Bertelsmann-Studie: Starker Rückgang von Populismus in Deutschland
In Deutschland gibt es einen starken Rückgang von populistischen Einstellungen. Das ist das Ergebnis des sogenannten Populismusbarometers der Bertelsmann-Stiftung und des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), welches am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im November 2018 war demnach noch jeder dritte Wahlberechtigte populistisch eingestellt, im Juni 2020 hingegen nur noch jeder fünfte.
Gleichzeitig stieg der Anteil unpopulistischer Wähler stark an: Nach 31,4 Prozent Ende 2018 war Mitte 2020 fast jeder zweite Wähler (47,1 Prozent) unpopulistisch eingestellt. Ihr Anteil legte damit um genau die Hälfte zu. Der abschwellende Populismus zeigt sich vor allem in der politischen Mitte. 2018 hatte diese Wählerschaft noch die größte Zunahme an populistischen Einstellungen verzeichnet.
„Insbesondere die politische Mitte erweist sich in der Auseinandersetzung mit der populistischen Versuchung als lernfähig und robust und damit als wichtigste Stütze des Meinungsumschwungs“, sagte Bertelsmann-Experte Robert Vehrkamp.
Ein Abgleiten der Unionsparteien und der FDP ins „populistische Wählersegment“ wurde demnach vorerst gestoppt. „Die Versuchung der beiden bürgerlichen Parteien, dem Populismus der AfD zu folgen, ihn nachzuahmen oder sich zumindest rhetorisch ihm anzupassen, verliert damit seinen elektoralen Anreiz“, sagte der Demokratieforscher Wolfgang Merkel.
Grüne „am wenigsten“ populistisch – AfD soll „extremer Ausreißer“ sein
Die Grünen sind laut Studie die „am wenigsten populismusanfällige Partei“. Als „extremen Ausreißer“ bezeichnet die Bertelsmann-Stiftung nur die AfD. Fast drei Viertel (73 Prozent) der AfD-Wählerschaft seien entweder „klar populistisch“ (38 Prozent) oder „zumindest teils/teils populistisch“ (35 Prozent) eingestellt.
Weiterhin geht aus der Studie hervor, dass „eine deutliche Mehrheit“ (56 Prozent) der AfD-Wähler entweder „latent rechtsextrem“ (27 Prozent) oder „manifest rechtsextrem“ (29 Prozent) eingestellt sein soll. Die Parteienlandschaft in Deutschland zeige sich insgesamt trotzdem deutlich populismusresistenter als vor und nach der Wahl 2017, so die Bertelsmann-Stiftung weiter.
Diese Trendumkehr habe sich bereits 2019 gezeigt, sei dann allerdings durch die Corona-Pandemie „stabilisert und leicht verstärkt“ worden. Nach dem Ausbruch der Coronakrise bestehe ein größeres Vertrauen in die Regierungsarbeit. Als populistisch eingestellt gelten Befragte, die sich gleichzeitig zu acht typisch populistischen Einstellungen in den Dimensionen Anti-Pluralismus, Anti-Establishment und Volkshomogenität bekennen.
Für die Studie befragte das Institut Yougov im Juni 2020 mehr als 10.000 wahlberechtigte Deutsche. (dts)
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