Studie zu Migranten an „Brennpunktschulen“: Mehr Flexibilität bei Ausbildungswegen gefordert

Seit 2015 hat das deutsche Schulsystem schätzungsweise 130.000 jugendliche Flüchtlinge aufgenommen. Eine Studie gibt jetzt Einblick, welche Schwierigkeiten dabei aufgetreten sind.
Epoch Times8. März 2018

Diese Woche wurde die Flüchtlingsstudie „Schule als Sackgasse“ vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) veröffentlicht.

Die Studie weist darauf hin, dass die Integration von Migranten erschwert wird, wenn ihre Konzentration an Schulen bzw. in den Klassen sehr hoch ist und ein sehr leistungsschwaches oder sozial auffälliges Umfeld vorhanden ist. Sie empfiehlt eine bessere Kommunikation zwischen dem Lehrpersonal und mehr Flexibilität bei den Ausbildungswegen.

Thomas Bauer, Vorsitzende des Sachverständigenrates, äußerte sich zu der Studie, in der „WELT“.

Ausbildungsgänge sollen flexibler gestaltet sein

Wegen ihres schulischen Hintergrundes sei nicht zu erwarten, dass junge Asylbewerber „die theoretischen Prüfungen in der dualen Ausbildung ohne Weiteres schaffen“, sagte Bauer der „WELT“.

Man müsste das duale System also flexibilisieren und modulare Ausbildungssysteme einführen.“

Konkret sind damit Zwischenstufen gemeint, die in die Berufsausbildung eingebaut werden sollen. So erwähnte Bauer Zertifikate, die für eine praktische Ausbildung eingeführt werden könnten, damit die Ausbildung nicht an der Sprache scheitert.

Bauer betonte in diesen Zusammenhang, dass Zertifikate auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine sehr wichtige Rolle spielen.

Ähnlich wie bei dem Bachelor an der Universität könnte man ein solches Zertifikat für bestimmte Berufe einführen und den Status der Vollausbildung erhalten, die sich daran anschließen kann.“, meinte er.

Modularisierung der Ausbildung – eine Chance auch für Arbeitslose

Bauer sieht in der Modularisierung von Ausbildungen mit Zwischenstufen und (Zwischen-)Zertifikaten auch eine Möglichkeit, für Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen.

So könnte man Berufe wie Hilfsgärtner oder Hilfsschweißer schaffen. „Das ist nicht nur eine Chance für Flüchtlinge, sondern für alle Arbeitslosen“, so Bauer .

Außerdem solle sich Deutschland auf die weitere Aufnahme von Menschen ohne Deutschkenntnisse einstellen:

Schon jetzt hat jeder Fünfte in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das Phänomen von Zuwandererkindern in Schulen wird es also auch weiterhin geben. Wir sollten die Systeme darauf einstellen, dass es Standard ist, Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse an den Schulen aufzunehmen.“

Brodehl: Flexibilisierung und Senkung des Bildungsniveaus sind keine Lösung

Die Flexibilisierung sei keine Lösung, meint Dr. Frank Brodehl, bildungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Kieler Landtag:

Die vom SVR geforderte ‚Flexibilisierung‘ in der Ausbildung ist Augenwischerei, noch nie hat man Probleme dadurch gelöst, dass man das Niveau senkt. Und was für die Berufsausbildung gilt, gilt umso mehr beim Eintritt in die Schule.

Denn für erfolgreiches Lernen und eine integrative Teilnahme am Schulbetrieb seien gute Deutschkenntnisse essentiell, so der Politiker.

Gutes Deutsch essentiell für erfolgreiches Lernen

Brodehl ist der Ansicht, dass gute Deutschkenntnisse die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen seien.

Flüchtlingskinder lernen unsere Sprache tatsächlich dann am besten – und das praktisch nebenbei – , wenn sie einzeln oder nur zu zweit in einer Regelklasse sind. Denn dann sind sie besonders motiviert, Deutsch zu lernen und sondern sich nicht als Gruppe ab.“

Brodehl betont die Wichtigkeit, die Flüchtlingskinder gleichmäßig auf alle Schulen zu verteilen. Nur auf diese Weise könne ein positiver Effekt eintreten, „der für eine Integration in die Schule und damit in unsere Gesellschaft unverzichtbar ist“, so der AfD-Politiker.

Wo eine gleichmäßige Verteilung nicht möglich ist, müssten „[…] spezielle Sprach- und Förderangebote für Flüchtlingskinder in jedem Fall vor dem Schuleintritt bzw. vor der Eingliederung in den Regelklassenunterricht stehen“, fügte Brodehl hinzu.

Senkung des Bildungsniveaus ist der falsche Weg

Eine Absenkung des Bildungsniveaus sei keine Alternative zum Erlangen guter Deutschkenntnisse, „weder zu Beginn der Schulausbildung, noch später in der Berufsausbildung“, ergänzte der bildungspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion. (er)

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