SPD will geplante Psychiatrie-Reform stoppen
16 psychiatrische Fachgesellschaften und die SPD-Bundestagsfraktion fordern Gesundheitsminister Herrmann Gröhe auf, die geplante Einführung der Fallpauschalen für Psychiatrie-Patienten zu stoppen. In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ und dem gemeinnützigen Recherchezentrum „Correctiv.org“ kritisierte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, dass das „Pauschalierende Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik“ (PEPP) zu „schwerwiegenden und nicht leicht revidierbaren Nachteilen für psychisch Kranke“ führe. Lauterbach kritisierte, dass heute viele Menschen in psychiatrischen Stationen aufgenommen werden, für die es aus medizinischer Sicht besser wäre, zu Hause betreut zu werden: „Viele Psychiatrie-Patienten werden aus finanziellen Gründen im Krankenhaus gehalten, nicht aus medizinischen.“
Mathias Berger, Ärztlicher Direktor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Freiburg, sagte: „Auf ein Viertel der Psychiatrie-Betten könnte man verzichten.“ Während die Gesamtzahl der Klinikbetten in Deutschland seit 2003 sank, stieg die Zahl der Psychiatrie-Betten hingegen um 13 Prozent. Diese Entwicklung sei eine Folge falscher finanzieller Anreize, kritisierte der künftige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Arno Deister. „Kliniken produzieren, was sie bezahlt bekommen“, sagte Deister. Deshalb steige die Zahl von Psychiatrie-Patienten in Krankenhäuser in Deutschland deutlich. „Ein leeres Bett ist ein Widerspruch in sich selbst“, so der Psychiater. Deister fordert von den Krankenkassen und dem Gesundheitsministerium: „Das Geld muss sich von den Betten lösen.“
(dts Nachrichtenagentur)
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