SPD Hessen gratuliert Juden zu Jom Kippur – mit Bild der Al-Aksa-Moschee

Katzenjammer herrscht in der SPD Hessen nach einem Fauxpas anlässlich eines Jom-Kippur-Wunsches. Dieser war mit einer heiklen Falschbebilderung verbunden.
Die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem - ein muslimisches, kein jüdisches Gotteshaus.
Die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem – ein muslimisches, kein jüdisches Gotteshaus.Foto: picture alliance / Jennifer Heck/dpa
Von 7. Oktober 2022

Jom Kippur, der „Tag der Sühne“, ist der höchste religiöse Feiertag im Judentum. Er fand in diesem Jahr vom Abend des Dienstags (4.10.) bis zu jenem des Mittwochs statt. Die SPD Hessen wollte zu diesem Anlass jüdischen Mitbürgern in den sozialen Netzwerken einen Gruß übermitteln – und stolperte dabei in eine folgenschwere Blamage.

Wollte SPD Hessen Gruß mit „irgendwas mit Jerusalem“ illustrieren?

Zwar war die verwendete Grußformel „G‘Mar Chatima Tova“ („Möge Deine Einschreibung ins Buch des Lebens gut abgeschlossen sein“) eine angemessene. Für Anstoß sorgte jedoch die Bebilderung des Grußes. Möglicherweise in der Annahme, dass ein Bild aus Jerusalem gut zu einer Jom-Kippur-Würdigung passen würde, wählte man aufseiten der SPD Hessen auch ein solches aus.

Das Bild zeigte auch sogar ein religiöses Bauwerk in der Stadt, die Heiligtümer aller drei abrahamitischen Weltreligionen beherbergt. Allerdings handelte es sich bei dem abgebildeten Gebäude nicht um eine Synagoge, sondern um den Felsendom auf dem Tempelberg.

Im Islam gilt die dort befindliche Al-Aksa-Moschee als die drittwichtigste sakrale Stätte. Von dort aus soll dessen Prophet Mohammed im Jahr 620 seine Himmelsreise („Al-Miradsch“) angetreten haben.

Theologisch wenig problematisch – politisch umso mehr

Grundsätzlich gäbe es aus Sicht des Judentums keine Einwände, die gegen jüdische Gebete oder Feiern in einer Moschee sprechen würden. Bereits im Mittelalter erklärte der angesehene jüdische Gelehrte Maimonides, der Islam betreibe strikten Monotheismus.

Auch heute sieht eine große Mehrheit jüdischer Gelehrter das Betreten einer Moschee als deutlich unbedenklicher an als etwa einer christlichen Kirche, in der die Trinität verehrt werde. Nach der Eroberung einer Stadt im Russisch-Osmanischen Krieg (1877-1878) gestattete Rabbi Isaak Elchanan Spektor jüdischen Soldaten sogar die Nutzung einer Moschee als Gottesdienststätte.

Allerdings kommt speziell im Fall der Al-Aksa-Moschee eine heikle politische Komponente dazu. Das Bauwerk, das unter Verwaltung der Waqf-Behörde Jerusalem für fromme Stiftungen steht, ist regelmäßig Schauplatz von Unruhen. Auch in jüngster Zeit kam es dort vielfach zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und militanten Palästinensern.

Im Jahr 1969 verübte ein geistig verwirrter Australier in religiösem Wahn einen Brandanschlag auf die Moschee. Heute ist Nicht-Muslimen der Aufenthalt im Bereich der Moschee nur mit Sondergenehmigung der Waqf gestattet. Generell gilt er als unerwünscht.

SPD Hessen spricht von „etwas unterirdisch Dummem“

Die SPD Hessen hat die Grußadresse nach Hinweisen gelöscht und sich für den Fehler entschuldigt. Ein Parteisprecher erklärte am Mittwoch, der Fauxpas sei „trotz der Prüfung durch mehrere Mitarbeiter niemandem aufgefallen“. Auch auf Twitter kam eine Entschuldigung von Landespartei und Landtagsfraktion.

Auf dem gemeinsamen Account von Partei und Fraktion hieß es: „Uns ist etwas unterirdisch Dummes passiert, für das wir zu Recht hart kritisiert werden.“

Erinnerungen an „Verschissmuss“-Affäre 2019

Der Jom-Kippur-Fauxpas der SPD Hessen erinnerte einige Social-Media-Nutzer an einen ähnlichen Vorfall im Jahr 2019. Damals hatte sich der SPD-Verband in Mülheim an der Ruhr zum Gespött gemacht, als er bei einer Zeremonie zum Volkstrauertag einen Kranz für die Opfer des „Verschissmuss“ anbrachte.

Der Fehler war zwar offenbar in der Sphäre des Blumenhändlers geschehen, bei dem der Kranz in Auftrag gegeben wurde. Allerdings musste dem Bericht eines Lokalblogs zufolge ein anwesendes Ratsmitglied erst auf die Schreibweise hingewiesen werden.



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