Stadt Chemnitz: 65.000 bei Open-Air-Konzert in Chemnitz
Das Konzert gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und für Solidarität in Chemnitz hat am Montag rund 65.000 Menschen in die sächsische Stadt gelockt. Diese Zahl gab die Stadt am Montag bekannt. Bands wie die Toten Hosen, Kraftklub oder Feine Sahne Fischfilet waren unter dem Motto „#wirsindmehr“ nach Chemnitz gekommen.
Die Polizei meldete Störungen
Am Rande der Veranstaltung hatte die Polizei wieder alle Hände voll zu tun. Am Gedenkort in der Brückenstraße gingen nach Angaben der Beamten von einigen Personen „Störungen“ aus. Weitere Details wurden nicht genannt. Eine andere Meldung war, dass das Mobilfunknetz im Bereich der Veranstaltung zum Teil überlastet war. Für Ärger unter den Besuchern sorgten auch Behinderungen auf der Zugstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig.
Es spielten im Konzert
#wirsindmehr – LIVE! Hier so.arte/wirsindmehr 17.00 Begrüßung und Schweigeminute 17.20 – 17.45 TRETTMANN 17.55 – 18.25 Feine Sahne Fischfilet 18.35 – 19.05 K.I.Z. 19.15 – 19.45 KRAFTKLUB 19.55 – 20.25 Nura030 (SXTN) / Marteria & CASPER 20.40 – 21.15 Die Toten Hosen
Aus einem Text von K.I.Z.
[Hook: Tarek]
Du Opfer was willst du machen?
Überall sind Kanacken
Deine Mama soll losgehn‘
Und die Wertsachen wegpacken
Wir ziehen Koks, E und Speed
Das Leben eines G’s
Wir boxen dich zu Kartoffelbrei
Ali, Murat, Rajid
[Bridge 1: Tarek]
Stich Stich Stich Stich Stich Stich Stich
Stich Stich Stich Stich Stich
Die Bands sind nicht unumstritten – sie wollen mit Gewalt gegen den Rechtsstaat vorgehen (FDP)
Aus der FDP kam indes Kritik am Auftritt von der Band „Feine Sahne Fischfilet“. „Die Veranstalter tun sich keinen Gefallen damit, wenn sie solche Bands, die mit Gewalt gegen den Rechtsstaat vorgehen wollen, einladen“, sagte FDP-Generalsekretärin Nicola Beer am Montag in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Auch die AfD kritisiert die Zusammenstellung.
In früheren Liedern der Band „Feine Sahne Fischfilet“ ist zu hören:
(aus dem Lied „Staatsgewalt“)
„Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen
Und schicken den Mob dann auf euch rauf
Die Bullenhelme – sie sollen fliegen
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein
Und danach schicken wir euch nach Bayern
denn die Ostsee soll frei von Bullen sein“
Oder diesen Text (aus dem Lied Wut):
Wer kein Rückgrat hat, der wird vereidigt auf den Staat.
Lieber Hartz 4 beziehn, im Bett bis um 4 liegen,
Bier trinken, Weed dealen, Speed ziehn,
Als Geld im Staatdienst verdien […]
Ich mach mich warm weil der Dunkelheitseinbruch sich nähert
Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt
Und der Hass – Der steigt!“
(aus dem Lied „Gefällt mir“)
„Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck!
Gib mir ein „like“ gegen Deutschland“
Das Konzert begann mit einer Schweigeminute für den am 26. August bei einer Messerattacke in der sächsischen Stadt getöteten Deutschen. Als Tatverdächtige sitzen ein Iraker und ein Syrer in Untersuchungshaft.
„Mob ist ihr Hobby“ und „Holt die Wasserwerfer“
„Liebe ist immer größer als Hass“, sagte der Hip-Hop-Künstler und erster Act des Konzerts, Trettmann. In der Menschenmenge hielten die Besucher Transparente mit Spüchen wie „Ihr seid unser fremder als jeder Flüchtling“ oder „Mob ist ihr Hobby“ hoch. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass das höchstens der Anfang sein kann“, sagte der Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“, Monchi.
Im Publikum wurden Pyrokerzen angezündet und lautstark „Alerta Antifascista“ gerufen. „Gegen Faschismus, gegen Rassismus, gegen Homophobie“, rief Felix Brummer von Kraftklub in die Menge.
Leute, die sich Faschisten in den Weg stellten, dürften nicht kriminalisiert werden, so der Sänger. „Wir wohnen auch noch in Chemnitz, wenn die Kameras wieder weg sind, manchmal hilft das Gefühl, nicht so alleine zu sein“, sagte er.
„Heute sind wir alle Chemnitzer“, startete der Rapper Casper seinen Act. „Ich weigere mich, zu glauben, dass die Welt nur grau, nur düster, nur schlecht ist“, sagte der Sänger.
Gegen 20:30 Uhr gingen die Toten Hosen als Headliner auf die Bühne und riefen „Holt die Wasserwerfer“. Die Menge skandierte „Nazis raus“.
Bundespräsident Steinmeier unter Druck – er unterstützt Linksextremismus
Unterdessen gerät Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wegen seiner Unterstützung für das Konzert gegen Rechts in die Kritik. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer monierte in der „Welt“, dass Steinmeier die Ankündigung der Veranstaltung am vergangenen Freitag auf seinem Facebook-Account geteilt hatte.
„Ich halte das für sehr kritisch“, sagte sie. Die an der Veranstaltung teilnehmende Band Feine Sahne Fischfilet war vom Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern zeitweise wegen „linksextremistischer Bestrebungen“ in den Blick genommen worden. In einem der Lieder der Band, „Staatsgewalt“, heißt es unter anderem: „Die Bullenhelme, die sollen fliegen, eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.“
Kramp-Karrenbauer sagte mit Blick auf die Teilnahme der Band: „Denn das, was wir wollen, ist, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat gegen Rechts zu schützen. Und wenn man das dann mit denen von Links tut, die genau in der gleichen Art und Weise auf Polizeibeamte verbal einprügeln (…), dann halte ich das für mehr als kritisch.“
Gegendemonstrationen wurden untersagt
Geplante Gegenveranstaltungen des ausländer- und islamfeindlichen Bündnisses Thügida und der Bewegung Pro Chemnitz waren von der Stadt untersagt worden, weil die angedachten Veranstaltungsflächen bereits belegt seien.
Politiker, darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU), hatten danach vor „Hetzjagden“ gewarnt. Die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden versucht weiterhin, an Hand von Videomaterial mutmaßliche Straftaten im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zu ermitteln. „Wir sichten das Material und sind mittendrin. In dem Teil, in dem wir bereits gesichtet haben, wurden keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass es solche Hetzjagden gegeben haben könnte“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.
(dpa/dts/ks)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion