SPD-Kernland: Holt sich die AfD jetzt auch den Ruhrpott?

Sozialwissenschaftler sehen Nordrhein-Westfalen bereits als die nächste mögliche Wählerhochburg der AfD. Die Alternative für Deutschland hatte bei den letzten Landtagswahlen vor allem in Brennpunkten der Arbeitslosigkeit und Orten mit einem beträchtlichen Migrantenanteil fast jede dritte Stimme bekommen. Aber die SPD könne das Ruder noch rumreißen.
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Frauke Petry, 23. Mai 2016 in BerlinFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times16. August 2016

Die SPD könnte auch in Nordrhein-Westfalen viele Stimmen an die AfD verlieren, so Wissenschaftler des Instituts für Demokratieforschung der Universität Göttingen im Gespräch mit „Focus-Online“. Diese Entwicklung könnte sich nach den letzten drei Landtagswahlen in Deutschland auch für das Ruhrgebiet, Deutschlands „Problemregion Nummer 1“, fortsetzen, mutmaßen die Forscher. Jeder Fünfte in dieser Region gilt als arm.

Bislang war das Ruhrgebiet SPD-dominiert. Wenn die SPD in ihrem Kernland noch punkten wolle, sei es bereits fünf vor zwölf. Sonst stünde ihr, wie bei den letzten Landtagswahlen, der Einbruch bevor, warnt Sozialwissenschaftler Häusler im „Focus“-Interview. Andererseits spricht der Forscher von der Fachhochschule Düsseldorf von Nordrhein-Westfalen als einem „schlechten Pflaster für Parteien aus dem rechten Spektrum“. Nordrhein-Westfalen sei seit über 200 Jahren ein Ort der Zuwanderung und ein Schmelztiegel vieler Nationalitäten, so seine Begründung.

Noch liegt die SPD in Nordrhein-Westfalen in Umfragen bei 31 Prozent. Sollte die Partei in ihrem Stammland einen Einbruch erleben, währe dies am heftigsten. Allein im Ruhrgebiet hat die Partei 45.000 ihrer 110.000 Mitglieder. Und genau auf ihre Mitglieder sollte die SPD nun setzen, so Häusler. Diese sollten als „Kümmerer“ in den Quartieren der Menschen, die sich allein gelassen fühlen, viel präsenter sein, rät der Wissenschaftler.

„Für das Ruhrgebiet stehen zwei sozialdemokratische Grundwerte im Mittelpunkt: Solidarität und Gerechtigkeit“, sagt Baranowski, der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen zur Zeitung. Dabei gehe es um Bildung, eine ordentliche Finanzausstattung der Städte und eine gute Infrastruktur, so der gleichzeitige Sprecher der Ruhr-SPD. Man brauche endlich einen sozialen Arbeitsmarkt und dürfe langzeitarbeitslose Menschen nicht einfach ohne Perspektive und Wertschätzung lassen. Dazu sei Unterstützung aus Berlin nötig, so Baranowski.

Unterdessen meldete sich Sigmar Gabriel aus der Hauptstadt für eine zweitägige Tour durch den Ruhrpott an. In Gelsenkirchen wolle er sich den Fragen der Bürger stellen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag Norbert Römer jedenfalls setzt voll auf Gabriel – auch als künftigen Kanzlerkandidat. Dieser würde die Sprache der Menschen sprechen und sich nicht wegducken, so Römer. Die Bürger des Ruhrgebiets hätten dafür eine Antenne und gingen Populisten nicht so schnell auf den Leim, meint der 69-Jährige aus Herne. Die Menschen hier hätten ein gutes Gespür, wer es ehrlich meine. Dass sich Gabriel öfter raubeinig gebe würde ihm nicht schaden, meint Römer. (dk)



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