 Abstriche wurden im Zuge der Studie bei Kindern vorgenommen, von denen zwei einen positiven Test auf SARS-CoV-2 zur Folge hatten. Außerdem wurden im Zuge der Blutuntersuchung einer Betreuungsperson Antikörper gegen Corona gefunden.

In einem begleitenden Monitoring der ersten Öffnung nach dem Frühjahrslockdown zwischen Pfingsten 2020 und dem 31. Juli wurden keine positiven Testfälle festgestellt.

Insgesamt ziehen die Forscher aus ihren Ergebnissen das Fazit, dass Kinder im Krippen-, Kindergarten- oder Grundschulalter keine wesentliche Rolle bei der Ausbreitung von Corona spielen, sofern bestimmte Standards bezüglich Hygiene und Kontrolle eingehalten werden.

Dies bestätigte der Essener Chefvirologe Prof. Dr. Ulf Dittmer gegenüber dem „Focus“: Besonders kleine Kinder spielten als Verbreiter des Virus keine Rolle. Zudem dürfe nicht jeder andere Gesichtspunkt dem Infektionsschutz untergeordnet werden.

Kinder sind keine effizienten Verbreiter des Virus

Dittmer äußerte in einem Interview, es gebe zudem deutliche Unterschiede bezüglich des Infektionsrisikos zwischen Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen:

„Es haben sämtliche Studien in Deutschland gezeigt, dass insbesondere Kinder jüngeren Alters keine sehr effizienten Verbreiter des Coronavirus sind. Diese Kitas und Grundschulen sind keine Hotspots für die Corona-Verbreitung.“

Wenn die Kinder älter würden, ändere sich dies, und an weiterführenden Schulen habe es durchaus Infektionsketten gegeben. Aber auch dort sei das Risiko beherrschbar, wenn man darauf abgestimmte Hygieneprogramme einhalte.

Beachtlich sei mit Blick auf die Schulschließungen allenfalls das Argument, dass offene Schulen Mobilität hervorriefen und diese sich als potenzieller Treiber von Neuinfektion präsentieren. Bildung und die damit zusammenhängenden gesundheitlichen Fragen seien jedoch ebenfalls wichtige Güter, deren Bedeutung man in der Debatte nicht außer Acht lassen dürfe.

Studien in den USA bringen ähnliches Ergebnis

In den USA durchgeführte Untersuchungen lassen ebenfalls erkennen, dass die Schulen eine viel geringere Rolle bei der Verbreitung des Virus spielten als Pflegeheime oder der Arbeitsplatz. Das „Journal of the American Medical Association“ veröffentlichte Ergebnisse einer Untersuchung der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Demnach sei trotz der Vielzahl an Kontakten, mit denen ein Schulbesuch verbunden sei, keine Explosion der positiven Testfälle verbunden gewesen.

In Wisconsin wurden 4.876 Schüler und 654 Betreuer oder Lehrer im Herbst des Vorjahres einem Monitoring unterzogen. Unter diesen sei es zu 191 Corona-Infektionen gekommen, von denen jedoch lediglich sieben in der Schule stattgefunden hatten.

In North Carolina untersuchte man mehr als 90.000 Schulkinder. Nur 32 positive Testfälle waren nachweislich auf den Schulbesuch zurückzuführen.



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